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Der Tippfehler eines Händlers könnte die Ursache für den Dow-Jones-Absturz vom Donnerstag gewesen sein.

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Der Kursrutsch des Dow Jones hat Folgen: Aktienkäufe und -verkäufe zum fraglichen Zeitpunkt werden rückabgewickelt. Die Ursache für den Crash ist unklar. Die Märkte bleiben - auch wegen Griechenland - nervös.

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Wien - Auch am Tag nach dem Rekordabsturz des US-Index Dow Jones herrschte Rätselraten darüber, warum der Index innerhalb weniger Minuten mehr als neun Prozent verloren hat. Diese Unklarheit - und die Griechenland-Krise - haben auch am Freitag die Märkte auf Talfahrt geschickt.

Klar sind mittlerweile aber die Folgen des Dow-Crashs: Aktienkäufe und -verkäufe, die während des Absturzes durchgeführt wurden, werden teilweise rückabgewickelt. Davon betroffen sind Transaktionen, die bei einem Kursabschlag von mindestens 60 Prozent zustande gekommen sind, wie die US-Börse mitteilte. Und: Gegen dieses Vorgehen könne kein Einspruch erhoben werden.

"Massiver Eingriff"

Händler bezeichnen diesen Schritt "als massiven Eingriff in den Markt" . Damit wird einmal mehr der Ruf nach einem Sicherheitssystem am US-Parkett laut. Denn - anders als etwa in Wien - gibt es am US-Parkett keine automatische Unterbrechung (Vola-Break), wenn eine Aktie eine außergewöhnliche Schwankung aufweist. An der Wiener Börse wird in so einem Fall der automatische Handel unterbrochen.

Als Ursache für den Absturz wird eine Kettenreaktion vermutet. Ein sogenannter "fat finger trade" (Tippfehler eines Händlers) in Verbindung mit einem Computerfehler könnten die Ursache sein. Dass ein Händler-Fehler beim Verkauf einer Aktie den Index um knapp zehn Prozent nach unten ziehen kann, wird aber von Experten bezweifelt. Es müsse mehr dahinterstecken, heißt es. Der Börsenbetreiber Nasdaq OMX hat einen technischen Defekt am Freitag allerdings ausgeschlossen. Die US-Aufsicht hat eine Untersuchung eingeleitet.

US-Abgeordnete haben schärfere Kontrollen für den Computerhandel gefordert. Es sei wieder die Gefahr deutlich geworden, dass "Hochgeschwindigkeits-Computer falsche Geschäfte generieren und am Markt Chaos erzeugen" , erklärte der demokratische Senator Edward Kaufman. Der "Kampf der Algorithmen" sei für die Aufsicht nicht zu durchschauen und müsse "bald in einen sinnvollen Regulierungsrahmen eingebettet werden" . Ein Händler bezeichnete die Hochleistungs-Computer im STANDARD-Gespräch als "Waffe" und spricht sich für eine "Entschleunigung" der Systeme aus.

Euro-Dollar-Parität

Aber auch abseits der Wall Street hielten die Turbulenzen an. Nach dem Kursrutsch an der Tokioter Börse im Sog der Griechenland-Krise hat die japanische Notenbank am Freitag 17,1 Mrd. Euro zur Stabilisierung in das Finanzsystem gepumpt. Die letzte kurzfristige Geldmarktoperation gab es in Japan vor fünf Monaten. Vom Chaos an den Märkten profitierten Gold-Anleger. Der Preis für die Feinunze stieg am Freitag um 1,83 Prozent auf 1199,60 Dollar.

Auch an den Devisenmärkten geht es rund. Dollar und Euro haben gegen den Yen verloren. Gegenüber dem Greenback konnte die europäische Gemeinschaftswährung nach der Talfahrt vom Donnerstag und den Vortagen am Freitag nur kurz Terrain gutmachen und blieb unter der Marke von 1,27 Dollar. Die Schuldenkrise in Europa könnte den Euro noch stärker belasten, meinen Analysten. BNP Paribas rechnet mit einer stetigen Euro-Abwertung und dem Erreichen der Dollar-Parität im ersten Quartal 2011.  (Bettina Pfluger, Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.5.2010)