Zürich - Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re hat zum Jahresauftakt trotz hoher Belastungen durch Naturkatastrophen und einem rückläufigen Prämienvolumen mehr verdient. Vor allem dank der Erholung der Kapitalmärkte baute der Konzern seinen Gewinn im ersten Quartals um gut ein Fünftel auf 158 Mio. Dollar (122,3 Mio. Euro) - mehr als doppelt so viel als von Analysten erwartet. Dabei profitierte der weltweit zweitgrößte Rückversicherer hinter der Münchner Rück allerdings auch von den schwachen Vergleichswerten aus dem Vorjahr, als Swiss Re noch mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen hatte.

Mit der Gewinnzunahme steht Swiss Re besser da als viele Konkurrenten. Bei der Nummer vier der Branche, der Hannover Rück, sank der Quartalsgewinn um gut 30 Prozent auf 157 Mio. Euro. Beim Branchenprimus Münchner Rück erwarten Analysten im Jahresvergleich einen Rückgang um knapp elf Prozent auf 387 Mio. Euro. An der Börse wurden die Zahlen deshalb positiv aufgenommen. Die Aktie von Swiss Re legte am Vormittag rund drei Prozent zu.

Im ersten Quartal musste Swiss Re für Schäden aus Naturkatastrophen 720 Mio. Dollar (557 Mio. Euro) aufwenden. Das ist bereits ein großer Teil der Milliarde, die das Unternehmen normalerweise für ein Jahr für solche Schäden beiseitelegt. Die größten Brocken waren das Erdbeben in Chile mit 500 Mio. Dollar und der Wintersturm "Xynthia" mit 100 Mio. Dollar. Der Schaden-Kosten-Satz stieg auf 109,4 Prozent von 90,2 Prozent im Vorjahr. Ein Satz über 100 bedeutet, dass Kosten und Schäden die Prämieneinnahmen übersteigen. Für den Untergang der Bohrinsel Deepwater Horizon vor der US-Küste im April rechnet Swiss Re mit Belastungen von etwa 200 Mio. Dollar. Der Gesamtschaden für die Versicherungswirtschaft dürfte sich auf 1,5 bis 3,5 Mrd. Dollar belaufen, erklärte der Konzern. Diese Schätzung sei allerdings noch mit großer Unsicherheiten verbunden. Im Swiss-Re-Jahresergebnis würden die Katastrophen in jedem Fall Kratzer hinterlassen, sagte Finanzchef George Quinn.

Im ersten Quartal, in dem Swiss Re erstmals den Abschluss in Dollar vorlegte, blieb das Prämiengeschäft hinter den Markterwartungen zurück. Das Unternehmen verdiente Prämien von 4,97 Mrd. Dollar, Analysten hatten dagegen mit 5,5 Mrd. Dollar gerechnet.

Die Finanzkrise hat der Konzern dagegen wohl endgültig verdaut. Während zum Jahresauftakt 2009 noch Abschreibungen von mehr als zwei Mrd. Dollar fällig geworden waren, stand nun ein Plus von 1,38 Mrd. Dollar in den Büchern. Die Rendite auf Kapitalanlagen, die vor Jahresfrist noch minus sieben Prozent betragen hatte, lag nun bei plus acht Prozent.

In der Krise, in der Swiss Re mit einem hohen Bestand an "giftigen Wertpapieren" zu kämpfen hatte, mussten die Schweizer den amerikanischen Investor Warren Buffett zu Hilfe rufen, der eine Wandelanleihe über drei Mrd. Franken zeichnete. Zudem verlor Swiss Re ihr AA-Rating. Seitdem ist der Konzern bestrebt, diese beiden Scharten wieder auszuwetzen. Finanzchef Quinn erklärte, Swiss Re sei nun zuversichtlicher, Buffett mit Zinsen auszahlen und das AA-Rating zurückgewinnen zu können. Das Überschusskapital über dem AA-Rating-Niveau belaufe sich auf schätzungsweise mehr als zwölf Mrd. Dollar. (APA/Reuters)