Pristina/Belgrad - Spezialeinheiten der kosovarischen Polizei haben am Freitag in den frühen Morgenstunden die meisten Antennen der in Serbien tätigen Mobilfunkbetreiber im Zentralkosovo abmontiert. Auf diese Weise blieben die serbische Telekom und die norwegische Telenor ohne Mobilfunksignal in den Regionen Gracanica, Lipljan und Obilic. Die serbische Mobilkom-Tochter Vip mobile teilte unterdessen mit, dass ihr Netz im Kosovo zumindest bisher weiter in Betrieb sei. In der Gegend des Zentralkosovo hat das Unternehmen keine Antennen.

Die kosovarischen Behörden begründeten die Abschaltung bzw. Demontage mit dem Argument, die Tätigkeit der Mobilfunk-Betreiber aus Serbien sei illegal, diese Unternehmen hätten weder jemals eine Genehmigung der kosovarischen Regulierungsbehörde erhalten noch bezahlten sie ihre Steuern im Kosovo. Der Leiter der Telekommunikations-Regulierungsbehörde Ekrem Hoxha bestätigte, dass am Freitag 14 serbische Mobilfunk-Anlagen abmontiert worden seien. Die Aktion werde auch weiter fortgesetzt, kündigte er an.

Sollten Anlagen neuerlich aufgestellt und in Betrieb genommen werden, würde dies ebenfalls als "illegal" betrachtet werden, warnte der Leiter der Regulierungsbehörde. Laut Belgrader Medien wollen die kosovarischen Behörden am morgigen Samstag die restlichen zehn Mobilfunk-Anlagen serbischer Mobilnetzbetreiber demontieren und somit außer Betrieb stellen.

Im Zentralkosovo blieben am Freitag demnach rund 40.000 Serben ohne Mobilfunksignal. Der serbische Kosovo-Minister Goran Bogdanovic kritisierte die Aktion der kosovarischen Behörden als ein Signal an die Serben, dass sie im Kosovo nicht willkommen seien.

Der serbische Premier Mirko Cvetkovic verlangte unterdessen von der UNO-Mission UNMIK und der EULEX-Rechtstaatsmission im Kosovo, "dringende Maßnahmen" zur Vermeidung weiterer solcher Zwischenfälle. Nach seiner Ansicht geht es um einen Versuch, die Kosovo-Serben erneut zu isolieren. "Der Druck von Extremisten auf die Zurückgekehrten und die Demontage des Netzes von Mobilfunkbetreibern aus Serbien durch die vorläufigen Behörden in der Provinz schaffen neue Spannungen und eine Stimmung der Unsicherheit und Angst unter den Kosovo-Serben", erklärte Cvetkovic in einer Aussendung seines Kabinetts.

Serbische Medien hatten in den vergangenen Tagen wiederholt berichtet, dass mehrere serbische Familien, die kürzlich in ein Dorf im Westen des Kosovo zurückgekehrt waren, wiederholten Angriffen durch ihre albanischen Nachbarn ausgesetzt gewesen seien. Die Zelte, in welchen 29 Familien vorläufig untergebracht sind, wurden wiederholt mit Steinen beworfen.

Serbien lehnt es nach wie vor ab, die Unabhängigkeit des Kosovo anzuerkennen und behandelt es als seine südliche Provinz. (APA)