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Finger weg von Hagelkörnern. Das Herumdrücken kann gefährlich werden.

Foto: APA/Kai-Uwe Knoth

Sie sehen aus wie lästige Pickel, sind der Albtraum jedes eitlen Pfaus und können ordentlich weh tun: Die Rede ist von Drüsenentzündungen am Auge. Dabei sorgen Gersten- und Hagelkörner nicht nur für ein kosmetisches Problem, geschwollene Augen können in schlimmen Fällen sogar das Sichtfeld einschränken. Eine chirurgische Behandlung ist aber meist nicht erforderlich, da vor allem Gerstenkörner oft von alleine abheilen.

Beim Gersternkorn handelt es sich um eine akute eitrige Infektion der Schweiß (Molldrüsen)- und Talgdrüsen (Zeis- oder Meibomdrüsen) am Auge, die durch Bakterien hervorgerufen werden. Die Drüsen sind verstopft während die Schleimproduktion aber weiter geht (damit sich die Tränenflüssigkeit auf dem Auge hält) und das Gewebe am Augenlid aufquillt. Das Hagelkorn tut dagegen eher selten weh, kann aber so groß werden wie eine Haselnuss. Hier haben sich in einer verstopften Lidranddrüse die Überbleibsel einer Entzündung aber ohne Bakterien und Eiter abgekapselt: Eine "Sekretverhaltung" bei anschließender Bildung von Narbengewebe. Für den Augenarzt macht das alles kaum einen Unterschied, die Behandlung ist die gleiche. Möglichkeiten gibt es im Prinzip drei verschiedene.

Der Gatsch kommt raus

"Am häufigsten hilft eine antibiotische Salbe, damit nicht noch zusätzliche Bakterien ins geschwächte Lid wandern. Zusätzlich empfehlen sich heiße Umschläge, diese weichen die Haut an der Oberfläche auf. Der Druck steigt so weit, dass der "Pickel" aufplatzt und der Gatsch rauskommt. Das Ganze heilt dann meist innerhalb von ein paar Tagen ab", sagt Oberarzt Reinhard Schranz von der Augenlaserklinik in Wien Josefstadt. Beschleunigend für den Heilungsverlauf ist trockene Wärme, etwa durch Bestrahlung mit einer Rotlichtlampe. Den Eiterherd zu kühlen kann aber auch hilfreich sein, etwa mit einem metallischen Gegenstand. Ein feiner Teelöffel aus dem Gefrierfach kann Schmerzen lindern.

Eine weitere Variante der Behandlung, die auch Augen-Spezialist Schranz favorisiert, ist das Schlucken von Antibiotika. Der Vorteil dabei sei, dass die körperliche Reaktion nicht so heftig ist, das Auge nicht so anschwillt und es somit weniger weh tut. Wenn die Entzündung gar nicht zurückgeht, was beim Hagelkorn als chronische Verstopfung der Fall sein kann, bleibt die Möglichkeit einer Operation. Der Balg wird rausgeschnitten und das Auge mit einem Salbenverband versorgt. 

Risikofaktor Make-up

Grundsätzlich heißt das Rezept jedenfalls Finger weg. "Weil eine noch stärkere Entzündung folgen kann. Durch Herumdrücken können Eiterbakterien in die Blutgefäße geraten, und über das Schädelinnere ins Gehirn kommen. Dort kann es durch eine Verstopfung zu einer Gehirnhautentzündung kommen. Das kann auch zu Erblindung führen", sagt Schranz, fügt aber gleich hinzu, dass dies aber der Worst Case sei, der nur ganz selten vorkomme. "Die Wahrscheinlichkeit einen Lotto-Sechser zu gewinnen ist höher".

Ursachen für Gersten- und Hagelkörner gibt es einige, etwa wenn mit schmutzigen Händen ständig an den Augen gerieben wird. Mangelhafte Hygiene, das Tragen von schlecht sitzenden Kontaktlinsen oder Make-up sind Risikofaktoren und begünstigen ebenfalls die Entstehung von Drüsenentzündungen. Auch eine Talgüberproduktion in bestimmten hormonellen Phasen kann mitverantwortlich sein.

OP ohne Narben

Operiert werde dann, wenn das Ganze aufs Auge drückt oder kosmetisch stört. Wobei in der Akutphase, also in den ersten zwei Tagen, niemand auf dem OP-Tisch landet. In ein akut entzündetes Gewebe werde nicht reingeschnitten, weil die Lokal-Anästhesie nicht ordentlich wirke und Keime verbreitet werden können. Ist es dann so weit, wird bei der OP "ein zwei bis drei Millimeter langer Schnitt mit einem Skalpell gemacht, dann wird der Knoten mit einem scharfen Löffel rausgeschabt. Ist die Entzündung auf der Innenseite vom Augenlid, wächst die Lidhaut innerhalb von sechs bis acht Stunden wieder nach. Bei einem Schnitt an der Außenseite muss die Haut zugenäht werden, die Narbe ist aber nicht sichtbar", sagt Schranz.

Kurzsichtiges Verhalten

Problematisch ist, dass ungefähr die Hälfte aller Betroffenen nicht zum Augenarzt gehen. Dabei muss gar nicht mangelnde Hygiene als Ursache dahinter stecken, besonders dann nicht, wenn die Erkrankung wiederholt auftritt. Gersten- und Hagelkörner können auch Anzeichen für ein geschwächtes Immunsystem sein, vor allem Diabetiker sind gefährdet. Genauso wie die junge Generation, die vielleicht nicht zucker-, dafür aber "internetkrank" ist: Ein Sehfehler gepaart mit viel Arbeit am Computer kann durch ständige Überanstrengung ebenfalls ein Auslöser sein. (Florian Vetter, derStandard.at)