Wien - Die Stadt Wien arbeitet derzeit an Plänen für ein neues "Wien Museum". Wo die als "Signalarchitektur" vorgesehene Kulturstätte hinkommt, wird erst nach der Wahl im Herbst und vorzugsweise noch vor Jahresende entschieden, kündigte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny in einem Interview an. Der Baubeginn soll dann sobald wie möglich erfolgen - "unter Umständen sogar noch im Jahr 2011". Er habe eine Erweiterung des jetzigen, von Oswald Haerdtl konzipierten Wien Museums am Karlsplatz nie ausgeschlossen, "aber wie jetzt die Dinge liegen, denken wir an einen Neubau", so Mailath-Pokorny. Museumsdirektor Wolfgang Kos habe jedenfalls bereits ein "interessantes" inhaltliches Konzept vorgelegt.

Was die Planungen des neuen "Universalmuseums" betrifft, prüfe man rund zwei Dutzend Standorte hinsichtlich Statik, Bauordnung und technischer Voraussetzung. Wahrscheinlich soll das Bauwerk am oder innerhalb des Gürtels entstehen, wobei neben bereits seit einiger Zeit kursierender Citylagen wie Morzin-, Schweden- oder Karlsplatz (im Bereich der jetzigen Kunsthallen-Dependance "project space") auch das Areal rund um den künftigen Hauptbahnhof, entlang des Wienflusses oder der hintere Teil des Naschmarktes interessante Plätze wären. Die ebenfalls kolportierte Donauplatte sei hingegen "schwer vorstellbar", da Leute einem Museum nicht nachreisten, verwies Mailath-Pokorny auf die dezentrale Lage.

Architektenwettbewerb geplant

Vor der Platzwahl soll allerdings das inhaltliche Konzept in groben Zügen stehen, wobei das Ausstellungshaus als "kulturelles Kraftfeld der Stadt" gedacht ist. Neben klassischen Museumsräumen wünscht sich der Kulturpolitiker ein "intelligentes Besucherzentrum", in dem sich Auswärtige im Erdgeschoß und der ersten Etage auf moderne Art über Wien informieren und danach in den oberen Stockwerken ihren Überblick vertiefen oder sogleich in die Stadt ausschwärmen können. Außerdem will der Ressortchef einen Kino- oder Theatersaal integrieren, wobei auch die Übersiedelung des Stadtkinos am "nicht rasend tollen, weil verkehrsumtosten" Schwarzenbergplatz in den Monumentalbau denkbar sei.

Die architektonische Gestaltung betreffend strebt der Kulturchef einen "Wettbewerb von internationaler Dimension" an. Man werde sich beim Verfahren jedenfalls sehr transparent und ambitioniert verhalten, versicherte er - wobei: "Man muss nicht immer das geläufige Beispiel von Bilbao (in Spanien, Anm.) bemühen", verwies Mailath-Pokorny auch auf neue Projekte in Liverpool oder im lothringischen Metz, wo eine Dependance des Pariser Centre Pompidou errichtet wird. Es sei jedenfalls wieder Zeit, mit einem öffentlichen Kulturbau zu demonstrieren, dass in dieser Stadt mit zeitgenössischer Architektur sehr gut umgegangen werde.

Inhaltliches Konzept demnächst detailliert

Das inhaltliche Konzept von Kos sehe jedenfalls eine thematische Auffächerung in etwa sechs Module vor - und "keine Chronologie vom ersten Römerstein bis zum wertvollsten Klimt". Der Ansatz sei journalistisch im Sinne eines vermittelnden, niederschwelligen Themenzugangs: "Wer sich eine Vorstellung machen will, wie das Museum ausschauen könnte, sollte sich die großen Ausstellungen der vergangenen Jahre über Gastarbeiter, die Wirtshauskultur oder "Kampf um die Stadt" in Erinnerung rufen." Im Mai soll Kos' Papier einer Expertenrunde zur Diskussion vorgelegt werden.

Aus dem Wahlkampf will der SP-Stadtrat die Museumsdiskussion bewusst heraushalten: "Wahlkämpfe eignen sich nicht für derartige längerfristige und nachhaltige Entscheidungen." An einer Realisierung zweifelt er auch im Falle "anderer politischer Konstellationen" nach dem Urnengang nicht - wobei er davon ausgehe, "dass ich auch danach Kulturstadtrat bin". Es gebe eine grundsätzliche Zustimmung aller Parteien zu einem neuen Wien Museum.

Was die Nachbespielung des denkmalgeschützten Haerdtl-Baus am Karlsplatz betrifft, präferiert Mailath-Pokorny eine "kulturelle Weiternutzung im weitesten Sinne". Kaum vorstellen kann er sich allerdings, dass dort ein von der Stadt finanziertes Museum einzieht: "Das wäre angesichts des Neubaus ein bisschen komisch." Im Falle privater Geldgeber sei eine weitere Verwendung als Museum aber durchaus zu überlegen. Denkbar wäre für den Stadtrat aber auch die Unterbringung von Teilen der Kulturverwaltung oder eine "adäquate Form der Vermietung": "Das wäre eine Möglichkeit einer Refinanzierung für das neue Haus." (APA)