Wien - "Man weiß nie, was im Fußball alles passieren kann, er ist nicht zu erklären." Also sprach Rapids Kapitän Steffen Hofmann nach dem erklärbaren 4:1 gegen Sturm. Er legte Wert darauf, dass die Chance auf den Meistertitel sehr theoretisch sei. "Ich denke, einer von den beiden anderen wird Meister." Die anderen sind logischerweise Salzburg und die Austria, auf eine Rangordnung wollte er sich nicht festlegen, abgesehen davon sind ihm beide unrecht. Hofmann wird höchstwahrscheinlich als erster Mittelfeldspieler seit Gründung der Bundesliga (1991) Schützenkönig werden, er hält bei 20 Treffen. Verfolgt wird er von seinem Klubkollegen Nikica Jelavic und den Salzburgern Marc Janko und Roman Wallner (alle 18, alle Stürmer).

Rapid steht am Donnerstag in Mattersburg nicht unter Druck. "Das Psychologische ist unser einziger Vorteil", sagte Trainer Peter Pacult, der am Muttertag verbale und körperliche Aussetzer verzeichnete. Den Sturm-Fans, die ihn beschimpften, zeigte er während der Ehrenrunde zwei Stinkefinger, einen Reporter des ORF nannte er "Vollkoffer". Weil der Sky-Kommentator eine falsche Behauptung aufgestellt hatte. Tipp an Pacult: Der Versuch, über den Dingen zu stehen, ist lohnenswert und in Österreich straffrei.

Die Austria, die am Montag von Sturm den slowakischen Ex-Rapidler Peter Hlinka (31) verpflichtete, bliebe mit eine Heimsieg gegen Ried vor dem Stadtrivalen. Diese Aufgabe klingt ungefähr so kompliziert wie Mattersburg auswärts, anderseits ist der Fußball manchmal nicht zu erklären. Trainer Karl Daxbacher war auch am Tag nach dem 1:0 in Salzburg fassungslos. "Uns gelingt scheinbar alles. Und dann steht auch das Glück auf unserer Seite. Wer zwölfmal 1:0 gewinnt, hat kein Pech." Daxbacher sieht die Austria "nur psychologisch im Vorteil. Der Titel wäre eine Riesensensation."

Salzburg hat einen Punkt Vorsprung auf die Austria, kickt bei Sturm. Die Grazer sind am Sonntag in Klagenfurt im Cupfinale gegen Wiener Neustadt engagiert. Trainer Franco Foda setzt Wertigkeiten, wird gegen Salzburg einige Stammkräfte schonen. "Jeder muss auf sich selbst schauen." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, 11. 5. 2010)