Felix Zekely: "Wien ist ein Nadelöhr mit ganz eigenen Spielregeln."

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Für Entwickler von Logistikimmobilien war Österreich bislang eher unattraktiv. Das könnte sich nun ändern, erklärt Felix Zekely von CB Richard Ellis, im Gespräch mit Wojciech Czaja.

STANDARD: Welche Rolle spielt Österreich im Bereich internationaler Logistikimmobilien?

Zekely: Österreich nimmt eine europäische Sonderrolle ein. Abgesehen von Salzburg und Südösterreich gibt es auf dem Sektor der Logistikimmobilien fast keine spekulativ errichteten Objekte. Der Grund ist einfach: Aufgrund des Road-Pricings in Österreich führt der Hauptteil des Transitverkehrs auf der Achse Prag-Bratislava-Budapest an Österreich vorbei. In den großen Ballungsräumen wiederum sind die Grundstückskosten so hoch, dass auch dies ein Hemmnis für Developer darstellt.

STANDARD: Welche Konsequenzen hat das?

Zekely: In Ostösterreich gibt es kaum Nachfrage nach fremden Mietflächen und somit auch kein Angebot. Die meisten Logistikhallen wurden lange Zeit nur für Eigennutzungszwecke errichtet.

STANDARD: Gilt das auch für Wien?

Zekely: Wien ist ein Nadelöhr mit ganz eigenen Spielregeln. Es herrscht großer Bedarf an Lagerflächen für die Distribution von Waren für den täglichen Bedarf. Ich denke, dass dieser Bedarf in Zukunft steigen wird, denn die Bestandsflächen in Wien sind veraltet und nicht mehr attraktiv. Das wird schon bald Investoren und Entwickler anlocken.

STANDARD: Die ersten zwei Großprojekte, der ProLogis-Park in Himberg und der Airpark Vienna, sind bereits in Planung.

Zekely: Beide Projekte sind nicht neu, mussten aufgrund der Finanzkrise aber zurückgestuft werden. Mittlerweile sind die Bauvorhaben gesprächsreif geworden. In dieser Größenordnung – wir sprechen hier von jeweils 70.000 Quadratmetern – wären das in ganz Ostösterreich die ersten Investorenprojekte dieser Art.

STANDARD: Was muss eine moderne Logistikimmobilie alles leisten?

Zekely: Es beginnt bei der Gebäudegeometrie. Die Flächen müssen flexibel teilbar sein, die Halle muss eine gewisse Anzahl an Toren und eine Manipulationshöhe von mindestens zehn Metern haben. Zu beachten sind außerdem Schwenkradien, Sicherheitsvorschriften in Form von Bewachung oder Umzäunung und nach Möglichkeit ein 24-Stunden-Betrieb.

STANDARD: Gibt es in Österreich eine zentrale Statistik, was Bestand und Leerstand betrifft?

Zekely: Nein. International üblich ist, dass lediglich hochwertige Logistikimmobilien mit 5.000 Quadratmetern und mehr erfasst werden. Nachdem die meisten Logistikflächen in Österreich eigengenutzt werden und oft auch kleiner sind, sind fast keine Objekte erfasst. Das macht den internationalen Vergleich nahezu unmöglich. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.4./1./2.5.2010)