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Ob weich oder formstabil: Bei Kontaktlinsen kommt es auf die richtige Pflege an.

Foto: Reuters/Brian Snyder

Rund acht Prozent der Österreicher tragen regelmäßig oder sporadisch Kontaktlinsen. Neben der Wahl der geeigneten Linsen ist auch die richtige Pflege wichtig - das erspart Komplikationen beim Tragen und verringert das Infektionsrisiko.

Der Hauptunterschied zwischen den verschiedenen Linsen liegt in der Härte: Was landläufig als "hart" bezeichnet wird, nennt sich in der Fachsprache formstabil. Dieser Typus ist bevorzugt zu verwenden, wenn man die Linsen dauerhaft beziehungsweise täglich trägt. "Formstabile Linsen sollen regelmäßig getragen werden, weil während der Eingewöhnungsphase ein höheres Fremdkörpergefühl entsteht und man sich erst nach einer gewissen Dauer daran gewöhnt", erklärt Gerhard Gschweidl, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker und Optikermeister in Klosterneuburg. Auch für medizinisch-optische Zwecke eignen sich formstabile Linsen besonders, etwa bei Augenkrankheiten wie Keratokonus (kegelförmige Verformung der Hornhaut beziehungsweise Kornea) oder bei Progredienter Myopie (fortschreitender Kurzsichtigkeit).

Weiche Linsen werden häufiger verwendet

Formstabile Linsen tragen aber nur rund 20 Prozent aller Linsenträger. Den weitaus größeren Teil machen mit rund 80 Prozent die weichen Linsen aus. Gerade neuere Modelle aus Silikon-Hydrogelen lassen viel Sauerstoff durch und tendieren weniger zum Austrocknen. Vor allem, wer die Linsen nicht kontinuierlich trägt, sollte auf weiche Modelle setzen. Für Sportler sind sie aus praktischen Gründen empfehlenswert. "Die Verlustgefahr ist geringer und sie halten abrupten Bewegungen besser stand", sagt Gschweidl. Grundsätzlich hängt die Entscheidung ob weich oder formstabil aber von mehreren Faktoren ab: Neben der Bestimmung der Fehlsichtigkeit wird eine Reihe von Messungen durchgeführt, aber auch der Verwendungszweck und die eigene Befindlichkeit beim Tragen spielen eine Rolle.

Optimales Sitzverhalten

Die Messungen dienen dazu, das optimale Sitzverhalten der Linsen herauszufinden. Dazu gehört die Ermittlung der Krümmungsradien der Kornea, damit für die Linsen eine zum Auge passende Wölbung bestimmt werden kann. Auch die Größe der Lidspalte und Kornea werden eruiert. Die Lidspannung gibt darüber Auskunft, wie straff das Lid am Augapfel aufliegt, die Tränenmeniskusmessung offenbart, wie viel Tränenflüssigkeit vorhanden ist. Die Qualität des individuellen Tränenfilms, ob eher ölig oder wässrig, ist ein wichtiger Faktor für die Wahl des Linsenmaterials. Das richtige Sitzverhalten ist - besonders bei weichen Linsen- nicht zuletzt von der Messung des korneaskleralen Profils abhängig: Das ist der Übergang von der Kornea zur Sklera.

Jährliche Kontrolle

Wer vorerst das für sich passende Modell gefunden hat, sollte mindestens einmal pro Jahr zur Überprüfung einen Kontaktlinsenoptiker oder Augenarzt aufsuchen. "Weil es nach einer gewissen Zeit zu Änderungen in der Sehschärfe oder zu Unverträglichkeit, zum Beispiel durch die Einnahme von Medikamenten, kommen kann", erklärt Gschweidl. Er rät davon ab, nach dem ersten Besuch beim Spezialisten in der Folge die Kontaktlinsen im Internet zu bestellen, weil das "Sicherheitsnetz" der regelmäßigen Kontrolle damit wegfalle. Falsch angepasste Linsen können für die Augen gefährliche Auswirkungen haben. "Das reicht von einer leichten Irritation über Entzündungen bis hin zu ernsten Schäden", erklärt Gschweidl. Dazu gehört etwa die Neovaskularisation (Gefäßneubildung), bei der sich Blutgefäße von der Bindehaut in die Kornea bewegen und dort einwachsen. Wenn sie bis zur Pupille gelangen, kann das die Sehschärfe beeinträchtigen. Auch Stippen (punktförmige Beschädigung der Kornea) und Erosionen (flächenförmige Beschädigung) und sogar Ulzerative Keratitis (Geschwür) können von falsch sitzenden Linsen ausgelöst werden.

Schonende Pflegemittel

Vorsicht ist auch beim Kauf von Pflegemitteln geboten: Wer online kauft, weiß nicht, ob das bestellte Produkt nach wie vor verträglich beziehungsweise mit den Linsen kompatibel ist. Ein Pflegemittel soll nicht nur optimal reinigen und desinfizieren, sondern dabei auch möglichst mild und schonend zum Auge sein. "Das ist eine Gratwanderung", weiß Gschweidl und rät eher zu hochwertigeren Produkte, um "auf der sicheren Seite" zu sein.

Das Thema Pflege ist eine heikle Angelegenheit, weil das Risiko einer Infektion bei falscher Handhabung steigt. Pilze können sich zum Beispiel im Etui festsetzen und die Kontaktlinsen kontaminieren. Wer verschmutzte Linsen trägt, kann sich in den Augen Bakterien wie Stapyholokokken, die zu Bindehautentzündungen führen, oder Streptokokken, die Entzündungen der Aderhaut verursachen können, einfangen. Um Keime, Pilze und Bakterien zu vermeiden, müssen einige Grundregeln eingehalten werden: Die Pflegehinweise beachten, die Flüssigkeit nach jedem Gebrauch wechseln, den Linsenbehälter einmal pro Monat austauschen und Pflegemittel nicht untereinander vermischen.

Keine Panik

Kontaktlinsenträger haben häufig die Angst, dass eine Linse hinter das Auge geraten und "verschwinden" könnte. Aus anatomischer Sicht kann das aber gar nicht passieren, weil der obere und untere Bindehautsack sie stoppen würden. Konaktlinsen können aber im Auge verrutschen, was tendenziell eher bei formstabilen Modellen geschieht. Für diesen Fall rät Gschweidl, nicht in Panik zu geraten: "Man muss die Linse einfach wieder zentrieren oder abnehmen." Dasselbe gilt für den äußerst seltenen Fall, dass die Linse im Auge zerbricht. (Maria Kapeller, derStandard.at)