Wien - Wenige Tage vor der Viennafair 2008 sah eine Tageszeitung die "Österreichische Kunst in der Krise" . 2009 saß dann tatsächlich die ganze Welt im Krisentief, die Ansprüche an den Messeerfolg waren folglich bescheiden. Und 2010 wird nun auch wieder Kunst mit Krise verknüpft - direkt vor Messebeginn, ein denkbar ungünstiges Signal: Problematisiert wird dieses Mal der Umstand, dass die lokale Galerienszene nicht geschlossen zur sechsten Messeausgabe anrückt. Die wird auch heuer von einem umfassenden Begleitprogramm flankiert. Der Rest von Wien lässt sich nicht lumpen und streut zusätzliche Events.

Der in den Medien erweckte Eindruck, die Szene würde einer Schlangengrube ähneln, stimme so gar nicht, erklärt Martin Janda, Vizepräsident des Galerieverbandes und 2010 Nichtteilnehmer an der Viennafair: "Derzeit arbeiten alle fest daran, dass die Galeriensituation in Wien, so wie sie ist, erhalten bleibt." Seine Galerie kümmere sich sehr intensiv um ihre Kunden vor Ort und setze als Priorität in diesem Jahr auf internationale Messen. Nächstes Jahr, so Janda, könne das schon wieder ganz anders aussehen.

Was die Viennafair so attraktiv macht, ist ihre Fokussierung auf osteuropäische Kunst: 33 von 113 teilnehmenden Galerien reisen bereits aus den CEE-Ländern an (2009: 30 von 122). Dieser Messeschwerpunkt sei sogar international einzigartig, sagt die Galeristin Rosemarie Schwarzwälder. Dass einige Galeristen nicht teilnehmen, dürfe man nicht überbewerten: "Es gibt keine Messe, an der alle teilnehmen."

Sie selbst habe die Viennafair stets gut zur Vernetzung nützen können. Das müsse aber nicht für jeden gelten. Generell habe sich durch die sachliche und professionelle Arbeit vieler Galeristen in Wien eine gute Infrastruktur entwickelt, sagt Schwarzwälder: "Der Standort hat internationales Profil und Renommee." (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD/Printausgabe, 06.05.2010)