80.000 Quadratmeter "Tschickbude" als Spielwiese für das diesjährige Ars Electronica Festival.

 

Vertragsverlängerung für Gerfried Stocker
Gerfried Stocker ist bis Herbst 2015 als Ars-Electronica-Chef bestätigt worden. Es gebe von politischer Seite den Wunsch, dass er weitermache, so Stocker im Gespräch mit dem "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe). Der Linzer Kulturreferent Vizebürgermeister Erich Watzl bestätigte gegenüber der Zeitung die Entscheidung.

Foto: AEC/OÖ Landesarchiv

Linz - "Sind wir noch zu retten?" - Diese Frage stellt sich das diesjährige Festival Ars Electronica unter dem Titel "repair" von 2. bis 7. September in Linz. Passend dazu haucht die Veranstaltung heuer der stillgelegten und einer neuen Nutzung harrenden ehemaligen Tabakfabrik - von den Linzern liebevoll "Tschickbude" genannt - neues Leben ein. Die künstlerischen Leiter Gerfried Stocker und Christine Schöpf informierten gemeinsam mit ihrem Kooperationspartnern in einer Pressekonferenz am Dienstag über ihre Pläne.

Die "Tschickbude"

Der Kern der 2009 geschlossenen Tabakfabrik stammt aus den 1930er Jahren und wurde vom deutschen Architekten Peter Behrens erbaut. Er gilt als Wegbereiter moderner Industriearchitektur. Die "Tschickbude" ist sein wichtigster Bau in Österreich. Der Rest des denkmalgeschützten Areals mit insgesamt beeindruckenden 80.000 Quadratmetern Nutzfläche kam in den 1980ern dazu. Mittlerweile ist die Tabakfabrik im Eigentum der Stadt Linz, eine eigene Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft soll ein Konzept für die künftige Nutzung erarbeiten.

Als "Testballon", so Stocker, will diesen Herbst die Ars Electronica die immer noch nach Tabak riechenden alten Hallen mit Leben und mit moderner Technik füllen. Es sei zwar eine intakte Infrastruktur - wie Strom- und Netzwerkanschlüsse - vorhanden, so Stocker, aber die Umstellung auf W-Lan sei dennoch eine Herausforderung. Dafür würden die Räumlichkeiten über eine funktionierende Rohrpostanlage verfügen. "Ich bin schon gespannt, was Künstler daraus machen."

Temporäres Projekt

Erleichtert ist Stocker, dass die bisherigen Partner - die Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA, das Offene Kulturhaus Oberösterreich (OK) und die Kunstuniversität - die Übersiedelung allen möglichen Schwierigkeiten zum Trotz mitmachen. Aber: "Es ist eine Eintagsfliege", stellte er klar. Die Ars Electronica wolle sich nicht auf Dauer hier "eingraben". "Wenn wir es heuer geschafft haben, dieses Areal zu bespielen, sind wir wahrscheinlich froh, wieder in unsere gemütlichen Häuser zurückgehen zu können", so Stocker, der auch künstlerischer Leiter des kürzlich rundumerneuerten und erweiterten Ars Electronica Centers ist.

Reparatur als Neustart

Inhaltlich beschäftigt sich das Festival heuer mit dem Thema "repair". Reparatur soll aber hier nicht als Zurückversetzen in einen ursprünglichen Zustand verstanden werden, sondern als Neustart. Die Menschheit müsse dort weitermachen, wo sie stehe - allerdings mit dem Mut, Verhaltensweisen an ihrer Wurzel zu ändern, so der Gedanke hinter dem diesjährigen Leitmotiv. Konkrete Projekte sollen - wie üblich - erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgestellt werden.

Nach der Jurysitzung am Wochenende, nach der einige Mitglieder vulkanbedingt einen verlängerten Linz-Aufenthalt einlegen mussten, sollen nun möglichst rasch die Vorbereitungen in der Tabakfabrik beginnen. Das Konzept für die riesige Fläche ist noch völlig offen. Man hofft, die gesamten 80.000 Quadratmeter bespielen zu können, Begleiteinrichtungen wie der Gastronomie eingeschlossen. Demnächst werden die ersten Teams in die Hallen übersiedeln. "Wir müssen ja jeden Sessel selbst hier hereintragen", sieht Stocker noch viel Arbeit vor sich und der Ars-Electronica-Mannschaft. (APA)