Wie in einer Quizshow antworten Kommunalpolitiker in der Okto-Politdiskussion "The Tube" auf Fragen des Moderators.

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Michael Häupl wollte nicht. Und dann konnten auch die Spitzenkandidaten Heinz-Christian Strache und Maria Vassilakou nicht mehr kommen. Sechs Wochen suchte der Produzent Michael Dolinsek Kandidaten unter Wiens Kommunalpolitikern für seine TV-Debatte The Tube. Mutig genug waren die Wiener Bezirksräte Bernadett Thaler (ÖVP) und Martina Wurzer (Die Grünen): Kein Wunder, dass die Großen den Auftritt scheuen, denn wer in The Tube auftritt, braucht Reaktionsvermögen, sonst droht Blamage.

Im Stil einer Quizshow läuft die Konfrontation ab: Nicht mehr als zehn bis 20 Sekunden Zeit erlauben die Moderatoren für Antworten auf 40 Fragen. Wer überzieht, wird abgedreht und in Armin-Wolf-Stil diszipliniert: "Würden Sie auf meine Frage antworten?"

Kurze Antworten für junge Seher

Das soll vor allem junge Zuschauer ansprechen, sagt Dolinsek: "Die meisten Jugendlichen sagten uns, sie interessieren sich nicht für Politik - aber so etwas würden sie schauen." Die etablierten ORF-Diskussionen seien zu lang und langweilig: "Die Facebook-Generation will kurze Antworten", sagt Dolinsek. Das Tempo fordere die Kandidaten: "Jeder ist auf sich gestellt und kann sich nicht durchschwindeln."

In 20 Sekunden Schwächen der Demokratie zu beschreiben reicht beiden vollkommen. Schwieriger ist die Selbstbeschreibung: In zehn Sekunden lässt sich nur ausholen. Die Kontrahentinnen finden Verbindendes und Trennendes: Bei der Auswahl des Studiosessels entscheiden sich beide für Bequemlichkeit. Robbie Williams und Missy Elliott deuten auf konträren Musikgeschmack. Nach knapp 60 Minuten sind schließlich nicht nur die Kandidatinnen erschöpft, die Zuschauer sind es vermutlich nach so viel Dauersprint auch. Am 19. Mai stellen sich Sybille Straubinger (SPÖ) und Johann Gudenus (FPÖ). (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 11./12.5.2010)