Graz - Der Anwalt Werner Tomanek und seine Frau Martina saßen am Dienstag in Graz auf der Anklagebank. Ihnen wird vorgeworfen, zwecks Versicherungsbetrugs einen Brand im Dezember 2008 in ihrer Wohnung in der Wiener Neutorgasse beauftragt zu haben. Staatsanwältin Christin Amschl nennt als Motiv Geldprobleme, da es Exekutionen bei Tomaneks gab.

Und Frau Tomanek stellte nur Tage vor dem Brand den Antrag bei der Haushaltsversicherung, die Versicherungssumme deutlich zu erhöhen. Mit dem Ehepaar, das sich nicht schuldig fühlt, angeklagt sind drei Männer, die bereits in Graz in Untersuchungshaft sitzen. Christian L., der als Brandstifter überführt wurde und geständig ist, sowie Asim S., der mit L. eine Bank ausgeraubt haben soll. L. will vom weiteren Angeklagten, Thomas U., den Auftrag von Tomanek zur Brandlegung vermittelt bekommen haben. "Der Tomanek ist groß in den Medien, der wird schauen, dass nix rauskommt", soll U. damals zu L. gesagt haben.

U. entschlug sich "vorerst" der Aussage und gab als Beruf "Hausmann" an - in der Wiener Rotlichtszene kannte man ihn noch vor drei Jahren unter dem Namen "Versace". Doch dann veröffentlichte er ein Hochzeitsvideo, das Polizisten beim Feiern im "Milieu" zeigte. Tomanek lernte U. da als Klienten kennen und beschäftigte ihn eineinhalb Jahre als Boten, zum Autowaschen und "zum Spazieren mit meinem Pitbull".

Tomanek sagt, U. wolle ihn belasten, weil er ihn nicht mehr beschäftigt habe, nachdem Freunde dem Anwalt gesteckt hätten, "dass es zwischen U. und meiner Frau zu unstatthaften Annäherungen gekommen" sei.

Frau Tomanek, die betont, nichts zu besitzen, sondern Schmuck, Schuhe und Pelzmäntel von ihrem Mann zu leihen, bestätigte nur, vorübergehend eine Wohnung von U. bewohnt zu haben. Als die Staatsanwältin widersprüchliche Aussagen von Frau Tomanek darüber, wann sie ihre Sachen wieder in die Wohnung des Ehemannes brachte, entwirren will, brüllt diese: "Hearn S', I wor dabei, schrein S' mi net an!" Richterin Michaela Lapanje zeigte sich gegenüber der Angeklagten sehr geduldig.

Promi-Anwalt Tomanek wird von einem weiteren bekannten Anwalt, Manfred Ainedter, vertreten. Dieser bezeichnet die Vorwürfe gegen seinen Freund als "ungeheuerlich". Immerhin sei Tomanek "in einer gewissen Gesellschaft". Selbst eine "bekannte Wiener Staatsanwältin" hätte ihm vor Prozessbeginn eine SMS geschickt, um ihnen Glück zu wünschen. Der Prozess wird nächsten Dienstag fortgesetzt. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 5. Mai 2010)