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Kein Flash am iPad stört den Internet-Konsum

Foto: AP Photo; Montage

Die Absenz dieses kleinen Hilfsprogramms, das dazu dient Multimedia-Dateien abzuspielen, war ein fetter Minuspunkt bei den meisten Rezensionen von Apples iPad. Das scheint an der Nachfrage wenig zu ändern. Wahrscheinlich, weil die meisten User von Flash noch nie gehört haben.

Ein Jahr lang schwelte dieser Konflikt zwischen dem Hersteller des "JesusPhone" und Flash-Besitzer Adobe. Dann eruptierte der Streit plötzlich wie ein isländischer Vulkan, als Steve Jobs Feuer zu speien begann: Flash würde "Ressourcen fressen" (zu viel Rechenleistung beanspruchen), zu Crashes führen und sei ein Sicherheitsproblem, ergo würde Apple auf Mobilgeräten kein Flash zulassen.

Wer ist im Recht?

Für gewöhnliche Sterbliche ist es unmöglich zu entscheiden, welche der Parteien im Recht ist. So viel scheint festzustehen: Einiges an Apples Vorwürfen dürfte berechtigt sein, das räumte indirekt auch Adobe ein, als es Verbesserungen versprach. Anderes hat mehr damit zu tun, wer mit welchem Dateiformat künftig wesentliche Teile des Webs dominiert. Und Steve Jobs' Superego ist bei einer Streitbeilegung nicht gerade hilfreich.

Interessant die Allianzen, die sich in diesem Flash-War bilden: Auf der einen Seite wirft sich Adobe in die nicht uneigennützige Umarmung von Google, das Flash in seinen Chrome-Browser, sein Android-Handybetriebssystem und künftiges Chrome-Tablet-Betriebssystem integrieren will. Wer solche Freunde hat, sollte wahrscheinlich aufpassen, dass er nicht gleich als ganzes "integriert" wird.

Microsoft auf Apple-Kurs

Auf der anderen Seite fährt Microsoft erstaunlicherweise Apple-Kurs, erklärt, dass die nächste Version seines Internet-Explorers wie Apple auf HTML5 für die Wiedergabe von Video setzt (HTML, die Sprache, mit der Webseiten geschrieben werden, ist im Konflikt eine Art Schweiz, das von einem Non-Profit-Gremium verwaltet wird) und Flash ebenso wenig wie Microsofts eigenes Videoformat oder Apples Quicktime unterstützen wird. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Microsoft eine interessante Suchmaschine namens Bing und exzellente Online-Karten anbietet, beides weit unter ihrem Wert geschlagen und mögliche Alternativen für Google-Programme auf Apple-Geräten.

Wenig Kollateralschaden

Das schöne an diesem Feuerwerk: Ausnahmsweise gibt es relativ wenig Kollateralschaden bei Konsumenten. Ja, man stößt am iPhone oder iPad immer wieder auf Seiten mit Flash-Videos und -Animationen, die man nicht abspielen kann. Aber dies passiert nicht so oft, als man nach dem Getöse erwarten sollte. Denn H.264, das von Apple benutzte allgemeine Videoformat, ist im Netz wesentlich stärker verbreitet als Flash-Videos. Und die Betreiber von Webseiten, die bisher Flash verwendeten, passen sich schnell an die neuen Gegebenheiten an. Schließlich wollen sie Adobe zuliebe kaum auf Millionen potenzieller Kunden verzichten. Sieht so aus, als ob Adobe diese Schlacht verliert. (Helmut Spudich, DER STANDARD/Printausgabe, 6.5.2010)