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Saisonarbeiter in Rosarno.

Foto: EPA/FRANCO CUFARI

Saisonarbeiter in Rosarno hatten gegen Arbeitsbedingungen protestiert.

Mindestens 30 Personen wurden in der süditalienischen Stadt Rosarno im Zuge der Untersuchungen rund um die Ausschreitungen der Erntearbeiter Anfang Jänner festgenommen. Das berichtet die Römische Tageszeitung La Repubblica am Montag. Unter ihnen befinden sich Italiener wie Ausländer aus Nicht-EU-Ländern. Vorgeworfen werden ihnen Ausbeutung und Versklavung sowie Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung.

Mehrere hundert ausländische Saisonarbeiter waren Anfang Jänner randalierend durch die Straßen der Stadt in der Provinz Reggio Calabria gezogen, um gegen unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen zu protestieren. Dabei war es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Bewohnern und Polizisten gekommen, ausgelöst durch Schüsse, die Unbekannte auf die Einwanderer abgefeuert hatten. Dabei wurden nach Behördenangaben 67 Menschen verletzt, darunter 31 Ausländer, 17 Einheimische und 19 Polizisten.

Ausgebeutete Saisonarbeiter

In Rosarno werden in der Hochsaison nach Schätzungen insgesamt 4000 illegal beschäftigte Erntehelfer, die meisten davon aus Afrika. Die meisten der 2.500 Afrikaner, die in Rosarno selbst leben, wohnen in Baracken oder in verlassenen, heruntergekommenen Fabriken ohne Strom, ohne Zugang zu medizinischer Versorgung und mit kaum vorhandener sanitärer Einrichtung.
Die Migranten seien zur Arbeit gezwungen worden, im Gegenzug hätten sie dafür etwas mehr als zehn Euro pro Tag bekommen.

Mafia-Verstrickung

Einige Tage nach den Ausschreitungen waren bereits in der Nähe der 15.000-Einwohner-Stadt Rosarno mehr als ein Dutzend mutmaßliche Verbrecher festgenommen. Die italienische Justiz untersucht seit dem Ausbruch der Unruhen eine Verstrickung der kalabrischen Mafia "'Ndrangheta" in die Ereignisse. Wahrscheinlich wollten sie Tagelöhner bestrafen, die kein Schutzgeld bezahlt hatten, schrieben italienische Medien.

Der Gewerkschaftsverband CGIL warnte davor, dass sich Zusammenstöße in Italien wiederholen könnten. Vor allem in Süditalien seien Kontrollen zur Bekämpfung der Schwarzarbeit in der Landwirtschaft unzulänglich.

Im Laufe der Operation wurden Vermögenswerte – zwanzig Firmen, 200 Grundstücke – im Umfang von rund zehn Millionen Euro beschlagnahmt. Außerdem seien zahlreiche mutmaßliche Fälle von Betrug ans Tageslicht gekommen, schreibt die Repubblica. (fin, derStandard.at, 26.4.2010)