Wien - Ein regelrechter Tanz des Bühnenbildes: In immer neuen Konstellationen gruppieren sich die Wände bei Prokofjews Engel aus Feuer, und sie sind in ihrer Sprunghaftigkeit fast ein Spiegelbild der Hauptfigur. Renata (mit dramatischer Intensität: Elena Suvorova) - von einem Engel besessen, der sie verlassen hat - torkelt zwischen Mordfantasien, Selbstdemütigung, Manipulation des ihr verfallenen Ritters Ruprecht (tadellos Ludivic Kendi) bis zum Gang ins Kloster, wo sie für Tumulte sorgt.

Die Inszenierung Philipp Harnoncourts (Ausstattung: Ulrike Kaufmann und Erwin Piplitz) kann aus den Figuren lebendige Theaterwesen formen. Auf einer breiten, die akustischen Verhältnisse nicht immer ideal abbildenden Bühne arrangiert er ein wirksames Seelendrama, in dem auch Mephisto (Viktor Aleshkov), Faust (Alexander Puhrer) und ein Inquisitor (Ivaylo Guberov) ihre deftig-skurrilen Auftritte bekommen.

Zum Ende hin gerät das manchmal plakative Kammerspiel (in dem der Ruprecht einmal auf einer Bahre getragen und mit Infusionen versorgt wird) zum opulenten Massenereignis, an dessen Ende Renatas Verbrennung steht. Beeindruckend die Musik (orchestral verschlankt von Wolfgang Suppan) in der Umsetzung von Dirigent Mario Formenti und Phace - Contemporary Music. Prokofjews schillernde Kunst in versierten Händen. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.04.2010)