Bregenz - Der 19. Mai wird der Tag der Entscheidung - für den Feldkircher Bischof Elmar Fischer im Speziellen und die Katholische Kirche im Allgemeinen. Kommenden Mittwoch wird der Abschlussbericht des Innsbrucker Psychiatrieprofessors Hartmann Hinterhuber, der mit der Prüfung der Gewaltvorwürfe gegen Bischof Fischer betraut ist, veröffentlicht.

Durchgesickert ist bereits jetzt, dass sich nach Gesprächen mit zumindest drei Männern, die als Schüler von Fischer geschlagen worden sein sollen, die Vorwürfe gegen Fischer erhärtet haben und Psychiater Hinterhuber zumindest eine "Entschuldigung" als angemessen sieht. Was für viele innerhalb der katholischen Kirche wohl zu wenig sein wird, wie auch die Rücktrittsaufforderungen der letzten Wochen belegen. Spannend wird das Verhalten der Bischofskonferenz. Unwahrscheinlich ist, dass sich das Episkopat mit einer öffentlichen Entschuldigung zufriedengibt. Denn der Gefahr, die in den letzten Krisenwochen vielgepriesene Absage an das Mauern und Vertuschen durch eine schwammige Lösung im Fall Fischer infrage zu stellen, wird man sich nicht aussetzen.

Gerüchte, dass der Feldkircher Bischof bereits in einem "geheimen" Gespräch mit Papst Benedikt XVI. für den "worst case" einen vorzeitigen Rücktrittswunsch deponiert hat, wurden aus Feldkirch dementiert. Fischer sei als Wallfahrer mit einer Gruppe in Rom gewesen, Privataudienz habe es keine gegeben.

Zum Bischof bestellt

Am 25. Mai 2005 wurde Fischer zum Bischof bestellt. Große Feierlichkeiten zum Jubiläum sind nicht geplant. Was als Hinweis auf den nahen Rücktritt gedeutet werden kann, aber auch auf die Art und Weise des Bischofs, sein Amt zu führen. Fischer gilt als "bescheiden". Kritiker nennen ihn "weltfremd", er sei seinem Amt nicht gewachsen. Er wisse nicht, wovon er spreche, befürchten die einen gesundheitliche Gründe für Fischers Gedächtnislücken und Sager. Die anderen wiederum vermuten, dass Fischer zu sehr auf Einflüsterer aus der rechtskatholischen und auch äußerst rechten politischen Ecke hört.

Im Vorarlberger Klerus sind Rufe nach Rücktritt oder Verbleiben von Fischer etwa gleich laut. Die meisten Pfarrer vertreten die Meinung, in einem Jahr gehe der Bischof ohnehin in Pension. "Und was danach kommt, wissen wir nicht", sagt der Rankweiler Pfarrer Wilfried Blum und verweist auf "das eigentliche Problem", die Personalpolitik des Vatikans: "In Rom setzen sie ja gerne seltsame Menschen in wichtige Ämter ein."

Eine aktuelle Meldung aus dem Vatikan illustriert die Meinung des Landpfarrers: Kurienkardinal José Saraiva Martins rügt Kardinal Christoph Schönborn wegen dessen Kritik am früheren Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano, der Ermittlungen im Fall Groër behindert haben soll. Schönborn lasse dadurch den falschen Eindruck entstehen, die Kirche sei durch internen Streit zerrissen. (Jutta Berger, Markus Rohrhofer/DER STANDARD-Printausgabe, 11.5.2010)