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Von 2005 bis 2009 wurden zehn Prozent der E-Cards neu ausgestellt, weil sie als gestohlen, verloren oder defekt gemeldet wurden.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Wien - Ausländergruppen, die sich mit einer einzigen E-Card behandeln lassen: Nicht nur die FPÖ wittert Missbrauch des elektronischen Krankenscheins im großen Stil, auch ÖVP und Innenministerium kolportieren solche Storys. Osteuropäer würden gar in Bussen zur Behandlung in heimische Spitäler gekarrt.

"Biertisch-Geschichten" nennt Johann Maier diese Gerüchte. Der SPÖ-Abgeordnete hat Statistiken gesammelt, bei Krankenkassen und Ministerien nachgefragt. Seine Conclusio: "Der behauptete organisierte Missbrauch kann nicht bestätigt werden, er liegt im Promillebereich."

Lediglich Einzelfälle haben die zuständigen Stellen registriert. Das Innenministerium zählte im Vorjahr sechs Vergehen, bei denen Leistungen mit gestohlenen E-Cards erschlichen wurden, die Wiener Gebietskrankenkasse sieben. Siebenmal erlangte das Ministerium davon Kenntnis, dass Versicherungskarten illegalerweise verborgt wurden, die Krankenkasse kam auf 15 Fälle und einen Schaden von 5807 Euro.

Was aber, wenn in den Spitälern und Praxen gar nicht bemerkt wird, wenn Patienten mit fremder E-Card auftauchen? Maier verweist auf die gesetzlichen Pläne, Ausweiskontrollen im Zweifelsfall vorzuschreiben. In Wiens Krankenhäusern gibt es das bereits. Die Frequenz in den Ambulanzen hat seit der Ausweispflicht nicht abgenommen, was darauf hindeutet, dass es vorher keinen großen Missbrauch gab.

Wem die Karte abhanden kommt, der kann diese sofort sperren lassen - was seltener nötig ist als einst befürchtet. Von 2005 bis 2009 wurden zehn Prozent der E-Cards neu ausgestellt, weil sie als gestohlen, verloren oder defekt gemeldet wurden. Ausgegangen wurde von der doppelten Quote. (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2010)