Grafik: Ubuntu

Zumindest im Desktop-Bereich ist Ubuntu derzeit wohl unbestritten die populärste Linux-Distribution, keine andere erfreut sich auch nur ansatzweise einer ähnlichen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit - und dies durchaus auch außerhalb der Open-Source-Community. Vor allem der Fokus auf einfache Benutzbarkeit und die schlanke Softwareausstattung haben sich dabei über die Jahre als entscheidende Erfolgsfaktoren erwiesen, eine Ausrichtung, die man auch in den letzten Monaten wieder konsequent weiterentwickelt hat: Mit Ubuntu 10.04 ist nun das Ergebnis dieser Anstrengungen veröffentlicht worden, die neue Generation der Distribution steht ab sofort zum Download bereit.

Neuigkeiten

Gegenüber der Vorgängerversion hat sich bei "Lucid Lynx" - so der aktuelle Codename so einiges getan, vieles davon bereits im Vorfeld ausführlich diskutiert. So hat man nun endlich - Jahre nach dem ersten Versprechen in diese Richtung - die visuelle Identität der Distribution weitgehend neu gestaltet. Sichtbar ist dies zunächst vor allem am aktuellen Default-Theme "Radiance", das dem Interface einen neuen, dunkleren Look verpasst. Darüber hinaus hat man aber auch die eigene Farbwahl überdacht und verabschiedet sich von den bislang dominierenden Brauntönen, statt dessen regieren bei Ubuntu nun eine Mischung aus Aubergine und Orange. Weitere Bestandteile der optischen Generalsanierung sind überarbeitete Icons sowie neue Logos und Schriften für die Distribution.

Boot

Ein weiterer Schwerpunkt der Entwicklung war die Umgestaltung des Boot-Prozesses, wo man nun auf das bei Fedora entwickelte Plymouth zur Darstellung des Splash-Screens setzt. Wichtiger aber wohl noch die in diesem Bereich vorgenommenen Performance-Optimierungen, das selbst gesteckte Ziel auf einem Dell Mini Netbook innerhalb von 10 Sekunden vom Bootloader bis zum fertigen Desktop zu gelangen hat man zwar nicht ganz erreicht, in vielen Fällen wurde die Bootzeit gegenüber der Vorgängerversion aber trotzdem drastisch reduziert. Eine Verbesserung, die unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass der Hardware-Abstraktions-Layer (HAL) nicht mehr länger automatisch gestartet wird, und auch sonst in weiten Teilen durch udev sowie die schlankeren udisks und upower ersetzt wurde.

Usability

Zusätzlich feilt man mit Ubuntu 10.04 weiter an der Usability des Desktops, die verstärkten Anstrengungen im "Projekt Ayatana" hinterlassen ihre Spuren dabei vor allem im Panel: Das neue "Me Menu" führt unterschiedliche Aufgaben rund um den eigenen Account zusammen, die "Application Indicators" sollen auf Sicht dem Wildwuchs im Benachrichtigungsbereich ein Ende bereiten. Stark überarbeitet wurde zudem das mit der letzten Version eingeführte "Messaging Menu".

Zusammenstellung

Zentrale Änderungen hat man zudem an der Default-Softwareausstattung vorgenommen, darunter zumindest eine, die schon beim Bekanntwerden der Pläne für "Lucid Lynx" vor einigen Monaten für gehörige Aufregung gesorgt haben: Die Bildbearbeitung GIMP wird nicht mehr von Haus aus installiert, für einfache Aufgaben wie das Zurechtschneiden von Bildern hat man die Möglichkeiten der Bildverwaltung F-Spot erweitert. Den so frei gewordenen Platz hat man für die Aufnahme neuer Programme genutzt, dazu gehören der Microblogging-Client Gwibber, das Scanner-Tool "Simple Scan" und die simple Videoschnittsoftware PiTiVi.

Musik

Ein wichtiger Schritt für die finanzielle Unabhängigkeit der Distribution von Gründer und Software-Milliardär Mark Shuttleworth ist die Aufnahme des Ubuntu One Music Stores. Direkt vom Musikplayer Rhythmbox aus können hier Lieder im MP3-Format käuflich erworben werden, ein Teil der Einnahmen geht an die Distribution beziehungsweise das dahinter maßgeblich stehende Unternehmen Canonical.

Desktops

Als Desktop kommt wie gewohnt GNOME zum Einsatz, hier in der Version 2.30, alternativ dazu gibt es auch wieder diverse Ableger der Distribution, darunter das auf KDE 4.4.2 setzende Kubuntu oder auch Xubuntu mit dem schlanken Xfce als Desktop. Kernel 2.6.32 und der X.org Server 1.7 gehören zu den wichtigsten Eckdaten der Distribution. Weitere Informationen zu Ubuntu 10.04 finden Sie in unserem ausführlichen Test der neuen Version der Software.

Download

Ubuntu 10.04 kann kostenlos von der Seite des Projekts in Form eines CD-Images heruntergeladen werden, dieses lässt sich sowohl als Live-CD zum Ausprobieren als auch zum Installieren des Systems nutzen. Als Alternativen gibt es auch eine Ausgabe mit Text-Installer, die weitere Konfigurationsmöglichkeiten beim Einrichten erlaubt, sowie eine eigene Server-Edition von "Lucid Lynx".

LTS

Bei der aktuellen Veröffentlichung handelt es sich wieder um eine sogenannte "Long Term Support"-Release, diese soll also länger als die normalen, halbjährlichen Releases mit Updates versorgt werden. Konkret verspricht man drei Jahre lang Aktualisierungen für Desktop-Systeme und fünf Jahre am Server. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.04.10)