Die Kärntner Hypo finanzierte das Projekt Kunstpark "Paradiso" bei der Wiener Fuchs-Villa. Die Kreditnehmer bekamen 7,5 Mio. Euro und setzten sich ab. Jetzt versilbert die Bank Ernst-Fuchs-Skulpturen.

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Wien - Das Paradies sieht anders aus. Mitte 2005 räumte die Hypo Alpe Adria Bank AG der Wiener Paradiso Errichtungs- und BetriebsgmbH bzw. der Kunstpark Wien Privatstiftung rund 7,5 Mio. Euro Kredit ein. Die Eigentümer der Gesellschaft, die Brüder Michael und Stephan Messner (Sohn und Stiefsohn von Maler Ernst Fuchs), hatten damit gleich hinter der Ernst-Fuchs-Villa in Wien-Hütteldorf einiges vor.

Auf 9000 Quadratmetern Gemeinde-Grund, wo einst das Kinderfreunde-Heim "Paradies" stand, planten sie das "Paradiso Museum und Kulturpark". Ein "Museum für Werke der Wiener Schule des Phantastischen Realismus" wollten sie da betreiben, einen Skulpturenpark, Ateliers, Restaurant. Kostenpunkt: 35 Mio. Euro. Die Stadt Wien hat Paradiso 2004 für 99 Jahre ein Baurecht (um 33.000 Euro im Jahr) eingeräumt.

"Schuldner nicht greifbar"

Es kam anders. Das Projekt verblieb im Stadium der Idee, der Kredit wurde nicht bedient. Die Hypo, die an die fünf Millionen auf einen Schlag ausbezahlt haben soll, musste heftig wertberichtigen. Wien hat nie einen Cent vom Baurechtszins gesehen. 2007 hat sie den offenen Betrag (zuletzt: 110.199 Euro) erfolgreich eingeklagt. Allein: Ihre Schuldner waren "vermögenslos und zudem nicht greifbar" , wie es heißt. Messners leben längst in Thailand.

Vor zwei Wochen fand auf Betreiben der Stadt die Zwangsversteigerung des Baurechts statt; um 10.000 Euro hat es sich die Stadt zurückgeholt. In der Hypo liegen die Dinge komplizierter. Sie hat auf dem Paradiso-Baurecht zwar eine Höchstbetragshypothek (9,75 Mio. Euro), bei dessen Verwertung hatte sie aber das Nachsehen. Persönliche Bürgschaften, die für einen Teil des Kredits bestanden, zog die Bank 2006. "Aber die Schuldner haben sich ja abgesetzt" , erzählt man heute.

Allein bei der Kunstpark Wien Privatstiftung (Stifter: die Brüder Messner; Vorstand: Messners und der Exleiter des Wiener Sportamts, Ferdinand Podkowicz) hat die Bank noch Forderungen von rund 3,5 Mio. Euro offen; rund 1,6 Mio. sind bereits abgeschrieben.

Was den Rest betrifft, haben sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Als man merkte, dass der Kredit nicht zurückkommt, übertrug die Privatstiftung der Bank laut Anwälten neun "Monumental-Skulpturen" von Ernst Fuchs, die dieser für den Kunstpark hergestellt habe. Die Bank setzte eine weitere Zahlungsfrist; auch die verstrich. Seither ist ein Rechtsanwalt mit der Verwertung der Skulpturen beschäftigt, die laut Gutachten rund 3,4 Mio. Euro wert sein sollen; die Werke sollen nun versteigert werden. In Kärnten erwartet man aber nur rund 1,7 Mio. Erlös, denn zwei Kunstwerke sind beschädigt. Um Schadenersatz wird bei Gericht gestritten.

Vermittler Gernot Rumpold

Unorthodox wie bei der Krediteinräumung geht man auch jetzt vor. "Um Käufer anzulocken" werden die Fuchs-Werke ab und an gezeigt - im vorigen Herbst etwa bei der Ausstellung "Lieblingswerke von Prof. Ernst Fuchs" der Wien Energie im Fernwärmewerk in der Spittelau. Ein Anwalt von Ernst Fuchs kommentiert das alles überrascht. Fuchs (er hat 16 Kinder) sei "sehr gekränkt über das Vorgehen dieses Familienzweiges". Und: "Wir haben bei der Stadt Wien und bei der Hypo längst Aufklärung zu den Vorgängen rund um Paradiso verlangt, aber nie Antwort bekommen."

Türöffner in Kärnten war übrigens Ex-FPÖ-Bundesgeschäftsführer Gernot Rumpold, der erzählt, dass er Stephan Messner einst bei der Hypo "vorgestellt" habe. In der Folge habe er das Projekt promotet und auch die Spatenstich-Feier mit Ehrengast Michael Häupl organisiert. Das Gerücht, er habe etliche Hunderttausend Euro bekommen, weist er zurück: "Das wär schön. Mein Honorar betrug um die 120.000 Euro." (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25.4.2010)