Aussicht auf den Ötscher.

Foto: Miljkovic
Grafik: Der Standard

Als der Geist der Schöpfung über die Gegend rund um den Kaiserkogel flog und feststellen musste, was die Menschen aus seinem Werk gemacht hatten, vergoss er bittere Tränen, die sich in kleinen Lacken sammelten, in denen das Wasser auch in den heißesten Sommern nicht versiegt. Seither heißen die Tümpel "Ewige Tränen", die viel Seltsames und Geheimnisvolles an sich haben.

Neben der Etzhof-Lacke steht ein Stein, der einst ein Sitz oder ein Altar gewesen sein könnte. Wie er dort hinkam, weiß niemand. Die Bärntaler Lacke wieder ist von mächtigen Linden umgeben, deren Alter auf 600 Jahre geschätzt wird. Heimatforscher vermuten auch dort eine alte, heidnische Kultstätte, wofür auch drei daneben stehende Eiben sprechen, die fast auf einer geraden Linie stehen. Ein Beweis für die Annahme hat sich noch nicht gefunden.

Das Pielachtal nennt sich neuerdings das "Tal der Dirndln", wobei allerdings nicht die Vertreterinnen des schönen Geschlechts gemeint sind, sondern die Kornelkirschen, deren widerstandsfähiges Holz früher für die Herstellung von Waffen, Werkzeug und Musikinstrumenten verwendet wurde. Aus den Kernen der Früchte formte man Schmuck und Rosenkränze. Der Strauch, der mancherorts Baumgröße erreicht, blüht, noch ehe seine Blätter ausgetrieben haben und bietet Bienen und Schmetterlingen die erste Nahrung. Das Gewächs kann mehrere hundert Jahre alt werden. Rund um den Kaiserkogel wird das Mostviertel seinem Namen voll gerecht, Birn- und Apfelbäume sonder Zahl umgeben die Gehöfte und liefern im Herbst das Rohmaterial für den Most. Dieses Getränk gibt es natürlich auch in der Kaiserkogelhütte, dort kredenzt der Wirt Schafkäse, der allein einen Ausflug auf diesen Berg wert ist.

Obgleich die Erhebung nicht gerade zu den Riesen zählt, bietet sich doch von seinem Gipfel, von der Hütte und von den vielen freien Flächen eine herrliche Aussicht zu Ötscher, Dürrenstein und Gemeindealpe, zu Reisalpe, Muckenkogel und zur Gippelmauer sowie ins Alpenvorland, zur Landeshauptstadt St.Pölten, zum Dunkelsteinerwald und zum Wienerwald.

Die Wanderung verleitet zu Muße und Beschaulichkeit, ein Teil der Route ist nicht markiert, doch gibt es in dem übersichtlichen Gelände keine Orientierungsprobleme.

Die Route: Von der Deutschbachsiedlung in Rabenstein geht es in das Deutschbachtal, dort folgt man dem Wegweiser "Taubenstein" und "Kaiserkogel" nach links und steigt auf der blau-gelben Markierung zur Etzhofer Lacke auf. Ab Rabenstein 1½ Stunden. Kurz darauf gelangt man zu einer roten Markierung, die zum Gipfel und zur Hütte führt. Ab Etzhofer Lacke eine halbe Stunde.

Zurück auf der Anstiegsroute, man bleibt auf der roten Markierung bis zur Bärntaler Lacke. Ab Kaiserkogel eine Stunde. Auf einem Fahrweg - un unmarkiert - steigt man zum Gehöft Bärntaler ab und wandert auf dem Güterweg zum Ausgangspunkt. Gehzeit ab Bärntaler Lacke 1½ Stunden. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Album/Printausgabe, 24./25./4.2010)