Wer öfters übersiedelt ist, kennt das Problem: Der ganze Krempel ist im Kofferraum verstaut, die Fahrt geht los, am Zielort wartet schon die Menschenkette, um Sofa und Co. ins neue Heim zu hieven - aber dort will kein Parkplatz frei werden.

Diesbezüglich sorgenfrei klappt es per Lastenfahrrad: Um 25 Euro pro halbe Stunde transportieren die "Heavy Pedals", ein auf Schwertransporte per Fahrrad spezialisiertes Kleinunternehmen aus Wien, nicht nur Schachteln, sondern auch gerne einmal Sperrigeres.

Foto: derStandard.at/mas

Um einen Aktenschrank handelte es sich am vergangenen Montag nachmittag. Das rund 25 Kilo schwere Metallmobiliar sollte von der Wohnung Am Tabor in Wien-Leopoldstadt in die Siebenbrunnengasse in Margareten gebracht werden. Anberaumte Fahrtzeit? "Zwanzig Minuten", meint Fahrer Höfi, einer der drei Gründer von "Heavy Pedals".

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Als Fahrzeug dient heute der "Truck", sozusagen der Hinterlader unter den Lastenrädern.

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Los geht's in Richtung Praterstern. Die Ebene macht den Fahrer froh.

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Doch auch gebirgige Routen seien für ihn eine Sache der Einstellung, sagt Höfi: "Irgendwas passiert in deinem Kopf, wenn du auf dem Lastenrad sitzt. Da kommen dir die Steigungen nicht mehr so schlimm vor." Darum fällt für KundInnen auch nur bei argen Steigungen ein Zuschlag an - etwa bei Fahrten zur Uni für Bodenkultur. Innerhalb des Gürtels wird kein Schweißzuschlag verrechnet.

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Dass Radwege, wo es sie gibt, auch benützt werden müssen, interpretieren die LastenradlerInnen generös. "Die Wege sind eben nicht lastenradfreundlich gebaut", liefert Alec Hager von der IG Fahrrad (im Bildhintergrund in grün) die Begründung dazu. "Die Kurven sind oft einfach zu eng", erklärt Höfi.

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Ansonsten hält sich der Truckerfahrer aber an alle Regeln. Fast.

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Andere Lasten-RadlerInnen - hier mit Hängevorrichtung für Personen- und Tiertransporte - werden freundlich begrüßt. Bei den Heavy Pedals wird Lebendes nicht akzeptiert. "Aus versicherungstechnischen Gründen", meint Co-Unternehmer Flo.

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Apropos: Dass Beförderungsgut regensicher ist, liegt in der Verantwortung der KundInnen. Kleinwaren bleiben in der Alubox geschützt, Größeres muss extra verhüllt werden. Bei Regenwetter kann der Umzug kostenlos storniert werden. Den bestellten FahrerInnen zahlt Heavy Pedals eine "Stornogebühr". Gerechte Entlohnung ist Teil der Unternehmensphilosophie. "Wir zahlen bewusst nicht so niedrige Stundenlöhne wie die meisten Fahrradboten-Firmen", sagt Flo.  

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Weiter geht's.

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Der Post-Express ruht derweil im Stau. 

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Im vergangenen Oktober haben die drei Lastenrad-Fans Peter, Höfi und Flo das Unternehmen gegründet. Ein paar fixe KundInnen gebe es schon, sagt Flo: Ein Kunstmagazin lasse sich per Velo ausliefern, das Radmagazin "Velosophie" sowieso, eine Organisation verteile Flugblätter mit Hilfe des Lastenrads. Und mit einem Eiswürfellieferanten sei man gerade im Gespräch.

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Mit dem Truck wurden auch schon Lattenrost, Matratze und ein Drei-Personen-Sofa mobilisiert. Ergänzt durch mehrere Fahrräder mit Anhänger, Dreiräder und andere Lastenräder, wurden auch schon ganze Wohnungsübersiedlungen bewerkstelligt. Im Schnitt brauche es pro Umzug 15 RadlerInnen - "dann geht es sich mit einer Fahrt aus", sagt Flo. Das Praktische daran: "Mit 15 Menschen kann man beim Zielort gleich fürs Einräumen eine Menschenkette bilden" - und anschließend die Einweihungsparty feiern. Kommerziell verwerten würden sie die Übersiedlungen jedoch nicht - "das wäre zu teuer". Bislang blieb es bei Umzügen im Freundeskreis.

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Nun machen die Pedals eine Ausnahme: Wer am 14. Mai zufällig eine neue Wohnung in Wien beziehen möchte, kann sich bis 1. Mai bei der IG Fahrrad bewerben. Laut Gewinnspiel-Bedingungen gewinnt jeneR EinsenderIn, der/die die LastenradlerInnen schon vorab "am besten motivieren kann".  Weitere Infos zum Gewinnspiel gibt es hier. (mas, derStandard.at, 20.4.2010)

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