Foto: C. Bertelsmann Verlag

Mit "Der Räuber" hatte Martin Prinz 2002 einen Roman um einen Langstreckenläufer, der zum Bankräuber wurde, geschrieben, der kürzlich in der Verfilmung durch Benjamin Heisenberg auch ein Kinoerfolg wurde. Für "Über die Alpen" hat der im niederösterreichischen Alpenvorland geborene ehemalige Bergläufer die Fortbewegungsgeschwindigkeit reduziert, die Distanz aber erheblich verlängert: Das dicke Buch ist der Bericht über eine lange Wanderung von Triest nach Monaco.

"Zu Fuß durch eine verschwindende Landschaft" absolvierte Prinz 161 Tagesetappen, um die rund 2.500 Kilometer der "Via Alpina" zurückzulegen - ein 60-Kilo-Mann mit einem 25-Kilo-Rucksack, in dem sich u.a. ein Zelt, ein Schlafsack und ein Nokia Communicator befanden. Schließlich wollte der Autor nicht auf die Kommunikation mit der Heimat und das Studium der aktuellen Nachrichten in diesen turbulenten Sommerwochen des Jahres 2008 verzichten und hatte im STANDARD und auf derStandard.at (Alpenblog http://derstandard.at/r6502/Via-Alpina) regelmäßig Reiseberichte in Wort und Bild zu übermitteln.

Mehr als nur "Ich war allein auf weiter Flur"

Dass der mobile Internetzugang in einsamer Bergeshöhe und beim ständigen Wechsel der nationalen Territorien (44 Grenzübertritte hat Prinz gezählt) von Funklöchern und ständigem Wechsel der Mobilfunk-Anbieter geprägt ist, wird ebenso Teil seiner Schilderungen wie Gedanken zur Entwicklung der Bankenkrise, über seinen bergsteigenden Großvater oder die Schwangerschaft der Freundin, von der er sich kurz zuvor getrennt hatte.

"Über die Alpen" unterscheidet sich daher gründlich von den klassischen Weitwanderweg-Führern. Reine Naturimpressionen à la "Ich war allein auf weiter Flur" wird man vergeblich suchen, und als Vademecum für das Nachgehen der Route eignet sich der Band auch seines Gewichts wegen nicht. Auf eines macht Prinz jedoch jedenfalls Lust: Die Schuhe anzuziehen und einfach einmal loszugehen... (APA)