Wien - Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) der Nuklearmedizin soll die Behandlung von Patienten mit Lungenkarzinomen zielgenauer machen. In einer Studie mit rund 600 Patienten in Deutschland, Österreich und der Schweiz - so ist es zumindest geplant - soll der Wert dieses bildgebenden Verfahrens in Kombination mit der Computertomographie (CT) untersucht werden, hieß es in einer Aussendung der Europäischen Vereinigung für Nuklearmedizin mit Sitz in Wien. "Die Patienten können auf eine deutlich verbesserte Therapie hoffen", sagte Wolfram Knapp, Präsident der Organisation.

Lungen- und Bronchialkrebs ist europaweit die häufigste tumorbedingte Todesursache bei Männern und die zweithäufigste bei Frauen. Bisher sind die Überlebensprognosen ungünstig: Die allermeisten Patienten sterben innerhalb von fünf Jahren, nachdem die Erkrankung diagnostiziert worden ist.

Trotzdem gibt es bei der Diagnose und der Therapie mittlerweile beachtliche Fortschritte zu verzeichnen. Eine immer wichtigere Rolle spielt dabei die Positronen-Emissionstomographie (PET). Bei diesem bildgebenden Verfahren wird dem Patienten schwach radioaktiv markierter Traubenzucker (18-Fluoro-Deoxyglucose/18-FDG) injiziert.

Auch Verbesserung der Strahlentherapie

Diese Substanzen senden bei ihrem Zerfall Positronen aus, die mit den Elektronen des umgebenden Gewebes reagieren und Gammastrahlung produzieren. Da tumorbefallene Zellen einen erhöhten Traubenzuckerverbrauch aufweisen, lassen sie sich gegenüber gesundem Gewebe recht präzise identifizieren und in einem computererzeugten Bild darstellen. "FDG-PET dient aber nicht nur der Diagnostik, sondern lässt sich darüber hinaus auch zur Verbesserung der strahlentherapeutischen Behandlung einsetzen", erläuterte die EANM-Expertin Ursula Nestle von der Universitätsklinik Freiburg. Sie ist die Ärztliche Leiterin von "PET-Plan", einer groß angelegten Studie in Deutschland mit dem Ziel, die Therapie durch den Einsatz von PET zu optimieren.

Bei 600 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen im fortgeschrittenen Stadium soll untersucht werden, ob man per zusätzlicher PET-Untersuchung die Strahlentherapie genauer und weniger belastend machen kann. 21 Kliniken in Deutschland nehmen daran teil. Auch Zentren in Österreich, der Schweiz und Frankreich zeigten sich interessiert.

"Unser Ausgangspunkt ist, dass Tumore und gesundes Gewebe sich durch PET klarer voneinander abheben lassen als bei anderen Verfahren. Das wollen wir nutzen, um die Bestrahlung gezielter einzusetzen und dadurch die Wirkung zu erhöhen und gleichzeitig die Belastung für die Patienten zu reduzieren", so Ursula Nestle.

Der Nutzen dieser Methode für den Patienten ist beachtlich: Einerseits können vom Tumor befallene Lymphknoten mit höherer Sicherheit als in der Computertomographie erkannt werden. Andererseits lässt sich sicherer feststellen, ob es fernab des eigentlichen Tumors Absiedlungen (Metastasen) gibt. Außerdem kommt es bei Lungentumoren vor, dass bei einem Verschluss der zuführenden Atemwege der nachgeschaltete Teil der Lunge nicht mehr belüftet wird und in sich zusammenfällt (Atelektase). In der Computertomographie lassen sich solche kollabierten Lungenabschnitte häufig nicht vom eigentlichen Tumor unterscheiden. Die FDG-PET dagegen liefert eine klare Abgrenzung. (APA)