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Boris Pahor

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Als Österreicher wurde Boris Pahor in Triest geboren, als Slowene vom italienischen Faschismus unterdrückt, als Widerstandskämpfer ins KZ deportiert. Als Schriftsteller und Zeitzeuge wurde der 96-Jährige heute, Montag, mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Seine Biografie sei der "Versuch einer Selbstbestimmung inmitten einer Welt von Fremdbestimmung" und seine Werke "menschliche Zeugnisse des Vergangenen und eindrucksvolle Warnung für die Zukunft", wird Kulturministerin Claudia Schmied in einer Aussendung zitiert.

Erst vor zwei Wochen wurden fünf neue Pahor-Übersetzungen ins Deutsche im Mohorjeva-Hermagoras Verlag präsentiert, Bücher in denen der Autor seine "schmerzhaften Erfahrungen in den Zeiten der politischen Willkür des 20. Jahrhunderts beschreibt", wie Laudator Lev Detala betonte. Als "aufrichtiger und engagierter Chronist der slowenischen Volksgruppe in Italien" sei seine literarische Botschaft allerdings stets "von einem versöhnlichen Unterton getragen". Mit "jugendlicher Energie und fruchtbarer Unruhe" führe Pahor durch seine Heimat Triest und die Weltgeschichte und umfasse dabei fast ein Jahrhundert.

Werdegang

1913 in Triest geboren, gehörte Boris Pahor der slowenischen Minderheit an, die nach dem Anschluss seiner Heimatstadt an Italien unter Mussolini unter Sprachverbot und Unterdrückung zu leiden hatte. Nach Studien in Koper und Görz wurde Pahor 1940 eingezogen und nach Libyen geschickt. Bei seiner Rückkehr 1943 nach Triest schloss er sich der Befreiungsbewegung an, wurde aber bereits am 21. Jänner 1944 verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Bis Kriegsende durchlebte er vier deutsche Konzentrationslager, Erlebnisse, die er nach der Befreiung in Novellen verarbeitete. 1967 entstand daraus der preisgekrönte Roman "Nekropolis". Seither lebt Pahor wieder in Triest und veröffentlichte unter anderem jene Werke, die nun neu in deutscher Übersetzung vorliegen: "Villa am See", "Die Verdunkelung", "Nomaden ohne Oase", "Im Labyrinth" und "Geheime Sprachgeschenke".

Seine Dankesworte widmete Pahor gleich zu Beginn der Situation seiner "slowenischen Landsleute in Kärnten", die eine "starke Assimilation erleben müssen": "Dabei fällt allen auf, dass es einer lokalen Obrigkeit überlassen bleibt, ob die Bestimmungen des Staatsvertrags respektiert werden oder nicht", so Pahor - und fügte hinzu: "Vielleicht kommt der Einwand, dass man als Ausgezeichneter dem Verleiher nicht mit Ermahnungen kommt, ich meine aber, dass wir uns als Mitglieder eines vereinten Europa direkt aussprechen können." (APA)