Olivenöl-Flasche:Lekythos, 500 v. Chr.

Fotos: Müller/gkda

Als traditionelles Jagdrevier von Antikensammlern würde man das zentrale Alpenvorland gegenwärtig wohl nicht bezeichnen und ebenso wenig am Hauptplatz von Vöcklabruck eine darauf spezialisierte Galerie vermuten. Die Realität ist wie so oft eine andere, historisch nachweisbarer Bezug inklusive. Um 15 nach Chr. machten sich hier die Römer breit, bis sie von den germanischen Stämmen gegen Ende des 5. Jahrhunderts wieder verscheucht wurden.

Vor drei Jahren schlug Boris Müller hier am Stadtplatz, im familieneigenen Haus Nummer sechs, sein gewerbliches Lager auf. Schon in seiner Kindheit hegte er eine Leidenschaft für die Archäologie und entsprechende Funde. In seiner "Galerie Kunst der Antike" gehören sie mittlerweile ebenso zum Alltag wie der Kontakt zu weltweit verstreuten Sammlungen. Mit einer Auswahl seines Programms gastiert der 32-Jährige derzeit bei der Wiener Internationalen Kunst- und Antiquitätenmesse. Zu den käuflichen Highlights gehört etwa die 16 Jahre lang im Detroit Institute of Art Museum ausgestellte Lekythos, ein griechischer Vasentypus zur Aufbewahrung von Olivenöl. Für das etwa um 500 v. Chr. ausgeführte Exponat, auf dem sich Dionysis, eine tanzende Mänade und Satyr tummeln, ist mit 24.000 Euro veranschlagt.

Nebenan hat Kunsthandel Mitmannsgruber die Wände der Messekoje vorübergehend mit einer Auswahl an Bildern der klassischen Moderne tapeziert, in preislich wie motivisch attraktiver Bandbreite. Gemeinsam mit 36 anderen Teilnehmern hat er Ende vergangener Woche hinter der Plakatfassade von George-"What else?" -Clooney im Wiener Künstlerhaus sein temporäres Quartier bezogen. Bis inklusive 25. April steht hier außerdem eine für österreichische Messen sonst nicht unbedingt charakteristische Dichte an Teppich- und Textilkunst im Angebot. Freilich, im Gegensatz zum Weltrekord vergangener Woche (Christie's London: Kirman, 17. Jh., 7,03 Mio., Euro), werden hier mit Rücksicht auf schmälere Budgets weit kleinere "Brötchen" geknüpft. Zu den in mehrerlei Hinsicht zeitgemäßen zählen jene marokkanischer Herkunft bei Gebhart Blazek: Die sogenannten "Boucherouite" , aus dem lokalen arabischen Dialekt übersetzt "aus alten Fetzen gemacht" , kosten zwischen 400 und 1800 Euro.

Und wer schon immer mit der musischen Seite der Maschinenwesen auf Tuchfühlung gehen wollte, sei eine Stippvisite beim Technischen Kunsthandel Kling empfohlen: Dort warten melodische Singvogelautomaten auf neue Besitzer, solche mit präparierten Vögeln (Paris, um 1880, 5800 Euro) oder auch befiederten Artgenossen aus Messing (Deutschland, 1920, 2200 Euro). (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.04.2010)