Tom Schimmeck:

"Am besten nichts Neues".

Verlag Westend, Frankfurt 2010

 

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Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" verglich Tom Schimmeck mit Karl Kraus und Kurt Tucholsky. Der Journalist hat sich auf 300 Seiten seinen Ärger über den Journalismus, die Medien, die Politik, die Public Relations von der Seele geschrieben, und auch gleich über das Publikum. "Manchmal wollte ich meinen Zorn nicht zügeln", heißt es gleich im Vorwort. Gut so. Der Furor fesselt.

"Am besten nichts Neues" steigt zwar mit der deutschen Branche ins Thema ein, dem Herdentrieb der Journalisten im Berliner Bundespressezentrum. Aber so verschieden sind die Medien und ihre Macher hüben und drüben ja nicht.

Und ganz ohne Österreicher kommt auch Schimmeck, der auch für "Profil" schrieb, nicht aus: "Rampensäue im Rampenlicht" heißt ein Kapitel, das sich ausführlich mit Jörg Haider befasst, mit "News", mit dem Phänomen "Kronen Zeitung" und dem "Knicks, der schon stark nach Kniefall aussah", den der damalige SPÖ-Kanzlerkandidat Werner Faymann 2006 vor Krone-Boss Hans Dichand vollführte.

In hohem Tempo zieht Schimmeck weiter über die Propaganda der Nazis zu Murdoch, Berlusconi, Sarkozy.

Und doch sieht er Hoffnung für die Journalisten (und das Publikum): "Wir werden gebraucht." Und: "Nicht alle Medienbesitzer sind zynische Kaufleute und lustlose Erben." Schimmeck: "Wir hatten zu viel Mitläufertum und Pragmatismus. Was wir brauchen, ist mehr Mut. Um unsere Aufgabe zu behaupten - und dabei manche Hand zu beißen, die uns füttert." (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 26.4.2010)