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Bei den isländischen Anrainern des Vulkans sorgt die Aschenwolke für dicke Luft und Finsternis. In Deutschland hingegen färbt sie Sonnenuntergänge blutrot ein.

Foto: EPA

Reykjavík/Wien - Die gute Nachricht zuerst: Zwar sorgte der Eyjafjallajökull am Montag in der unmittelbar umliegenden Region weiterhin für starke Erschütterungen. Doch die Aschenwolke habe sich jedoch auf ungefähr zwei Kilometer Höhe abgesenkt, berichten Meteorologen und Vulkanologen aus Island und Schweden. Die dicke Wolke, die die Sichtweite rund um den von einem Gletscher gekrönten Berg gen null drückte, hatte vergangene Woche noch elf Kilometer Höhe erreicht.

Stattdessen beobachteten Vulkanologen ausgestoßene Lava, was darauf hindeutet, dass die Eruptionen an Stärke verloren haben. "Lava wäre gut", sagt der Geologe Hjorleifur Sveinbjornsson: "Wir würden dann nicht die ganze Asche abbekommen, und wir wissen, was Asche für die Flüge bedeutet." "Die Lage ist definitiv besser als am Samstag", ergänzt Urdur Gudmundsdottir, die Sprecherin des Außenministeriums in Reykjavík.

Gefahr noch nicht gebannt

Entwarnung kann und will aber auch Gudmundsdottir nicht geben: "Sie wissen, die Dinge hier können sich sehr schnell ändern." Das Risiko einer wieder stärker werdenden Aschenproduktion sei noch nicht gebannt. Es bestehe die Gefahr, dass geschmolzenes Gestein dem Gletschereis Wege in die Krater geebnet haben könnte. Das wiederum könnte neue Explosionen und damit eine wieder höhere Aschenproduktion verursachen.

Im Unglückgebiet rund um den Vulkan selbst herrscht nach wie vor finstere Nacht: "Manche der Menschen hier können durch die Asche keine zwei Meter weit sehen", berichtet die Koordinatorin des lokalen Zivilschutzamtes, Olöf Snäholm Baldursdottir. Die Stimmung unter den gut 800 unmittelbar Betroffenen des Ausbruchs sei "nach wie vor ruhig und zuversichtlich".

Sorge bereite den Menschen allerdings - und jetzt kommen wir zur schlechten Nachricht -, dass im Gefolge des Eyjafjallajökull auch der benachbarte und wesentlich größere Vulkan Katla ausbrechen könnte. Mit dieser Befürchtung stehen die Anrainer des Vulkans nämlich nicht allein da.

Es wird wieder unruhig

"Vulkanische Aktivität auf Island scheint in Perioden von 50 bis 80 Jahren wiederzukehren", meinte der isländische Vulkanologe Thorvaldur Thordarson, der an der Universität Edinburgh in Schottland lehrt. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sei außergewöhnlich ruhig gewesen, während es in den letzten zehn Jahren wieder "unruhiger" geworden sei. Man denke nur an das Erdbeben, das Reykjavík im Mai 2008 mit einer Stärke von 6,1 erschütterte.

Das wiederum könnte darauf hindeuten, dass wieder eine längere Phase verstärkter Vulkanaktivitäten bevorsteht, wie auch schon Thordarsons Kollegin Gudrun Larsen vor einigen Jahren im Fachblatt Geology (Bd. 26. S. 943) prophezeite. Sie hatte für ihre Studie Aschenschichten aus den vergangenen 800 Jahren analysiert.

Was das für die längerfristige Zukunft bedeutet? Thorvaldur Thordarson hält es für möglich, dass Island gerade erst am Beginn einer neuen vulkanischen Aktivitätsphase steht, die bis zu 60 Jahre lang dauern könnte. Ihren Höhepunkt würde sie zwischen 2030 und 2040 erreichen. (APA, tasch/DER STANDARD-Printausgabe, 20.4.2010)