Klagenfurt - Die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) hat ihre Businesspläne aufgrund der Bewertungsarbeit der KPMG im Jahr 2006 geändert. Das sagte Ralf Beunker von der KPMG Frankfurt vor dem Kärntner Hypo-Untersuchungsausschuss am Mittwoch aus. Die Bewertung wurde im Auftrag der HGAA im Jahr 2006 im Vorfeld der geplanten Kapitalerhöhung durchgeführt.

Das Gutachten wurde als "some of the parts" Bewertung erstellt. Dabei habe man die Gesellschaften - Banken und Leasing - einzeln bewertet und daraus einen Gesamtwert abgeleitet, sagte der Zeuge. Die Ländergesellschaften seien vor Ort beurteilt worden.

Die Hypo Group Alpe Adria habe drei Besonderheiten gehabt, erklärte Beunker. Sie habe in neue, dynamische Märkte investiert, in denen eine Voraussage über Wirtschaftswachstum, Währungsschwankungen, Inflation und die Entwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen nur sehr schwer gewesen sei. Diese Hypo-Gesellschaften seien junge Unternehmen gewesen, und das Geschäft habe sich aus einem Mix aus operativem Leasing- und Bankgeschäft zusammengesetzt, so Beunker.

Die vom Management vorgelegten Businesspläne seien vom Team der KPMG in Zweifel gezogen und daraufhin plausibilisiert worden. So habe man nicht angenommen, dass das damals hohe Wachstum in den neuen Märkten in diesem Ausmaß weitergehen würde, erklärte er. Aufgrund dieser Parameter hat die KPMG den Wert der HGAA mit Stichtag 15. November 2006 in einer Bandbreite von 2,3 bis drei Mrd. Euro eingeschätzt.

Die Haftung des Landes Kärnten habe Auswirkungen auf die Refinanzierung der Bank gehabt. Sie habe dadurch ein besseres Rating und somit bessere Konditionen auf dem Geldmarkt bekommen. Diese Tatsache sei in den Businessplänen berücksichtigt gewesen, sagte der Zeuge.

Absage

Die Befragung im U-Ausschuss wurde mit Michael Vertneg und Gottfried Spitzer von Deloitte Wien fortgesetzt. Die für Mittwoch vorgesehene Zeugin Corinna Linner von der Wirtschaftsprüfung Rölfs WP Partner AG, hatte ihr Erscheinen mit dem Hinweis, sie habe die Entbindung von der Verschwiegenheitspflicht nicht rechtzeitig erhalten, abgesagt. Für den Vorsitzenden des Untersuchungsausschuss, Rolf Holub ist diese Weigerung nicht nachvollziehbar. Dieses Verhalten werfe kein gutes Licht auf die Sonderprüferin und auf die Rölfs Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Der Ausschuss hat beschlossen, Linner für den 23. Juni neuerlich vorzuladen.

Weiters hat die Kärntner Landesholding laut Aussendung ihres Vorsitzenden Josef Martinz (V) mit Mittwoch einen Datenraum für die Mitglieder des Untersuchungsausschusses eingerichtet. Darin sollen sämtliche Unterlagen der Landesholding zum Hypo-Verkauf, auch vertrauliche Daten und Protokolle der Aufsichtsratssitzungen zur Einsicht aufliegen. Die Abgeordneten, die im U-Ausschuss sitzen, könnten auch den Schriftverkehr, den Rechnungshofbericht oder Verträge, beispielsweise in jenen von Dietrich Birnbacher, einsehen, so Martinz. (APA)