Wien - Nachdem der Luftraum über Österreich am Sonntagabend nur für einige Stunden geschlossen worden war, ist vorerst keine neue Sperre wegen der isländischen Vulkanasche absehbar. "Für die nächsten ein, zwei Tage sieht es gut aus, auch für das übrige Europa", meinte Austro Control-Sprecher Peter Schmidt. Allerdings hängt die weitere Entwicklung vom Wetter ab. Die Sperre über Österreich war am Sonntag ab 23.00 Uhr bereits nach wenigen Stunden wieder komplett aufgehoben worden. Ursprünglich hätte der Luftverkehr erst Montag früh wieder aufgenommen werden sollen.

In Wien-Schwechat kam es damit zu keiner Unterbrechung des Betriebs. Dort hätte es nämlich erst ab Mitternacht keine Starts und Landungen mehr geben sollen. Der Flughafen Innsbruck wurde von 15.30 Uhr bis 22.00 Uhr gesperrt, es folgten Salzburg (17.00 Uhr) und Linz (20.00 Uhr). Auf diesen beiden Flughäfen hätte es ursprünglich bis 4.00 Uhr keine Starts und Landungen geben sollen, in Wien bis 5.00 Uhr.

Sperren in Deutschland aufgehoben

Auch in Deutschland waren die Sperren zuvor aufgehoben worden. Der Luftraum am zweitgrößten deutschen Flughafen in München war am Sonntag zwischen 15.00 und 21.00 Uhr gesperrt. Zuvor hatten die größten deutschen Airlines massive Kritik an den neuerlichen Flugverboten geübt. Für Montag sagten deutsche Meteorologen noch "punktuell" Behinderungen durch die Asche in mehreren Kilometern Höhe voraus. Ab Dienstag sei dann mit keinen Beeinträchtigungen mehr zu rechnen. In Österreich sollte der Flugbetrieb laut Pohanka zumindest für die erste Tageshälfte des Montags gesichert sein.

Erstmals wurden am Sonntag auch Teile des portugiesischen Luftraumes wegen der Asche geschlossen. Nach Angaben der nationalen Luftverkehrskontrollbehörde NAV sollte der Flughafen Francisco Sa Carneiro in Porto im Norden des Landes am Montag um 7.00 Uhr Ortszeit (8.00 MESZ) wieder geöffnet werden. Der von Lissabon um 13.00 Uhr Ortszeit. Am Sonntag waren auch alle Flughäfen auf den Azoren etwa 1500 Kilometer westlich vom europäischen Festland geschlossen worden, hieß es.

Mehrstündige Verspätungen bei Transatlantik-Flügen

Der Flughafen von Luxemburg blieb bis 6.00 Uhr am Montag geschlossen. Nach Einschätzung von Eurocontrol entfielen am Sonntag in Europa rund 500 von normalerweise etwa 25.000 Flügen. Am Samstag waren rund 200 Flüge ausgefallen. Auf den Strecken über den Atlantik kam es zu mehrstündigen Verspätungen, weil die Maschinen die Aschewolke umfliegen mussten.

Betroffen von der Vulkanasche in der Luft waren laut Eurocontrol Flughäfen im Norden Portugals, im Nordwesten Spaniens und im Norden Italiens. Vorübergehend waren nach Angaben der Behörde die Flughäfen Mailand, Pisa und Florenz gesperrt. Die Schweiz schloss sich der Sperrung zwar nicht an; dennoch fielen am Sonntag zahlreiche Flüge in Genf, Basel und Zürich aus.

Kritik der Fluglinien

Die Lufthansa kritisierte ebenso wie Air Berlin die deutschen Flugverbote als "falsch". "Es gibt keinen konkreten Hinweis auf eine Gefährdung", sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther. Erneut seien für die Entscheidung nur Computersimulationen herangezogen worden. Die Schweiz, die eigene Messungen durchgeführt habe, lasse weiter den Flugverkehr zu. Fly-Niki-Chef Niki Lauda kritisierte die neuerlichen Sperren ebenfalls harsch. Die Asche sei für die Luftfahrt völlig unbedenklich, sagte Lauda. "Wenn es eine Gefahr gäbe, hätte ich Verständnis. Aber die gibt es nicht. Es ist ein Wahnsinn, mit den Ängsten der Menschen zu spielen."

Die Vulkanasche zog am Wochenende nach Angaben des DWD von nördlichen Winden getrieben von Island aus bis vor die Küste Portugals. Von dort bog sie mit den Luftströmen ab nach Osten über Spanien und Frankreich und in einen Teil des norditalienischen und süddeutschen Luftraums. Der Wetterdienst berief sich auf Daten der Vulkanasche-Spezialisten aus London. In dem Luftraum gebe es daher eine hohe Konzentration an Vulkanasche. Die Partikel gelten zwar für Menschen nicht als schädlich, können in hoher Konzentration aber Triebwerke moderner Jets schädigen oder gar zum Ausfall bringen.

Drei Gefährdungsstufen

Mitte April waren fast sechs Tage lang weite Teile des europäischen Luftraums gesperrt: Zehntausende Flugausfälle führten zu Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland setzten mehrere Airlines auf Sichtflüge, für die sie eine Sondergenehmigung erhielten. Die EU- Verkehrsminister beschlossen ein Modell mit drei Gefährdungsstufen, um eine einheitliche Regelung zu haben.

Weitere Eruptionen

Der Gletschervulkan in Island schickt indessem zum Wochenauftakt weiter Vulkanasche in die Atmosphäre. Nach Angaben des Katastrophenschutzes in Reykjavik erreichte die Rauchwolke am Montag eine Höhe von fünf Kilometern über dem Gletscher Eyjafjallajökull. Der Wind wehte in südlicher bis südöstlicher Richtung auf den europäischen Kontinent zu.

In einer Analyse des Meteorologischen Institutes von Island hieß es am Sonntagnachmittag, dass die Aktivitäten des Vulkans gegenüber den voraufgegangenen sieben Tagen langsam abgenommen hätten. Man erwarte kein Ende, aber weitere Veränderungen der Eruptionen insgesamt. Die Experten hatten seit Beginn des Ausbruchs im April immer wieder darauf hingewiesen, dass langfristige Vorhersagen über Intensität, Dauer und Charakter des Ausbruchs nicht möglich sind. (APA)