Die USA pflegen den Wunsch nach einer atomwaffenfreien Zone im Nahen Osten dann öffentlich mitzutragen, wenn sie ihre Unparteilichkeit in Sachen nukleare Nonproliferation demonstrieren wollen: das heißt, wenn sie den arabischen und islamischen Ländern beweisen wollen, dass ihnen die israelische Atombewaffnung nicht egal ist. Diesen Preis muss Israel für einen arabischen politischen Konsens - an dem es sehr interessiert ist - zahlen, dass eine nukleare Kapazität des Iran abzulehnen ist.

Mit großer Geste haben sich diesmal die fünf Vetomächte im Uno-Sicherheitsrat zu einer gemeinsamen Erklärung aufgeschwungen. In der Regel sind die Erwähnungen eines atomwaffenfreien Nahen Ostens nicht mehr als kosmetische Akte, die schnell in Vergessenheit geraten. Wer erinnert sich etwa noch daran, dass eine nahöstliche nuklearwaffenfreie Zone in der Uno-Sicherheitsratsresolution 687 vom April 1991 erwähnt wird, in der dem Irak die Abrüstung nach dem Golfkrieg diktiert wurde?

Die treibende Kraft hinter der aktuellen Wiederbelebung dieser Vision ist Ägypten, das mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen hat wie etwa die sonst ganz anders gestrickte Türkei: Der Atomstreit mit dem Iran wird überall auf der nahöstlichen Straße als Versuch des Westens rezipiert, die Frage der regionalen Hegemonie für Israel zu entscheiden. Außer Israel soll niemand Atomwaffen bekommen. Die Folge ist, dass immer mehr sie haben wollen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2010)