Wien - Ein neues Modell zur Verteilung von Lehrer-Stellen regen Wissenschafter an. Derzeit werden Ressourcen hauptsächlich anhand der Schülerzahl zugeteilt. Nun plädieren unter anderem der Soziologe Johann Bacher und der Pädagogik-Professor Herbert Altrichter (beide Uni Linz) in der Fachzeitschrift "Erziehung & Unterricht" für eine "indexbasierte Mittelverteilung" nach Faktoren wie Schulbildung und Haushaltseinkommen der Eltern sowie Umgangssprache der Kinder.

Derzeit erhalten die Schulen Lehrer-Posten auf der Basis von Schwellenwerten, die von Schülerzahlen abhängen. So wird etwa ab 31 Schülern eine Klasse geteilt und eine zusätzliche Lehrkraft zugeteilt. Dazu gibt es Zusatzkontingente etwa für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache oder mit sonderpädagogischem Förderbedarf (SPF). Nachteil dieses Systems: Mehr Lehrer gibt es erst, wenn der SPF festgestellt wurde, nicht aber präventiv.

Schweiz und Deutschland als Vorbild

In der Schweiz und Deutschland werden dagegen zum Teil indexbasierte Mittelverteilungsmodelle verwendet, die die sozioökonomische Zusammensetzung der Schüler bzw. des Standorts berücksichtigen. So werden etwa in Zürich die Arbeitslosenquote, die Ausländerquote oder die Einfamilienhausquote herangezogen. Je schlechter die Ausgangsfaktoren für einen Schulstandort, desto mehr Lehrpersonal erhält er zugeteilt. In Dortmund werden neben dem Haushaltseinkommen der Eltern sogar bei Befragungen erhobene Faktoren wie kulturelle Freizeitaktivitäten der Schüler (z.B. Besuch von Theatern) oder soziale Kontrolle in der Familie ("Meine Eltern wissen immer, wo ich nach der Schule hingehe") für die Mittelzuteilung verwendet.

Schulbildung und Haushaltseinkommen der Eltern soll beachtet werden

Für Österreich schlagen die Wissenschafter die Berechnung eines "Sozialindex" vor, für den die Schulbildung der Eltern, das monatliche Nettohaushaltseinkommen sowie die vorwiegend zu Hause gesprochene Sprache herangezogen werden. Diese Faktoren hätten den Vorteil, im Prinzip auch ohne Befragung der Eltern erhoben werden zu können. Trotzdem plädieren die Forscher für eine solche. Als Alternativindikator könne auch der Beruf der Eltern herangezogen werden, da dieser eine weniger sensible Information darstelle.

Die indexbasierte Mittelverteilung sehen die Wissenschafter als Versuch, unter anderem durch die verstärkte Schulautonomie verursachten etwaigen Ungleichheiten zu begegnen - nach dem Motto: "Wenn schon der Wettbewerb im Schulsystem steigt, dann sollen wenigstens faire Wettbewerbschancen herrschen." (APA)