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Das Tiroler Rettungswesen soll billiger werden - drei Bietergemeinschaften aus Dänemark, Bayern und Österreich boten aber weit über der in der Ausschreibung angepeilten Kostenobergrenze an

Foto: APA/Heribert CORN

Innsbruck - Geplant war eine Vereinfachung des zersplitterten Tiroler Rettungswesens. So könnte es etwa statt 12 bodengebunden Notarztsystemen landesweit nur mehr vier geben. Herausgekommen ist nach einem guten Jahr größtenteils sehr emotionaler Diskussionen jetzt die Wiederholung der Ausschreibung um das bodengebundene Rettungswesen. Gepfuscht worden sei bereits ganz am Anfang, sagen die Grünen: "Leider ist vor rund eineinhalb Jahren verabsäumt worden, im extra dafür neugeschaffenen Rettungsgesetz Qualitätsstandards für das künftige Rettungswesen vorzuschreiben", kritisiert der grüne Landtagsabgeordnete Gebi Mair: "Es gibt also keine Vorgaben: etwa wie schnell man an einem Unfallort zu sein hat."

Sparen bei der Rettung

Das Rettungswesen sollte nach den Wünschen der Landesregierung schlicht billiger werden: Das Rote Kreuz als Quasimonopol bestimme die Tiroler Preise, Konkurrenz könne also nur gut und recht sein. Die Landesregierung plante in der ersten Ausschreibung eine Kostenobergrenze von 27 Millionen Euro ein: Drei Bietergemeinschaften blieben seit August 2009 am Tiroler Rettungs-markt interessiert: Die Angebote der dänischen Falck-Gruppe, der bayrischen MKT und der Tiroler Bietergemeinschaft (Rotes Kreuz, Samariterbund, Johanniter, Malteser) lagen aber höher, zwischen 50 und 90 Millionen Euro.

"Dänischen Übernahme" und Verlust der freiwilligen Helfer

Die Oppositionsparteien Liste Fritz und Grüne stellten sich hinter die "einheimischen Retter". Man sprach von einer "dänischen Übernahme" und dem Verlust der freiwilligen Helfer. "Als die Ortsstelle Oberperfuss mit Zirl zusammengelegt wurde, gab es keinen einzigen Freiwilligen mehr aus Oberperfuss", erzählt Mair. Immerhin sind rund 4500 Freiwillige beim Tiroler Roten Kreuz im Einsatz. Die Grünen gehen weiter: Das Land soll bereits 2007 eine Studie in Auftrag gegeben haben, die beweise, dass das Tiroler Notärztesystem ausgezeichnet funktioniere und kaum Änderungen notwendig seien, sagt der Grüne Georg Willi. Auch die Bürgermeister seien bereits informiert worden.

Notarztversorgung und die Flugrettung

Die Liste Fritz, stimmenstärkste Oppositionspartei im Tiroler Landtag, kämpft überhaupt für einen Stopp der Ausschreibung: Bis jetzt sei damit nur Geld "verbrannt" worden: Die dilettantische Vorgangsweise betreffe inzwischen nicht nur den Rettungsdienst, sondern auch die Notarztversorgung und die Flugrettung. Auch in diesen Bereichen soll es Neuausschreibungen geben. "Das Angebot der Tiroler Bietergemeinschaft ist 4000 Seiten stark und hat bisher Kosten von weit mehr als 600.000 Euro verursacht. Das Ansinnen der Landesregierung, das Rettungswesen kostengünstiger zu machen, ist gescheitert", sagt Klubobmann Bernhard Ernst.

Effiziente Rettung gefordert

Die drei Anbieter um die Neuorganisation des Rettungswesens sollten dieser Tage eine neue Ausschreibung zugeschickt bekommen. Ziel der Ausschreibung bleibt für den zuständigen Landesrat Bernhard Tilg (VP) aber die "effiziente und zukunftsfähige Neuausrichtung" des bodengebundenen Rettungswesens, der Flugrettung und der Notarztversorgung. Eine Neuordnung führe zu Veränderungen und Widerständen. Man sei vom Gegeneinander zum Miteinander übergegangen. Gebi Mair von der grünen Opposition kennt den neuen Ausschreibungstext nicht: Es könne aber sein, dass jetzt etwas komplett anderes gefordert werde.(Verena Langegger, DER STANDARD Printausgabe 26.4.2010)