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Selbstvermarktungstendenzen eines Hochbegabten: Der Superheld (Aaron Johnson) ist schmerzunempfindlich.

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Wien - Zum Superheldentum muss man geboren sein. Muss man? Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein sympathischer, leicht unsicherer New Yorker Highschool-Junge, der sich die berechtigte Frage stellt, warum Comic-Heroen im richtigen Leben keine Nachahmer finden.

Als klassischer Nerd weiß er schließlich, dass Superkräfte nicht die einzige Voraussetzung sind - schlag nach unter: Batman. Flugs bestellt er ein eng ansitzendes Kostüm per Versand, in dem er wie ein maskierter Skispringer aussieht, und sucht im näheren Umkreis nach Möglichkeiten, hilfreich zu intervenieren.

Dass Dave in Matthew Vaughns selbstreferenzieller Comic-Filmsatire Kick-Ass (nach der Marvel-Serie von Mark Millar and John Romita Jr.) bei einem der ersten Einsätze niedergestochen wird und in der Folge schmerzunempfindlich bleibt, zeigt zwar, dass es in diesem Metier ohne Gabe auch nicht geht. Dennoch handelt es sich bei diesem Superhelden, der sich uramerikanisch Kick-Ass nennt, um eine sehr zeitgenössische Figur, die die gewöhnlichen Unbedarftheiten eines jeden Jugendlichen mit Secondhand-Wissen kompensiert. Das erste (und beste) Drittel von Kick-Ass funktioniert wie eine Teenie-Komödie, in der dem Helden nur in seinem angeknacksten Selbstbild ein Kontrahent erscheint.

Vaughn entwirft mit einer guten Dosis Ironie den Prototyp einer neuen Generation, einen Spiderman des Web 2.0, dem ein You-tube-Video zu plötzlichem Ruhm verhilft und der soziale Netzwerke wie Myspace zur Selbstvermarktung nutzt. Der subjektive Nutzen für Dave bleibt allerdings gering, denn bei seinen Mitschülern löst sein geheimes Parallel-leben vor allem die Vermutung aus, er sei schwul.

Wie stark sich sein Fantum von wahrer Berufung unterscheidet, erkennt der Amateur erst, als er auf ein noch viel sonderbareres Superheldenduo trifft, auf das elfjährige Hit Girl (Chloë Moretz) und ihren Big Daddy (Nicolas Cage), die ihre Sache mit heiligem Ernst verfolgen. Big Daddy war einst ein ehrlicher Cop, bis er sich mit dem mächtigsten Gangster der Stadt anlegte. Seit Jahren wartet er nun auf Revanche.

In anderen Zusammenhängen würde dieser maskierte Rächer als Missbrauchstäter erscheinen: Welcher Vater bildet schon seine Tochter zur Kampfmaschine aus? In den USA hat Kick-Ass seine ostentativ amoralische Haltung einige Kritik eingebracht. Tatsächlich feiert der Film die Fertigkeiten des Mädchens, an dessen Seite Kick-Ass zum verlässlichen Side-Kick wächst, mit galligem Humor. Verwerflich daran ist weniger die Verjüngung der Helden als der fahle Zauber nihilistischer Gewalt. (DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.04.2010)