Er ward lange nicht mehr gesehen. Standard-Cartoonist Oliver Schopf hat Hans Dichand am 21. April in der Wiener City entdeckt und sofort zu Papier gebracht.

Cartoon: Schopf

Der alte Herr in der größten Zeitung des Landes, Hans Dichand, ist mit dem Ergebnis der Bundespräsidentenwahl nicht zufrieden. Also schlug der Herausgeber der Kronen Zeitung in der Montagsausgabe eine "Volksabstimmung" über Fischer als "jetzt notwendig" vor, "um ihn als Mann an erster Stelle im Staat zu bestätigen".

Zumindest die FPÖ ist von der Idee hellauf begeistert. "Hans Dichand geht in die richtige Richtung", sagt FPÖ-Generalsekretär" Harald Vilimsky und liefert Dichand gleich eine Begründung mit, warum er eine Volksabstimmung fordern müsse: "Auch im Parlament braucht es für Abstimmungen bestimmte Quoten. Dasselbe ist daher bei einer so weitreichenden Abstimmung wie der Präsidentenwahl analog zu fordern." Fischer werde nicht von der Mehrheit der Bevölkerung getragen, daher brauche es auch "die Möglichkeit einer Wahlwiederholung" .

SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter kontert, Heinz Fischer sei mit einer "lupenreinen Entscheidung eindrucksvoll bestätigt worden". Die Wahl sei im Übrigen "durchaus bereits eine Volksabstimmung gewesen." Die ÖVP hält sich zurück und will die alte Medienmacht nicht vergraulen. Generalsekretär Fritz Kaltenegger war zur Beantwortung der Frage, ob die ÖVP Dichands Forderung unterstütze, am Montag nicht erreichbar.

Anders die Grünen. Parteichefin Eva Glawischnig meinte sehr deutlich: "Das ist ein Unsinn und offensichtlich der Versuch Dichands, von seiner Niederlage abzulenken - immerhin hat ,seine‘ Kandidatin Rosenkranz eine Wahlschlappe erlitten." Eine knappe Absage bekommt Dichand auch vom BZÖ. Parteichef Josef Bucher: "Absurd." (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 27.4.2010)