Eine Ausstellung im Österreichischen Museum für Volkskunde beleuchtet anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums die Geschichte des 1. Mai. derStandard.at hat vorab ein paar Fotos aus der Ausstellung zusammengestellt.

Foto: Verein zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Maifestschrift 1907

Der Tag der Arbeit feiert heuer sein 120-jähriges Jubiläum. Am 1. Mai 1890 gingen die Arbeiter europaweit das erste Mal auf die Straße um für ihre Rechte zu demonstrieren. Aus dem Tag der Arbeit wurde auch der Tag der Sozialdemokratie und Kommunisten. Die Geschichte dieses Tages - an dem noch immer Zehntausende in Wien auf den Rathausplatz kommen - ist nun Thema der Ausstellung "Der 1. Mai - Demonstration. Tradition. Repräsentation" im Österreichischen Volkskundemuseum in Wien.

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Maifestschrift 1903

Den Ursprung nahm der Protest- und Feiertag in Paris: Hier fand im Juli 1889 der Internationale Arbeiterkongress statt, Sozialisten aus aller Welt gründeten die II. Internationale. Für den 1. Mai 1890 beschlossen sie eine "Internationale Kundgebung für den Achtstundentag" durchzuführen, in Erinnerung an die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Arbeiter und Polizei in Chicago im Mai 1886. In einem Schauprozess wurden im Anschluss an die Unruhen, bei denen auf beiden Seiten Todesopfer zu beklagen waren, acht Anarchisten angeklagt, vier wurden hingerichtet, einer beging Selbstmord, drei wurden später begnadigt.

Im ausklingenden 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert formten sich Arbeitervertretungskörper, die Schaffung eines Arbeiterfeiertags ist auch als "markanter Einbruch in das bislang bestehenden Monopol von Kirche und Kaiser auf Feier- und Ruhetage zu verstehen" - so der Ausstellungstext. In Österreich wurde der 1. Mai schließlich 1919 zum Staatsfeiertag erklärt.

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Sondernummer der "Glühlichter", 6. Mai 1904

Nach der Feier am 1. Mai 1890 schrieb die "Wiener Presse": "Der erste Mai ist vorübergegangen, ohne daß sich die Befürchtungen der Schwarzseher erfüllt haben. Nach den Aufregungen der vorangegenen Tag, die wie uns dünkt, von gewissen Seiten ohne jeglichen Grund bis in's Ungeheuerliche gesteigert wurden, berührte es seltsam, daß die Ruhe dieses gefürchteten Tages sogar gegen die Bewegung eines gewöhnlichen Werkeltages abstach. Eine feiertägliche Stimmung lag über der Stadt, ernst zogen die Arbeiter, in kleinen Gruppen, durch die Straßen. Kein Schreien und Johlen erschall, kein leidenschaftlicher Ausbruch  wurde vernommen, selbst der Gesprächston schien gegen die gewöhnliche Art des Gehabens vornehm herabgedämpft. Baron Conrad hatt in der Herrenhaussitzung  vom 29. April das richtige Wort ausgesprochen, wenn er sagte, daß die Bevölkerung Wiens in Bezug auf Sinn für Ordnung und Gesetzlichkeit von keiner Stadt der Welt übertroffen wird. Die Arbeiter haben dieses ehrenden Zeugnis für ihre Standesgruppe auf die glänzende Weise gerechtfertigt."

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Abzeichen der Maifeiern 1890, 1919 und 1949

Schon bei der ersten Kundgebung gab es Anstecknadeln der Sozialdemokraten. Bis auf die Jahr 1915 bis 1918 - wo aufgrund des ersten Weltkrieges jede Demonstration verboten war - und die Jahre 1933 bis 1944 wurde jedes Jahr ein neuer Anstecker entworfen. In der Ausstellung sind alle zu sehen. Über die Jahre kamen klassische sozialdemokratische Stilelemente - wie die rote Nelke, der Händedruck oder der Kreis mit den drei Pfeilen - auf Plakaten und Stecker hinzu.

Foto: Verein zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Maifestschrift 1911

Plakate, Festschriften und Filmdokumente sind weitere Ausstellungsgegenstände .Anhand geschichtlicher Schlüsselpunkte - die 1920er und 1930er Jahre, 1938, 1945 oder 1989 - wird die Entwicklung dargestellt. Doch nicht nur die Vergangenheit wollten die Kuratoren behandeln. Eine Kamera begleitete die Maifeiern der letzten Jahre, die Videos und Fotos sind nun in der Ausstellung zu sehen. In einem sogenannten "Aktions-Salon" sollen jedoch auch aktuelle Probleme der Arbeiterschaft zur Sprache kommen. Schulklassen, Lehrlinge und interessierte Gruppen können hier die Veränderungen im Berufsleben diskutieren.

Foto: Verein zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Festzug am Rathausplatz am 1. Mai 1926

Erst in den 1920er Jahren fand der 1.Mai-Aufmarsch - bei dem Vertreter aus den einzelnen Bezirken und Parteigruppen aus verschiedenen Punkten zum Versammlungsort kommen - seinen traditionellen Schlussort - den Rathausplatz. Davor versammelte man sich unter anderem im Prater oder auf der Ringstraße. Im Prater findet auch heute noch die Maifeier - der gesellige Teil -  nach dem Umzug statt.

Foto:
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Zeitschrift Kuckuck vom 8. Mai 1932

Zur Zeit des Ständestaats wurde der 1. Mai zu einem Feiertag der Verfassung umgedeutet. Sozialdemokratische und Kommunistischen Aufmärsche wurden verboten - wie die Parteien schließlich auch selbst.

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Maibäume und Hakenkreuze am 1. Mai 1938 in Wien

Während des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai zum „Feiertag des Deutschen Volkes" umgewandelt. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer war im NS-Staat in der Deutschen Arbeitsfront (DAF) zusammengefasst.

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Bilderwoche, 9. Mai 1946

Geduldet von der Roten Armee fand 1945 wenige Tage nach dem Ende der Kriegshandlungen in Wien die einzige gemeinsame 1.Mai-Kundgebung von SPÖ, KPÖ und ÖVP in der Geschichte statt. Die Christlichsozialen beschränkten sich nach dem Krieg auf Versammlungen, die Grünen begehen einen Tag davor den Tag der Arbeitslosen. Die KPÖ feierte ihren Tag der Arbeit nach den Sozialdemokraten vor dem Parlament.

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Maifeier im Prater am 1. Mai 1991

Die Sonderausstellung zum 1. Mai versucht anhand von Symbolen, Artefakten und Bildern die Geschichte eines Gedenktages zu behandeln, will und kann jedoch keine Antwort auf die Zukunftsfrage von Partei und Feiertag geben. Das Spannungsfeld zwischen Begeisterung und Ablehnung - so Wolfgang Maderthaner - bestand schon vor 120 Jahren. Am Samstag werden sich wieder die Bezirkszüge sammeln und zum Rathausplatz ziehen, die Ausstellung bleibt dann jedoch zu, aus Solidarität und als Zeichen. (seb, derStandard.at, 29.4.2010)

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APA/Hochmuth

Die Ausstellung "Der 1. Mai - Demonstration. Tradition. Repräsentation" ist Dienstag bis Sonntag vom 30. April bis zum 12. September 2010 von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, ausgenommen der 1. Mai 2010. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB), dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA) und dem Österreichischen Museum für Volkskunde. (seb, derStandard.at, 29.4.2010)

Österreichische Museum für Volkskunde
Gartenpalais Schönborn, Laudongasse 15-19, 1080 Wien

www.volkskundemuseum.at

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