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Tendenziell nimmt die Aktivität des Vulkans unter dem Eyjafjallajökull laut Meteorologen ab. Es gebe aber keine Anzeichen für ein Ende der Eruption

Foto: AP Photo/Brynjar Gauti

London/Oslo/Wien - Auf den Vorhersagekarten sah die Vulkanaschenwolke am Dienstag auf den ersten Blick noch recht bedrohlich aus. Die "Advisory Maps" des Met Office in London, zu dem das Volcanic Ash Advisory Center gehört, zeigten für Dienstagnachmittag und Mittwoch auch eine Kontamination des Luftraums über Westösterreich an. Über die maximale Aschendichte in der betroffenen Zone in Europa konnte ein Sprecher des Met Office aber keine Auskunft geben. Bei der Austro Control schloss man eine Beeinträchtigung des Flugverkehrs in Österreich zunächst aus. "Es sieht gut aus, aber es ist schwer abzuschätzen", sagte ein Sprecher.

Eurocontrol meldete nahezu normalen Flugbetrieb in Europa. Etwa 29.000 Flüge waren geplant. So manchem Reisenden hat die Aschenwolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull dennoch einen Strich durch die Rechnung gemacht: Mehrere Flughäfen in Spanien, Portugal und Marokko waren am Dienstag geschlossen. Auch auf den kanarischen Inseln galten Flugsperren.

Der dichteste Teil der Wolke befand sich über dem Atlantik, wodurch bei Transatlantikflügen Umwege gemacht werden mussten. Am Dienstag hieß es aber von Eurocontrol, die Wolke löse sich dort langsam auf. Sie hatte in dem Bereich zum Teil "viel mehr als 2000 Mikrogramm Asche pro Kubikmeter" erreicht, wie Fred Prata vom Norwegian Institute for Air Research dem Standard sagte. In den Zonen über dem Festland habe der Wert darunter gelegen - "ob es dort ungefährlich ist, kann ich aber nicht sagen", erläuterte der Wissenschafter, der eine Forschungsgruppe namens Savaa (Support to Aviation for Volcanic Ash Avoidance) leitet.

Asche gibt Rätsel auf

2000 Mikrogramm Asche pro Kubikmeter gelten in Großbritannien als jener Grenzwert, ab dem ein Flugverbot verhängt wird. Über einen europäischen Grenzwert wollen die EU-Verkehrsminister noch entscheiden. Einfach werden dürfte dies nicht, zumal man wenig darüber weiß, bei welcher Aschenkonzentration beziehungsweise welcher Flugdauer Schäden auftreten können.

Zumindest fehlen diese Informationen offiziell, da es bislang keine systematischen Untersuchungen mit Vulkanasche durch Triebwerkshersteller gab. William Rose von der Michigan Technology University bezweifelt, dass die Datenlage wirklich so schlecht ist: "Es hat sicher schon mehr Begegnungen mit Asche gegeben als gemeldet wurden", sagte der Forscher der Neuen Zürcher Zeitung. Die Hersteller hätten aber keine Informationen herausgegeben.

Laut Prata wird derzeit auch darüber diskutiert, wie man in Europa die Aschenmessungen verbessern kann. Dazu kämen Experten und Flugaufsichtsbehörden Ende Mai zu einem Treffen zusammen. "Aber das ist ein langer Prozess."

Prata entwickelt ein Gerät für Flugzeuge, das mit Infrarotsensoren arbeitet und direkt am Flieger befestigt werden kann. Es ermögliche etwa fünf Minuten bevor man in eine Aschenwolke fliege, diese zu melden. Das Gerät koste rund 30.000 Euro. Bisher war das vielen Fluglinien zu teuer. Das Interesse an dem Instrument sei seit Ausbruch des Eyjafjallajökull - vor allem in Europa - aber deutlich gestiegen. (Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13. Mai 2010)