Online-Streaming-Dienste wie Netflix gewinnen zunehmend an Popularität.

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Die wachsende Nachfrage nach Videostreaming-Angeboten schlägt sich langsam, aber sicher auch im Geschäftserfolg einzelner Anbieter nieder. In den USA etwa verzeichnete die Online-Videothek Netflix im ersten Quartal 2010 einen 35-prozentigen Kundenzuwachs. Der Umsatz wuchs um satte 25 Prozent auf 494 Mio. Dollar. Netflix führt das positive Ergebnis auf den Erfolg des eigenen Streamingangebots zurück, das bereits von über der Hälfte der User genutzt werde.

Marktanteil noch gering

Auch in Deutschland kommt der bisher auf niedrigem Niveau dahindümpelnde On-demand-Markt erstmals so richtig in Schwung. Mit 4,8 Prozent Marktanteil im Bereich Videoverleih führten die digitalen Angebote 2009 zwar immer noch ein Schattendasein. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Marktanteil aber immerhin fast verdoppelt werden, wie der aktuelle Businessreport des Bundesverbandes Audiovisuelle Medien (BVV) zeigt.

"Video-on-Demand erschließt sich immer mehr dem Massenmarkt. Die Vorteile liegen auf der Hand: 365 Tage im Jahr kann der Kunde rund um die Uhr die gewünschten Inhalte auf dem Fernseher, über den heimischen PC oder am Laptop abrufen. Dazu kommt, dass viele Filme mittlerweile zeitgleich zum DVD-Start erhältlich sind und auch beliebte Serien bereits bis zu neun Monate vor der deutschen Free-TV-Premiere legal digital abrufbar sind", erklärt Michael Ortlepp, Vice President Videoload.

USA mit weniger Berührungsängsten

Dass die USA bei der Akzeptanz von On-demand-Diensten Europa noch voraus sei, habe mehrere Gründe. So sei der Grad der Digitalisierung durch Kabelanbieter wie comcast, die schon früh auf digitale Geräte gesetzt haben, generell höher. "Die Berührungsängste der US-Studios und TV-Sender im lokalen Markt sind wesentlich kleiner als bei uns. Durch die Einführung von tivo in den 90er-Jahren hat die Bevölkerung in den USA zudem mehr als ein Jahrzehnt vor Europa gelernt, dass TV-Inhalte jederzeit verfügbar sind und sich Werbung überspringen lässt", meint Ortlepp.

"Angesichts des hohen Marketingaufwandes der On-demand-Anbieter bewegt sich der Marktanteil weiterhin auf sehr niedrigem Niveau", kommentiert hingegen Jörg Weinrich, Vorstand beim Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD). Auf das physische Videothekengeschäft zeige der vielzitierte On-demand-Boom bisher jedenfalls kaum Auswirkungen.

Illegale Videodownloads als Hauptfeind

Als größten Feind der Verleihbranche ortet Weinrich ohnehin die illegalen Videodownloads, durch die man in Deutschland bereits rund ein Viertel der Kunden verloren habe. Während Videotheken mit lokaler Präsenz und dem Verleih-Erlebnis vor Ort punkten könnten, entfielen diese Vorteile bei On-demand-Streaming und legalen Downloads vollständig.

"Im Prinzip muss ich mich als Kunde mit denselben Unannehmlichkeiten wie bei illegalen Downloads herumschlagen, wie Formatkonvertierung, Download-Wartezeiten und Übertragung vom Computer zum TV-Gerät. Gleichzeitig muss aber noch für den Service bezahlt werden", meint Weinrich. Ob die legalen Online-Videoangebote folglich in der Lage seien, die Videopiraterie einzudämmen, sei daher fraglich, meint Weinrich.

Apple mit Geschäft zufrieden

Zufrieden zeigt man sich hingegen auch bei Apple Deutschland. "Unser Angebot im TV-Serien- und Filmbereich im iTunes-Deutschland-Store wird sehr gut angenommen. Neben den großen US-Studios haben wir mittlerweile auch eine Reihe von deutschen Filmanbietern im Programm", sagt Apple-Deutschland-Sprecher Georg Albrecht. In Österreich und der Schweiz ist dieser Service allerdings weiterhin nicht verfügbar. Über die Markteinführung hüllt sich Apple wie gewohnt in Schweigen. (pte)