Das Festival Crossing Europe hat eine Filmshiene zum Thema "Reclaiming Space" (hier: "Street Art").

Foto: Crossing Europe Festival

Linz - Das Aneignen von Räumen ist im Stadtgebiet meist kommerzieller Natur. Leerstände wechseln den Besitzer, neue Geschäftsflächen werden installiert. Oft bleiben Liegenschaften für einen längeren Zeitraum ungenutzt. Genau hier kommen dann Künstler und Initiativen ins Spiel, die Zwischennutzungen etablieren.

In dieses Spannungsfeld der Stadtplanung, zwischen ökonomischer Verwertung und dem Zulassen kurzfristiger Leerraumbelegung begibt sich das Architekturforum OÖ (afo) mit einem Programmschwerpunkt namens Reclaiming Space.

Letzten Freitag eröffnete man dazu eine Ausstellung, die von Astrid Hager und Doris Prlic kuratierte Leerraumzentrale. Selbst als Zwischennutzung angelegt, präsentiert man im afo verschiedene Aspekte des Themas anhand von Projektfoldern, Produktionstagebüchern, einem Stadtplan und Videos. Versammelt sind hier Projekte aus den Niederlanden, Estland, Belgien und Deutschland. Thema ist etwa der Berg, den raumlaborberlin in, vor und auf den Palast der Republik setzten. Kurz vor dessen Abriss setzte man damit ein wuchtiges Zeichen gegen das Applanieren von Geschichte.

Ein anderes Beispiel aus Österreich: Das Künstlerduo MIK machte am Wiener Genochmarkt (22. Bezirk) ganze sieben leerstehende Gebäude neu nutzbar: Vom sommerlichen Planschbecken bis zum Kioskdach-Konzert reichte die Palette des Angebots.

Wie sich die Nutzung an Linzer Leerständen der jüngeren Vergangenheit darstellt, ist über kleine Fotostrecken und Produktionstagebücher erschließbar. Darunter auch das jüngst zu Recht berühmt gewordenen Projekt pixelhotel. Acht Videos runden die Ausstellung ab. Dass sogar temporärer Aufenthalt Relikte zeitigen kann, zeigt Andi Strauss' Sitzmöbel samt Tisch aus Pressspan und Linoleum, das aus dem Boden eines Leerstands "geschält" wurde. (Wolfgang Schmutz, DER STANDARD/Printausgabe, 21.04.2010)