Gusen - Es ist schwer, für den monströsen Mord, der an 420 Kindern begangen wurde, eine adäquate Art des Gedenkens zu finden: In einer Februarnacht 1945 wurden sie alle mit Herzinjektionen im oberösterreichischen KZ-Nebenlager Gusen von zwei Ärzten getötet.
Karen Finley, seit den 70er-Jahren eine der bekanntesten Performancekünstlerinnen New Yorks, stieß durch ihre Teilnahme an den "Prenninger Gesprächen" in der Steiermark auf die erschütternde Geschichte der Kinder. In Prenning bei Graz - einst ein Treffpunkt linker Intellektueller, Künstler und Widerstandskämpfer - zeigte sie ihre Gedenkarbeit für die drei- bis siebenjährigen NS-Opfer letzten Herbst - der Standard berichtete.
Hunderte Keramikherzen
Mit jüdischen Migranten in New York, die entweder selbst, oder deren Vorfahren vom Nazi-Regime verfolgt wurden, sowie mit Gymnasiasten aus Graz und Volksschülern aus der Umgebung von Gusen formte Finley hunderte völlig unterschiedliche Keramikherzen. Sie nennt sie "stones" und legt sie in loser Reihenfolge in der Form eines großen Herzens auf den Boden. Nicht jedes der Stücke ist als Herz zu erkennen. Die jeweiligen Schöpfer der Steine wurden mit der Tragödie der Kinder konfrontiert und formten dann ihren Beitrag.
Finley ist selbst gerührt, wenn sie von den Workshops, in denen ihre Idee umgesetzt wurde, erzählt: "Alle, die gehört haben, was diesen Kindern passiert ist, waren voller Traurigkeit, aber auch Liebe zu ihnen." Am Freitag wird die Künstlerin nun die Arbeit Open Heart an den Tatort selbst bringen. Um 10.30 Uhr werden die kleinen, liebevoll hergestellten Gedenksteine bei der Kindergedenkfeier im ehemaligen KZ Gusen aufgelegt, wo sie bis Samstag betrachtet werden können. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. Mai 2010)