Eine neue Fedora-Version hat immer etwas von einem Ausblick auf die Zukunft des gesamten Linux-Universums: Nirgendwo sonst geben ähnlich viele neue Technologien ihr Debüt, ein Umstand der dabei recht einfach zu erklären ist. Denn auch wenn Fedora ein Community-Projekt ist, steht dahinter doch mit Red Hat der größte - und finanziell erfolgreichste - aller Linux-Distributoren.

Ausrichtung

Dessen primäres Interesse ist es denn auch gar nicht die breite Masse der Linux-interessierten NutzerInnen für sich zu begeistern, Fedora ist primär als Testfeld für neue Entwicklungen gedacht - und damit nicht zuletzt auch für das eigene Red Hat Enterprise Linux. Die Hauptzielgruppe definiert man entsprechende erheblich anders als es etwa das breitenwirksamere Ubuntu tut. Fedora sei vor allem an technisch versierten NutzerInnen interessiert, die auch bei der Verbesserung der Distribution helfen könne, hatte es Projektleiter Paul Frields einmal vor einigen Monaten umrissen.

Cutting

Eine Herangehensweise mit der man sich über die Jahre den Ruf einer Cutting/Bleeding Edge-Distribution erarbeitet hat, bei der man zwar das Neueste vom Neuen bekommt, es aber ab und an auch mal zu Problemen kommen kann - vor allem mit nicht-freien Softwarekomponenten. Und doch ist diese Charakterisierung erheblich abschreckender als es Fedora eigentlich verdient - doch dazu später, immerhin soll ja nicht gleich zu Beginn das Fazit vorweggenommen werden.

Die Zukunft: Da.

Mit Fedora 13 liefert das Projekt nun eine neue Generation der eigenen Softwarezusammenstellung ab, eine Release bei der schon alleine der Blick auf die Liste der neu aufgenommenen Features beeindrucken kann. Wie sich das alles im Test schlägt, soll auf den folgenden Seiten näher beleuchtet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vor der Installation steht wie gewohnt der Download, Fedora streicht dabei vor allem zwei Optionen heraus: Neben dem umfassenden DVD-Image, das mit etwas mehr als 3 GByte auf das Download-Volumen schlägt, gibt es auch noch eine schlankere Live-CD, die neben dem Hineinschnuppern in den Fedora 13-Desktop auch dessen umgehende Installation erlaubt.

Auswahl

Der Unterschied ist dabei schnell erklärt: Während die DVD eine individuelle Zusammenstellung der Softwarekomponenten aus dem Fedora-Universum erlaubt, installiert die Live-CD ein "typisches" Desktop-System. Aus Platzgründen unterscheidet sich allerdings selbst beim Default-Install die Softwareausstattung in Nuancen: Die freie Office-Suite OpenOffice.org und die Bildbearbeitung GIMP wandern nur bei der DVD-Installation automatisch mit auf die Platte, selbiges gilt auch für das eine oder andere Fedora-spezifische Administrations-Tool. Eigentlich wollte man diesen Unterschied für Fedora 13 beseitigen, den anvisierten Schritt ganz auf CD-Images zu verzichten und statt dessen gleich auf USB-Stick-Images zu setzen, hat man aber fürs Erste wieder verworfen. Ein großes Problem sind diese Unterschiede aber ohnehin nicht, lassen sich die fehlenden Komponenten doch später leicht nachinstallieren.

Spins

Beide Auswahlmöglichkeiten gibt es sowohl in Versionen für 32- als auch für 64-Bit- x86-Systeme, den bislang obligatorischen PowerPC-Support sucht man hingegen vergeblich: Wie andere Distributionen auch, verabschiedet man sich mit Fedora 13 von dieser Architektur, zumindest was die offizielle Unterstützung angeht, hier hofft man auch darauf, dass die Community einspringt. Was noch erwähnt werden sollte: Neben der Default-Live-CD gibt es noch eine Fülle von alternativen "Fedora Spins" - speziell angepassten Varianten der Distribution. Dazu zählen etwa Ausgaben mit KDE oder Xfce-Desktop - von Haus aus ist Fedora ganz auf die GNOME-Umgebung angepasst - aber auch welche die sich mit ihrer Softwareauswahl an den Bildungsbereich richten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Jenseits des neuen Artworks für Fedora 13 präsentiert sich der unter dem Namen Anaconda bekannte Installer im weitgehend bereits gewohnten Erscheinungsbild. Die üblichen Aufgaben wie Auswahl einer Zeitzone, der Tastaturbelegung oder auch der Spracheinstellungen sind praktisch gleich geblieben, wirkliche Neuerungen bietet hingegen vor allem der Storage-Bereich.

Enterprise-Optionen

So stellt Anaconda nun die Wahl zwischen "Basic Storage Devices" und "Specialized Storage Devices" wie Storage Area Networks (SANs) oder Mainframe Attached Disks (DASD). Optionen, die vor allem für den Enterprise-Bereich interessant sind, wer damit also so gar nichts anfangen kann, darf getrost unhinterfragt auf den "Weiter"-Knopf drücken und so die Default-Auswahl übernehmen. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit schon vorab auszuwählen, welche Platten überhaupt später bei der Partitionierung zur Auswahl stehen - und in Folge am installierten System automatisch eingebunden werden - sollen.

Plus

Bei der Aufteilung der Platte erweist sich Fedora als äußerst flexibel, wer will kann hier - mit unterschiedlichen Vorzeichen - alles automatisch vornehmen lassen oder die Partitionierung auch manuell vornehmen lassen. Besonders positiv fällt bei Fedora einmal mehr auf, wie einfach es ist eine Vollsystemverschlüsselung vorzunehmen, ein Häkchen an der richtigen Stelle und die Distribution erledigt den Rest von selbst.

btrfs

Als Default-Dateisystem verwendet Fedora 13 übrigens weiterhin ext4, wer das Next-Generation-Dateisystem btrfs ausprobieren will, muss dafür ein paar Handgriffe extra  durchführen: So muss vor der Installation beim Bootloader der Parameter "btrfs" zur Kernel-Zeile hinzugefügt werden, ein Trick der übrigens auch nur beim DVD-Image funktioniert. Anschließend steht btrfs dann als zusätzliche Option im Partitionierungstool von Anaconda bereit und kann manuell ausgewählt werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wie lang das eigentliche Aufspielen der Pakete dann dauert, hängt nicht zuletzt von der Wahl des Installationsmediums ab, während die Live-CD - wegen der fixen Softwareausstattung - in Windeseile auf der Festplatte landet, braucht die DVD deutlich länger. Beim ersten Boot folgt dann wie von Fedora schon gewohnt der zweite Teil der Installation, die Konfiguration. Warum man hier weiter konsequent auf diese Zweiteilung beharrt, will sich dem Tester nicht so recht erschließen. Weder ist die Aufteilung sonderlich logisch, noch erfüllt sie sonst irgendeinen nachvollziehbaren Zweck. 

Cleaning

Insofern gilt was schon bei früheren Fedora-Tests immer wieder mal gesagt wurde: Wirklich groß etwa auszusetzen gibt es an Anaconda zwar nicht, der Installer schreit mittlerweile aber bereits geradezu nach einem grundlegenden Redesign. Vieles könnte hier sinnvoller zusammengefasst werden, ein besonders absurdes Beispiel hierfür ist sicherlich die Trennung von Zeitzonenwahl und der eigentlich Datum-/Zeiteinstellung, zwei Schritte die noch dazu durch einen Reboot getrennt sind.

Boot

Der Boot ins frische System offenbart dann zwei Dinge: Erstens ist der Startvorgang optisch dank Kernel-Based-Mode-Setting und dem von Red Hat entwickelten Plymouth mittlerweile auf praktisch allen Systemen äußerst ansprechend umgesetzt, zweitens aber auch erheblich behäbiger als beim aktuellen Ubuntu. Freilich sei erwähnt, dass Fedora dabei auch einige Services startet, auf die man bei Ubuntu von Haus aus verzichtet - etwa eine umfangreich vorkonfigurierte Firewall.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wie es sich für eine richtige Cutting-Edge-Distribution gehört, kommt für den Desktop natürlich nichts anderes als das Neueste in Frage. So beinhaltet Fedora 13 denn auch den GNOME in dessen aktueller Release 2.30.1.

Neues

Die letzte Ausgabe der 2.x-Reihe - bereits im kommenden Herbst will man ja GNOME 3.0 veröffentlichen - bringt dabei noch einmal einen ansehnlichen Brocken an Neuerungen für den Desktop (ausführlich im eigenen Feature zu GNOME 2.30 nachzulesen). Entgegen anderen Distributionen verzichtet Fedora auf große Anpassungen, und übernimmt den GNOME weitgehend unverändert - was natürlich auch nicht zuletzt daran liegt, dass man selbst die Maintainer für einige der zentralen GNOME-Komponenten stellt. Zudem verfolgt man bei Red Hat aber auch eine recht durchgängige Politik, Neuerungen gleich gemeinsam mit anderen Distributionen in den jeweiligen Upstream-Projekten zu entwickeln.

Nautilus

Eine der wichtigsten Änderungen für Fedora-NutzerInnen: Der File-Manager Nautilus nutzt nun von Haus aus den "Browser"-Modus, eine Darstellung, wie sie auch bei anderen Betriebssystem wie Windows oder Mac OS X gebräuchlich ist - und von Ubuntu und openSUSE schon lange bevorzugt wird. Die bisher bevorzugte "Spatial"-Ansicht, bei der für jedes Verzeichnis ein eigenes Fenster geöffnet wird, lässt sich zumindest aber noch optional nutzen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Eine der weiteren, sichtbaren Neuerungen im Nautilus ist die Split-View-Ansicht, mit der zwei Verzeichnisse direkt nebeneinander dargestellt werden können. Viel getan hat sich zudem bei der Mail/Kalender-Software Evolution, dies allerdings vor allem "unter der Haube": In Vorbereitung auf GNOME 3.0 wurden hier bedeutende Teile des Codes umgeschrieben und modernisiert.

Evolution

Dies hat sowohl erfreuliche als auch weniger erfreuliche Auswirkungen: Eine definitives Plus ist die Integration eines vollständig neuen IMAP-Supports, der unter anderem eine erheblich gesteigerte Performance für dieses Protokoll mit sich bringt. Allerdings hat man auf der anderen Seite die aus den Umbauten resultierenden Stabilitätsprobleme noch nicht ganz in den Griff bekommen - der Evolution 2.30 neigte in unseren Tests zu regelmäßigen Abstürzen. Insofern wohl verständlich, dass man bei Ubuntu hier lieber auf den Evolution 2.28 zurückgegriffen hat.

Aussehen

Sehr positiv hingegen, dass man bei Fedora auch in Look-Fragen zunehmend auf eigene Wege verzichtet: So verwendet man nun durchgängig das neue GNOME-Icon-Theme mit seinen hochauflösenden Icons, lediglich die Verzeichnis-Icons wurden optisch angepasst. Der visuellen Konsistenz tut zudem gut, dass man auch die Icons zahlreicher Fedora-spezifischer Tools diesem Look angepasst hat. Lediglich das GNOME-Default-Theme Clearlooks wirkt mittlerweile etwas angegraut, immerhin wird es aber für GNOME 3.0 ein neues Theme geben - das dann wohl in Fedora 14 landet. Trotz dieser kleinen Einschränkung bleibt Fedora 13 optisch definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein beinahe schon traditionelles Sorgenkind bei jeder Fedora-Release ist die Grafiktreibersituation. So liefert man bei der Distribution immer die neuste Generation des Grafikservers X.org aus, eine Aktualität bei der die Hersteller proprietärer Treiber nicht immer mithalten können. Dies setzt sich auch mit Fedora 13 fort, für den verwendeten xorg-server 1.8 gibt es bislang noch keine aktuellen Treiber von ATI, NVidia hat hier hingegen bereits nachgezogen. Allerdings soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass ATI-Karten mit den freien Treibern zu weiten Teilen ziemlich gut abgedeckt werden, wer also nicht gerade auf 3D-Spiele hofft, oder eine topaktuelle Karte sein Eigen nennt, sollte auch so mit Fedora 13 - samt Desktopeffekten - arbeiten können.

Nouveau

Dieser unerfreulichen Abhängigkeit von den GPU-Herstellern, will man ohnehin mit einer aktiven Unterstützung für die Entwicklung von freien Treibern begegnen. Deutliche Fortschritte macht man bei Fedora 13 in dieser Hinsicht für Nvidia-Hardware: Der Nouveau-Treiber bietet nun erstmals 3D-Unterstützung - wenn auch bislang nur optional. Wer diesen ausprobieren will, muss zuerst also noch das Paket "mesa-dri-drivers-experimental" nachinstallieren.

Ausprobieren

Wie gut das Ganze klappt, hängt dann auch von der konkret verwendeten Hardware ab, bei unserem Testrechner war Compiz damit praktisch nicht zu benutzen, es gibt aber auch positivere Berichten von NutzerInnen mit anderen Komponenten. Das Label "experimentell" verwendet man in diesem Zusammenhang als durchaus zurecht, ein - wichtiger - Schritt in die richtige Richtung ist dies trotzdem.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Zu den weiteren Neuerungen im Grafiktreiberbereich gehört der Support für DisplayPort-Anschlüsse bei Nouveau. Die Unterstützung für diese Verbindung wurde darüber hinaus auch für ATI-Karten verbessert. Und noch ein Hinweis: Da Fedora vollständig auf die Auslieferung von nicht-freien Komponenten verzichtet, müssen diese über ein externes Repository eingebunden werden. Insofern einmal mehr der Link auf RPMfusion, wo sich neben den Nvidia-Treibern auch zahlreiche Multimedia-Codecs für Fedora finden.

Software

In Fragen Softwareaustattung bringt Fedora 13 gleich eine ganze Reihe von Veränderungen im Vergleich zur Vorgängerversion mit sich. So wird nun von Haus aus die Bilderverwaltung Shotwell installiert, bisher hatte man hier wahlweise F-Spot - bei einer Installation von DVD - oder gar keine entsprechende Lösung installiert.

Funktionen

Shotwell ist dabei erheblich schlanker als F-Spot, deckt aber trotzdem zumindest die Basisfunktionen einer entsprechenden Software ab. So können die Bilder mit Tags versehen und in Events zusammengefasst werden, es gibt einen Slideshow-Modus sowie diverse einfache Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Neben einer Farbkorrektur gehört dazu auch eine automatisierte "Rote-Augen"-Entfernung sowie eine Crop-Funktion, Drehen und Spiegeln verstehen sich ohnehin beinahe von selbst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Darüber hinaus erlaubt Shotwell das Hochladen der lokalen Bilder auf diverse Online-Services, konkret unterstützt man hier Flickr, Facebook und Picasa. Trotz all dem: Mit der Funktionsvielfalt von F-Spot kann Shotwell derzeit noch nicht mithalten, zumindest scheint die Entwicklung derzeit aber rasch voran zu schreiten. Die Aufnahme in Fedora 13 wird hier das Interesse wohl noch weiter anfeuern, ebenso wie die angekündigte Integration der Software in Ubuntu 10.10.

Abgang

Für Fedora waren beim Wechsel auf Shotwell aber wohl ohnehin andere Beweggründe ausschlaggebend: Nach der Entfernung von F-Spot kommt man nun auch bei der Default-Installation von DVD gänzlich ohne das freie .Net Mono aus. Schon in der vergangenen Version war man ja vom ebenfalls in Mono entwickelten Desktop-Wiki Tomboy auf den in C++ verfassten 1:1-Nachbau GNote gewechselt.

Pino

Kein Ersatz für Bestehendes sondern ein vollständiger Neuzugang ist hingegen der Microblogging-Client Pino. Auch in Fedora 13 trägt man also dem Microblogging-Trend entsprechende Rechnung, dies mit einem Programm, das sich vor allem auf die Kernfunktionalität konzentriert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit der Funktionsvielfalt von Gwibber, das bei Ubuntu 10.04 zum Einsatz kommt, kann man insofern zwar nicht mithalten, andererseits erspart man sich auch dessen behäbige Performance - etwa in Hinblick auf die Startzeit der Anwendung. Eine Multi-Spalten-Ansicht sucht man vergebens, neben Twitter wird auch identi.ca unterstützt.

Deja Dup

Ebenfalls neu ist mit Deja Dup ein Backup-Tool, das das regelmäßige Erstellen von Sicherungskopien möglichst einfach machen will. Hinter einem minimalistisch gehaltenen Interface versteckt sich dann aber durchaus so manch interessante Funktionalität. So kann Deja-Dup Backups nicht nur in einem lokalen Verzeichnis oder auf einen externen Datenträger speichern, sondern diess auf Wunsch auch gleich direkt auf einen Server laden. Dabei unterstützt man gesondert Amazon S3, prinzipiell funktioniert das Ganze aber auch mit jeder Verbindung, die vom GNOME-Desktop aufgenommen werden kann, also von FTP bis SSH.

Verschlüsselung

Die Daten lassen sich auf Wunsch automatisch packen und verschlüsseln, zudem ist es möglich inkrementelle Backups zu erstellen, damit nicht immer der gesamte Datensatz neu kopiert werden muss. Das Programm erinnert auf Wunsch regelmäßig an die Updates, dafür integriert sich das Ganze mit dem Benachrichtigungsbereich des GNOME-Desktops. Wie viele Backups wie lange behalten werden sollen, lässt sich natürlich ebenso frei festlegen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Bogen zum nächsten Programm ist schnell geschlagen, bewerben sich doch sowohl Deja Dup als auch der GNOME Color Manager für die Aufnahme in GNOME 3.0. Letzterer versucht dabei eine nicht unerhebliche Lücke im freien Desktop zu schließen und spendiert diesem ein Tool zum Farbmanagement.

Profil

Dabei lassen sich sowohl bestehende ICC/ICM-Profile nutzen oder auch individuell angepasste selbst erstellen - die notwendige Kalibrierungshardware natürlich vorausgesetzt. Der GNOME Color Manager unterstützt sowohl die Veränderung der Bildschirmausgabe - wahlweise für den gesamten Screen oder auch nur für Programme, die das aktiv anfordern - sowie die Anpassung der Profile für Scanner, Drucker und Digitalkamera.

Simple Scan

Apropos Scanner: Mit Simple Scan ist eine neue Software für diesen Bereich in Fedora 13 aufgenommen worden, im Vergleich zum bislang gebräuchlicheren Xsane gefällt die Software vor allem mit einem reduzierten Interface. Die Basics wie das Beschneiden oder Rotieren des erzeugten Bildes werden hier aber natürlich trotzdem abgedeckt, selbes gilt für die Einstellung von Auflösung und Co. Wer will kann ein gescanntes Bild gleich direkt per Mail weiter verschicken.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bei der Hardwareunterstützung braucht sich Simple Scan nicht hinter Xsane verstecken, dies hat auch einen recht simplen Grund: Beide verwenden das selbe Backend zur Ansteuerung der Scanner - SANE. Im Test wurde ein einfacher USB-Scanner von Canon problemlos erkannt, das Scannen funktionierte ohne jegliche weitere Einrichtung.

Management

Eines der Unterfangen mit denen sich die Fedora-EntwicklerInnen im letzten Zyklus beschäftigt haben, ist die Neugestaltung des Bereich User-Management, eine Aufgabe die derzeit durch einen recht unübersichtlichen Wildwuchs an Tools geprägt ist. Mit dem "User Accounts Dialog" versucht man entsprechend nicht nur das GNOME-Einstellungstool "About me" sondern auch das Fedora-eigene - und reichlich angegraute - "users-admin" zu ersetzen. Zudem lassen sich hier auch die wichtigsten Einstellungen für den Login-Manager GDM vornehmen, etwa das Festlegen eines Accounts zum Autologin.

Bildhaft

Auch hier setzt man vor allem auf ein simples und einfach zu nutzendes Interface, so lassen sich Sprachauswahl und Account-Typ schnell festlegen. Wer will kann noch ein eigenes Bild per Webcam aufnehmen, bei der Passworterstellung hilft das Programm mit einer Qualitätsanzeige. Mit Fedora 13 versteht sich das Ganze aber offenbar noch als Preview auf kommende Änderungen, das Tool wird also nicht von Haus aus installiert. Wer damit trotzdem schon experimentieren will, kann dies durch die Installation des "accountsdialog"-Pakets.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Weitere Fortschritte macht Fedora 13 zudem im Druckerbereich: Wird ein neuer Drucker angehängt, sucht das System jetzt automatisch nach dem richtigen Treiber und bietet diesen umgehend zur Installation an. Ein sehr nützliches Feature, das zudem den Vorteil hat, dass nicht länger alle Druckertreiber von Haus aus auf die LiveCD wandern müssen, hier also mehr Platz für andere Komponenten geschaffen wurde.

Netzwerk

Der ebenfalls von Red Hat voran getriebene NetworkManager bekommt mit Fedora 13 weitere Möglichkeiten. Dazu gehört etwa die Anzeige der Signalstärke bei mobilen Internetverbindung sowie die Differenzierung zwischen Edge / HSDPA und Co. Außerdem kann hier nun das meist recht kostspielige Datenroaming gänzlich deaktiviert werden, neu ist zudem die Unterstützung von Dial-Up-Network (DUN)-Verbindungen für ältere Bluetooth-Handys. Dazu kommt ein gänzlich neues Interface, der NetworkManager lässt sich nun auch aus der Kommandozeile ansteuern.

Komponenten

Bei der restlichen Softwareausstattung dominieren Updates der bisher schon bei Fedora zum Einsatz kommenden Komponenten: So gibt es neben dem Firefox 3.6.3 auch die freie Office-Suite OpenOffice.org in der Version 3.2.0. Der Bittorrent-Client Transmission ist ebenso mit dabei wie der Instant Messenger Empathy, den ja mittlerweile die meisten Linux-Distributionen dem zuvor genutzen Pidgin vorziehen. Extra erwähnt sei noch einmal das GNOME-Disk-Utility für die Administration von Datenträgern, nicht nur weil Red Hat / Fedora hier die Entwicklung vorantreibt, sondern auch weil sich bei diesem in der letzten Release äußerst viel getan hat. Dazu gehören etwa die Unterstützung von LVM2, RAID, aber auch die Verwaltung von Platten auf einem Server.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einen kleinen Blick in die Zukunft von Linux-Dateisystemen erlaubt man mit der experimentellen Auslieferung des zuvor schon kurz erwähnten "btrfs". So will man künftig die platzsparenden "copy-on-write"-Snapshot-Funktionen des Dateisystems intensiv nutzen, in Fedora 13 finden sich allerdings nur die ersten sanften Schritte in diese Richtung.

Snapshot

So kann über die Nachinstallation des Pakets "yum-plugin-fs-snapshot" dafür gesorgt werden, dass bei jedem Paket-Update automatisch ein Snapshot erstellt wird, geht einmal etwas schief soll so ein "Zurückrollen" auf ältere Versionen des Systems einfach möglich sein. In der aktuellen Release beschränkt sich dies allerdings auf die Einbindung des solcherart erstellten Snapshots im Root-Verzeichnis des Dateisystems.

Ausblick

Eigentlich wollte man die Wahl zwischen verschiedenen Snapshots auch über den Boot-Manager Grub ermöglichen, diese Funktion wurde aber auf Fedora 14 verschoben. Selbiges gilt für die Integration mit dem GNOME-Disk-Utility, wo künftig der für den nächsten Mount-Vorgang bevorzugte Snapshot gewählt werden können soll, auch das manuelle Erstellen von Snapshots soll einmal an dieser Stelle zu finden sein.

Stolperfallen

An dieser Stelle auch noch ein kleiner Hinweis für alle, die btrfs bereits auf ihren Systemen testen wollen: Derzeit beherrscht btrfs "Copy-on-write" nur für das gesamte Dateisystem, das bedeutet, dass von einem Rollback tatsächlich alle dort befindlichen Daten betroffen sind. Wer also beim Zurückfahren von Paketupdates keine zwischenzeitlich erstellen persönlichen Daten verlieren will, sollte unbedingt eine getrennte Home-Partition anlegen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dass man auch über die Art, wie die Distribution ausgeliefert wird, sinniert, zeigt boot.fedoraproject.org. Dahinter verbergen sich neue Fedora-Images, die nur das absolute Minimum beinhalten, um anschließend eine Installation vollständig aus dem Netzwerk vorzunehmen. Das zugehörige ISO ist so gerade einmal etwas mehr als 600 KByte groß, das Ganze gibt es auch für USB-Sticks und sogar Floppy-Disks. Wer will kann das Boot-Image aber auch direkt auf der eigenen Platte ablegen und vom Grub starten lassen.

Funktionsweise

Eine entsprechend flotte Netzanbindung vorausgesetzt, bietet dieser Ansatz durchaus interessante Möglickeiten: Von einem Bootmenü aus, können diverse Fedora-Versionen zur Installation aufgerufen werden, im konkreten Fall derzeit Fedora 11, 12 und 13. Dies - da sie ja direkt aus dem Netz geladen werden - immer auf dem aktuellsten Stand der Entwicklung. So erspart man sich für das Testen / Installieren von Systemen den regelmäßigen Download und das anschließende Brennen von Datenträgern gänzlich. boot.fedoraprojecto.org beinhaltet neben der Installationsoption auch noch den Zugriff auf ein Rescue-System sowie auf diverse nützliche Tools, wie die Analyse der vorhandenen Hardwarekomponenten. Das Ganze ist übrigens keine Fedora-"Erfindung", sondern basiert auf dem boot.kernel.org-Projekt sowie auf gpxe.

Vermischtes

Zu den Eckdaten von Fedora 13 gehört der Kernel in der aktuellen Version 2.6.33, wie gewohnt wird man hier wohl in den kommenden Wochen auf 2.6.34 aktualisieren. Mit RPM 4.8 soll die Paketinstallation flotter geworden sein, EntwicklerInnen darf freuen, dass Python 3 nun parallel zu Python 2.6 installiert werden kann. In Form von NFSv4 integriert man eine neue Generation des Netzwerkdateisystems, die unter anderem eine bessere Performance verspricht. Die Entwicklungsumgebung Netbeans 6.8 unterstützt nun vollständig die Java-6-EE-Spezifikation, neu im Paketangebot von Fedora ist die freie Exchange-Alternative Zarafa.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer will darf bei Fedora 13 bereits einen kleinen Blick in die Zukunft des Linux-Desktops werfen: Die GNOME Shell lässt sich hier flott - und in einer relativ aktuellen Version - nachinstallieren, und kann dann über die Desktop-Effekte-Einstellungen ausgewählt werden - den nötigen 3D-Support bei den Grafiktreibern natürlich vorausgesetzt. Dies ist vielleicht auch deswegen durchaus von Interesse, da die GNOME Shell schon mit der kommenden Release Default bei Fedora werden könnte, wird deren Entwicklung doch maßgeblich von Red Hat vorangetrieben und zentraler Bestandteil des im Herbst geplanten GNOME 3.0.

Pluspunkte

Wie schon die vorangegangenen Versionen kann Fedora 13 vor allem mit seiner topaktuellen Softwareausstattung und den neu hinzugekommenen Komponenten punkten. Eine Herangehensweise, die auch dieses Mal wieder einiges Interessantes zu Tage födert, auf das man bei anderen Distributionen wohl noch so seine Zeit warten muss. Und dies wirklich quer durch alle Bereiche - von den Snapshot-Fähigkeiten von btrfs bis zu neuen Desktop-Komponenten wie dem GNOME Color Manager. Größere Bugs konnten wir auf unseren Testsystemen ebenfalls nicht feststellen, bisher läuft Fedora 13 durchaus stabil, von den zuvor schon erwähnten Problemen beim Evolution einmal abgesehen. Hilfreich dabei sicher auch, dass die Grafiktreibersituation in der aktuellen Release nicht ganz so angespannt ist, wie sie in der Vergangenheit schon einmal war, da es bereits passende proprietäre Treiber von Nvidia gibt.

Fazit

Klar: So EinsteigerInnen-freundlich wie Ubuntu ist Fedora auch mit der aktuellen Release weiterhin nicht, aber das ist ja wie bereits erwähnt auch gar nicht das primäre Ziel der Distribution. Wer allerdings bereits ist bei der anfänglichen Konfiguration den einen oder anderen Handgriff selbst vorzunehmen - vor allem was die Einbindung nicht-freier Softwarekomponenten betrifft - und bei einem eventuellen Problem auch mal selbst recherchiert, der findet in Fedora 13 eine hervorragende Distribution, die sich im besten Sinne als "Cutting Edge" verstehen darf. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.05.10)

Screenshot: Andreas Proschofsky