Graz - Einen großen Brocken bringt der chinesische Konzeptkünstler und entschiedene Regimekritiker Ai Weiwei (geb. 1957 in Peking) im Rahmen des steirischen Kulturfestivals "regionale" im Juni in die Obersteiermark: Er lässt ein vier Tonnen schweres Felsstück, das sich beim Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan im Mai 2008 gelöst hatte, auf den Gipfel des Dachstein transferieren. Dieser Tage wurde der Stein in China auf die mehrwöchige Reise geschickt.

Die Arbeit "Hoher Dachstein" markiert den höchsten geografischen Punkt der Steiermark - und des Festivals, das vom 2. Juni bis 14. August im obersteirischen Bezirk Liezen stattfinden wird. Die Aufstockung des 2.995 Meter hohen Berges an der steirisch-oberösterreichischen Grenze auf rund 3.000 Meter liegt dennoch nicht in seiner Intention. "Es geht vielmehr um die Sichtbarmachung der Kraft der Natur, aber auch der des Menschen", so "regionale"-Intendant und Projektverantwortlicher Dietmar Seiler.

Die Aussage

Ein Zusammenhang mit den Opfern des schweren Erdbeben in der südwestlichen Provinz Sichuan, bei der auch mehrere tausend Schüler in ihren wie Pappkartons zusammengefallenen Schulen getötet wurden, sei zwar gegeben, stehe aber nicht im Zentrum der Land-Art-Arbeit, so Seiler. Ai hat sich in den vergangenen zwei Jahren immer wieder für die Klärung des Schicksals hinter dem Tod der Kinder eingesetzt. Mehr als 5.000 Namen von toten Kindern hat Ai Weiwei schon dokumentiert, damit sie nicht in Anonymität vergessen werden. In der aktuellen Arbeit für die Steiermark gehe um die Wechselwirkungen zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen sowie "der Kraft des Menschen, der es unter anderem schafft, einen vier Tonnen schweren Stein aus China auf die Spitze eines Berges in Österreich zu hieven - und der Gewalt der Natur, die sich beispielsweise bei einem Erdbeben verdeutlicht", interpretierte Seiler.

Der Aufwand, den Felsbrocken auf den Dachstein zu bringen, ist tatsächlich enorm: Dieser Tage wurde er in Peking verladen, mittlerweile "schwimmt" er dem Hafen von Rotterdam entgegen, wo er in rund vier Wochen eintreffen soll und dann mit einem Lkw-Transport in die obersteirische Ramsau transportiert wird. Von dort wird er dann mit einem Schweizer Hubschrauber - in Österreich steht kaum ein entsprechendes Fluggerät für solche schweren Lasten zur Verfügung - auf den Gipfel geflogen.

Das Festival wird am 2. Juni im obersteirischen Trieben eröffnet und dann an unterschiedlichen Schauplätzen im gesamten Bezirk Liezen stattfinden. Geht der Transport wie geplant über die Bühne, sollte die "Einweihung" des Dachstein-Projektes sollt dann am 11. Juni stattfinden. (APA)