London - Nach schlechten Umfragewerten und peinlichen Wahlkampfausrutschern ist der britische Premier Gordon Brown mit offener Kritik aus den eigenen Reihen konfrontiert. Am unverblümtesten: Manish Sood, 38 Jahre alt und Labour-Kandidat im nordwestlichen Norfolk. Brown sei der schlechteste britische Führer, den das Land je gehabt habe, sagte Sood am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Brown solle sich bei der Queen und dem britischen Volk entschuldigen.

"Er ist der schlechteste, weil er aus Labour eine Business-Partei und aus der Wirtschaft ein Chaos gemacht hat" , sagte der Politiker zur Begründung, der sich selbst als die geeignetste Person sieht, um die Partei zu führen. Man müsse zurück zu "einer Zeit des wahren moralischen Sozialismus" .

Brown selbst sagte dem TV-Sender GMTV am Dienstag, dass er im Fall einer Niederlage bei der Unterhauswahl am Donnerstag zurücktreten wolle. Wenn seine Partei scheitern sollte, werde er "die volle Verantwortung" dafür übernehmen.

Für Diskussionen sorgte unterdessen der Vorschlag des Labour-Ministers Ed Balls, die Liberaldemokraten zu wählen, um die Tories zu stoppen - und zwar in Wahlkreisen, in denen die Lib-Dems bessere Chancen hätten als Labour.

Tory-Chef David Cameron erklärte unterdessen, eine Stimme für die Liberaldemokraten bedeute, Labour an der Macht zu halten. Er erhielt am Dienstag Unterstützung von der Financial Times. (Reuters, dpa, AFP, red/DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2010)