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Frank Stronach gibt nach wie vor die Richtung vor. Sein Vize Ernst Neumann sieht sich bloß als Tool.

Foto: Reuters/Zolles

Wien - Das Handy blieb auch diesmal nicht ausgeschaltet, zum Zwecke der Berichterstattung an den Chef blieb es allerdings unbenutzt. Frank Stronach hat am Samstag das 2:0 von Magna Wiener Neustadt über Ried live vor Ort miterlebt, an der Seite seines Vertrauensmanns Ernst Neumann, der bei anderen Gelegenheiten Stronach eben per Handy genau darüber zu informieren pflegt, was dessen wohl letzte fußballerische Liebe so treibt.

So war es auch am vergangenen Dienstag anlässlich des quasi epochalen 4:0-Sieges der Niederösterreicher im Halbfinale des ÖFB-Cups bei Austria Kärnten in Klagenfurt. Jedes einzelne Tor hat Neumann da dem 77-jährigen Mäzen rapportiert. "Er hat sich sehr gefreut" , sagte der geschäftsführende Vizepräsident. "Das ist auch für ihn eine Bestätigung. Er hat auch mir gratuliert, aber wir sind ja nur die Tools. Die Richtung hat er vorgegeben."

Diese Richtung war schon bei der Übernahme Wiener Neustadts durch Magna vor fast genau zwei Jahren vorgegeben worden, als mit der Lizenz des Erstligisten Schwanenstadt der Eintritt in die Bundesliga vollzogen wurde. Stronach wolle, wird Neumann nicht müde zu erzählen, unter Einsatz vergleichsweise moderater Mittel mit jungen österreichischen Spielern Erfolg haben. In Wiener Neustadt fühlt er sich nun dem Ziel näher als zuvor bei der Wiener Austria, wo mit Unsummen zwei Meistertitel und drei Cupsiege erkauft wurden.

Selbstredend hat auch das Engagement in Wiener Neustadt nicht wenig gekostet, zumal zu Beginn, als die von Peter Svetits zusammengestellte Mannschaft schwerlich jung genannt werden konnte. Nach Svetits' unfreiwilligem Abgang passt Neumann auf Stronachs Geld auf, "als wäre es mein eigenes" .

Das führte auch dazu, dass eher teure Spieler wie Sanel Kuljic eher unsanft vom Klub getrennt wurden. Und dass in Helmut Kraft ein Trainer gehen musste. Dem Kraft-Nachfolger Peter Schöttel streut Neumann auch angesichts des fünften Tabellenrangs Rosen. "Die Mannschaft hat sich unter ihm vor allem defensiv dramatisch verbessert. Und er geht wie gefordert den Weg der Jugend. Das war ja kein Lippenbekenntnis."

Tatsächlich bot Schöttel gegen Ried zu Beginn eine durchschnittlich 24,9 Jahre alte Mannschaft ohne Spieler über 30 auf. Stronach, entzückt: "Ich habe schon vorher gewusst, dass Peter Schöttel ein guter Trainer ist. Jetzt fühle ich mich bestätigt, dass er der richtige Mann für diesen Job ist. Mir gefällt vor allem, dass viele junge Spieler dabei sind, die ihre Arbeit gut machen."

Neumanns Arbeit in den nächsten Tagen ist das Zusammenhalten dieser Mannschaft. "Wir wollen Kontinuität, wollen den Weg ein paar Jahre gehen." Hilfreich sei das Erreichen des Cup-Finales, es wirke wie ein Turbo, wenn es auch, falls am 13. Mai in Klagenfurt gegen Sturm Graz der letzte Schritt nicht gelingt, ein wenig zu früh gekommen ist.

Denn erst nächste Woche erfolgt der Spatenstich für das neue Stadion an der Wiener Neustädter Peripherie, wo aber bereits Vorarbeiten begonnen haben. Für die Errichtung, die binnen zehn Monaten abgeschlossen sein soll, ist der zweite geschäftsführende Vize Manfred Rottensteiner zuständig. Die ziemlich klamme Stadt stellte den Grund zur Verfügung. Finanziert wird die Arena für mehr als 10.000 Zuseher zum größten Teil über ein Darlehen. Stronach und Magna genießen wohl Bonität. (DER STANDARD PRINTAUSGABE 26.4. 2010)