Mitten in der wohlstandsbürgerlichen Josefstadt sperrte am Samstag Wiens dritter "KostNix-Laden" auf - die "Schenke". Hier, in der Pfeilgasse 33, werden Gebrauchswaren aller Art gehandelt, und zwar umsonst.

Foto: derStandard.at/mas

Fünf Monate lang wurde in den rund 330 Quadratmeter großen Kellerräumen renoviert, gespachtelt, wurden Leitungen verlegt und Installationen gefertigt.

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Politikwissenschaft-Student Peter ist einer von elf BastlerInnen im Kernteam der Schenke, die in den vergangenen Monaten einen Großteil ihrer Freizeit damit verbracht haben, den Keller in Schuss zu bringen. Warum? "Erstens braucht es sowieso mehrere KostNix-Läden in Wien. Und zweitens wollten wir einen Laden, der auch Kommunikationsraum ist."

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Denn nur zwei Räume sind fürs KostNix-Inventar da. Hier Raum 1 - "der für den großen Kram".

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Das sind Möbel, Lampen, Waschmaschinen, Computer und Sonstiges.

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In Raum 2 kommen Kleider, Schuhe, Bücher und Platten - also der Großteil der Ware. Nur saubere und brauchbare Ware wird akzeptiert. "Wir sind weder ein Müllprojekt, noch ein Caritas-Projekt", sagt Peter: Die "Schenke" sei, wie schon der KostNix-Laden in der Zentagasse 26 in Margareten, ein politisches Projekt. "Wir kritisieren den Tausch. Nicht nur die, die schon etwas haben, sollten etwas bekommen dürfen", erklärt Peter.

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Und nicht nur die, die etwas brauchen, sollen etwas schenken dürfen: Die Überbleibsel einer soeben aufgelösten Wohngemeinschaft finden Platz in der "Schenke".

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Raum 3, der größte Raum, soll "Platz für Ideen" sein, sagt Peter. "Wir wollten offen halten, wie der Raum genützt wird." Das könnten Nährunden, Koch-Kollektive, Lesekreise oder Film-Screenings sein. Bestimmtes Gedankengut werde aber nicht toleriert: "Wir sind ganz klar antisexistisch", sagt Peter.

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Auf der gut gepolsterten Kinder-Tribüne ist Platz zum Spielen

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Im Billiard- und Tischfußballraum (Raum 4) spielen die Großen.

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Rauchen ist nur im RaucherInnen-Schacht erlaubt

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In den hinteren Räumen ist Platz für ein seit ein paar Jahren herberglosens Anarchistisches Archiv. Neben Standardliteratur sind hier auch Raritäten aus den Dreißigerjahren zu finden

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Ein Lebensmittelkollektiv hat sich bereits einquartiert

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Am Pizzaofen wird sich ein Brotback-Kollektiv zu schaffen machen

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In einer Ecke in Raum 3 soll eine queer-feministische Bibliothek entstehen

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Vormals beherbergte das Kellerlokal eine Glaserei. Die Miete sei relativ günstig, sagt Peter. Allerdings deshalb, weil der Vertrag auf fünf Jahre befristet sei - "dann wollen sie hier eine Parkgarage bauen."

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Trotzdem wird vor der Eröffnung noch heftig gearbeitet.

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Davon kann aber ohnehin nicht die Rede sein. Immer wieder kommen AnrainerInnen vorbei, um Geräte und Möbel anzukarren oder Kaffee zu trinken.

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Noch bevor die Bauarbeiten losgingen, hatten die Beteiligten am "Schenke"-Kollektiv bei allen HausbewohnerInnen geklingelt. "Um uns vorzustellen und zu sagen, dass es Baulärm geben könnte". Außerdem "wollen wir kein Ding für die linke Szene machen, sondern auch die ganze Nachbarschaft dabei haben", sagt Peter.

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Kein Scherz: Die Europäische Kommission steuerte 7000 Euro bei. Noch mehr Geld kam von "PatInnen" aus dem sozialen Umfeld der Schenke-Leute.

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Neue Möbel kommen an

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"Ihr seid die Schenke, oder? Ich wollt' euch schon immer mal besuchen", spricht eine Anrainerin, und tut es.

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Notversorgung, falls die selbstverlegte Heizung ausfällt.

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Ein Jahr lang habe die Raum-Suche gedauert, sagt Peter. "Die Vermieter hatten alle Angst, dass da Kommunisten kommen, die nur saufen und so." Bier gibt es zwar in der Schenke. Aber Sperrstunde ist um 20 Uhr - "wir sind eher ein Café als eine Bar".

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Dass die Wahl auf die Josefstadt fiel, war Zufall, aber kein ungünstiger: "Wir liegen direkt am Radweg von der Uni zum Gürtel".

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Die Tür steht immer offen. Das sei auch symbolisch zu verstehen, sagt Peter. Hier gebe es einen Raum, wo nichts konsumiert werden müsse, wo Platz für Gespräche gebe. Etwa "darüber, warum Dinge nichts kosten müssen. Oder wie man die Schüchternheit überwindet, etwas zu nehmen, oder etwas dafür zu geben." (mas, derStandard.at, 30.4.2010)

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umstonstladen.at

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