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Alle Flüge annulliert verheißt die Anzeigetafel am Flughafen Frankfurt.

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Ein am Flughafen Zürich gestrandeter Passagier sucht nach einer Mitfahrmöglichkeit nach Paris.

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Zwar wurde Österreichs Luftraum am Montag wieder geöffnet, wegen der Sperren in Nachbarländern ist der Flugbetrieb aber nach wie vor nur eingeschränkt möglich.

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Wien/Hamburg/London - Die riesige Wolke aus isländischem Vulkanstaub bremst den Luftverkehr in großen Teilen Europas weiter aus. Zwar ist der österreichische Luftraum seit heute 05.00 Uhr wieder offen, die heimischen Fluglinien können aber wegen der Sperren in Nachbarländern nur einen eingeschränkten Flugbetrieb durchführen.

Die EU erwägt Frankreich zufolge die Öffnung einzelner Flugkorridore, nicht aber des gesamten Luftraums. Es werde versucht, eine realistische Risikoanalyse zu erstellen, sagte Umweltminister Jean-Louis Borloo am Montag kurz vor einer Telefonkonferenz der EU-Verkehrsminister. Frankreich sei mehr als andere Länder willens, den wegen der Vulkan-Aschewolke aus Island behinderten Flugbetrieb wieder zu erlauben. Am Montag sollten so viele Starts und Landungen wie möglich gestattet werden, sagte Borloo. Vulkanasche soll indessen einen Nato-Kampfjet vom Typ F-16 bei einem Testflug über Europa beschädigt haben.

Nach wie vor zahlreiche Sperren in Europa

In Deutschland bleibt der Luftraum bis Dienstag 02.00 Uhr teilweise gesperrt. Nach fast vier Tagen Stillstand will die Deutsche Lufthansa aber per Sondergenehmigung am Montagabend wieder Fluggäste befördern. Ab 18.00 Uhr seien Starts mit Passagieren auf den Flughäfen Frankfurt und München geplant, teilte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels mit. Zudem sollen 15.000 gestrandete Passagiere in der Nacht auf Dienstag mit 50 Langstrecken-Jets nach Deutschland gebracht werden.

Dabei nutzen die Lufthansa-Piloten in den gesperrten europäischen Flugräumen jeweils die Sichtflug-Vorschriften. Danach sind Flüge trotz der allgemeinen Sperrung des Luftraums möglich. Dies hätten die Behörden genehmigt, sagte Bartels. Die Langstreckenjets sollten am Montagnachmittag deutscher Zeit in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien starten. Die Maschinen waren bereits im Ausland geparkt.

Laut jüngsten Informationen bleibt der Luftraum über Großbritannien bis mindestens Dienstag 02.00 Uhr früh gesperrt.

Bis Dienstag 8 Uhr verlängert wurde die Sperre des Schweizer Luftraums, weil eine weitere Aschewolke-Schicht im Verlaufe des Montagnachachmittags erwartet wurde. Zudem verharre die bestehende Aschewolke weiterhin über der Schweiz.

In Tschechien hat die nationale Flugaufsicht Montagmittag die Sperre des Luftraums und der Flughäfen für zunächst 48 Stunden wieder aufgehoben.

Geschlossen bleibt vorläufig der Luftraum über Belgien (bis 20.00 Uhr) und den Niederlanden.

In Frankreich sind nur die Flughäfen im Süden offen, Paris ist geschlossen. Der Luftraum über Slowenien, der seit Sonntagabend wieder offen ist, soll am Montag mindestens bis 14.00 Uhr geöffnet bleiben.

In Norditalien ist der Luftraum am Montag nach zwei Stunden wieder geschlossen worden. Zunächst hatte das italienische Amt für Flugsicherheit (ENAC) entschieden, ab 7.00 Uhr Starts und Landungen erneut zuzulassen. "Die jüngsten Wettervorhersagen zwingen uns nun aber, den Luftraum wieder zu schließen", sagte ENAC-Präsident Vito Riggio am Montag. Dies sollte zunächst bis Montagabend 20.00 Uhr gelten. Zu den betroffenen Flughäfen gehören Mailand, Turin und Genua. Nach der neuerlichen Schließung setzten die Staatsbahnen zwischen Mailand und Neapel Dutzende zusätzliche Züge ein. Zahlreiche Griechenland-Touristen stürmten die Fähren nach Ancona, um von dort aus nach Norden weiterzureisen. Wegen der schwierigen Situation im ganzen Land haben die Gewerkschaften einen für kommenden Freitag geplanten Streik im Bahn- und Nahverkehr abgesagt.

Alle dänischen Flugplätze bleiben mindestens bis Dienstag 8.00 Uhr gesperrt, teilte die Luftfahrtbehörde am Montag in Kopenhagen mit. Weiter hieß es, dass Flüge durch den Luftraum des skandinavischen Landes in mindestens 11.000 Metern Höhe wie seit Sonntag gestattet würden.

Link mit Details: Überblick über alle gesperrten Flughäfen und Lufträume in Europa

Erste Starts in Österreich

Nach der Aufhebung der Luftraumsperre wegen der Vulkanasche-Wolke am Montag in der Früh ist der Betrieb auf den österreichischen Flughäfen wieder angelaufen. Der Airport Wien hat in den Vormittagsstunden eine erste "Zwischenbilanz" über das Verkehrsaufkommen gezogen. Sprecher Peter Kleemann ging von 65 Starts bis zu Mittag aus. Insgesamt sind nach wie vor zahlreiche Ausfälle zu verzeichnen. Bei British Airways und Air France/KLM/Alitalia hieß es weiterhin "all flights cancelled".

In Schwechat kursierende Gerüchte, dass es bald wieder zu einer Sperre kommen würde, seien ebensolche. "Eine neuerliche Sperre ist derzeit nicht absehbar", betonte Austro Control-Sprecher Markus Pohanka. Allerdings würde die Situation laufend beobachtet. Der Vulkan könne ja neue Aschewolken ausspucken. Auch die Krisenstäbe von Austro Control, den Airlines und Flughäfen würden ständig beraten. Welche Destinationen angeflogen werden, liegt laut Austro Control in der Verantwortung der einzelnen Fluglinien.

Das Passagieraufkommen in den heimischen Abflughallen war für einen Werktag zu Wochenbeginn zunächst gering. Am Vormittag nahm der Betrieb aber deutlich zu. Weil eine "zweite Welle", insbesondere von AUA-Kursen, vornehmlich nach Süden und Osten führte, gab es kaum Ausfälle. "Wir hoffen, 90 Prozent dieser Flüge rauszubringen", sagte Sprecher Martin Hehemann. Noch im Laufe des Tages sollten laut Hehemann auch wieder AUA-Langstreckenflüge durchgeführt werden. Geplant waren Peking um 15.15 Uhr (vorverlegt von 20.15 Uhr) und Bangkok (regulär am späten Abend). Aus Delhi und Toronto würden am Dienstag Langstreckenflüge zurückerwartet.

CAT am Montag gratis

Mit der eingeschränkten Wiederaufnahme des Flugbetriebs in Wien ist die Benützung des City Airport Trains (CAT) am Montag gratis gewesen. Es handle sich um ein Service für Passagiere, um den Weg zum und vom Airport zu erleichtern, sagte Flughafen Wien-Pressesprecher Peter Kleemann.

Nach der Kritik vom Wochenende gab es am Montag seitens der AUA nunmehr Lob für und Dank an die Behörden, die "auf die neue Situation rasch reagiert und den Luftraum geöffnet haben". Das habe eine "Vorreiterrolle in Europa" bedeutet, betonte Hehemann.

Lockerungen in Nordeuropa

In Nordeuropa sind die Flugverbote am Montag deutlich gelockert worden. Nach der Öffnung des jeweils fast kompletten Luftraumes in Norwegen und Schweden hat in der Früh Finnlands Luftfahrtbehörde die Flughäfen Tampere und Turku bis zum Nachmittag für Starts und Landungen freigegeben. Ebenfalls bis auf weiteres ist der internationale Flugplatz Stockholm Arlanda wieder in Betrieb. Von Oslo waren vorerst nur Starts und Landungen im innernorwegischen Verkehr erlaubt.

Aus Helsinki hieß es, dass in Finnland weitere Flugplätze im Tagesverlauf die Genehmigung zu Starts und Landungen bekommen könnten. Allerdings blieb mit Helsinkia Vantaa die wichtigste internationale Verbindung von und nach Finnland weiter geschlossen. Im südlicher gelegenen Dänemark waren ab Montag früh Flüge in großer Höhe erlaubt. Starts und Landungen auf allen Flughäfen blieben dort aber bis zum Abend 18.00 Uhr komplett untersagt.

Spanien bietet sich als Drehkreuz an

Spanien bot sich unterdessen an, für europäische Rückkehrer aus Nordamerika als Drehkreuz zu dienen. Sein Land könne Transitstation für rund 70.000 Briten sein, sagte Verkehrsminister Jose Blanco im Radiosender RNE. Ein ähnliches Angebot werde auch Reisenden aus Deutschland und Frankreich gemacht. Alle spanischen Flughäfen waren am Montag wieder geöffnet, nachdem am Sonntag einige Airports im Norden und Osten vorübergehend dicht waren.

Spanien, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, setzte für 15.00 Uhr eine Videokonferenz der EU-Verkehrsminister an, um über eine Aufhebung der Flugverbote zu sprechen. Die EU hoffte zuletzt, dass am Montag 50 Prozent der Flüge in Europa wieder stattfinden können. Nach Angaben der europäischen Luftfahrtbehörde Eurocontrol wurden seit Donnerstag im Luftraum Europas fast 63.000 Flüge gestrichen, davon betroffen waren insgesamt 6,8 Millionen Passagiere.

Streit um Sperren hält an

Die Fluggesellschaften drängen indessen nach mehreren Testflügen immer heftiger auf eine Öffnung des Luftraums. Der Stillstand verursacht ihnen Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Lufthansa und Air Berlin bemängelten vor allem, dass die Sperren allein auf Grundlage von Computersimulationen veranlasst würden.

Der Sprecher der Deutschen Luftraumsicherung (DFS), Axel Raab, räumte im ZDF ein, er könne die Kritik vor dem Hintergrund der finanzielle Verluste der Fluggesellschaften verstehen. Erst jetzt habe aber das DLR eine Maschine mit Geräten ausrüsten können, mit denen man die Asche-Konzentration messen könne.

"Das ist ja für uns alle eine Premiere, das hat es noch nie gegeben bisher", sagte Raab. Im Sender n-tv betonte er, es tue der DFS "wahnsinnig leid für die Passagiere, vor allen Dingen für die Fluggesellschaften, dass wir diese harten Maßnahmen treffen mussten". Aber die DFS habe für die Sicherheit im deutschen Flugraum zu sorgen: "Das kann uns keiner abnehmen."

NATO-Jet hatte nach Testflug Glas im Triebwerk

Vulkanasche hat einen Nato-Kampfjet vom Typ F-16 bei einem Testflug über Europa beschädigt. Die Maschine landete am Wochenende mit Glas im Triebwerk, erklärte ein hoher US-Beamter am Montag in Brüssel. Das Glas sei aus Vulkanasche entstanden, die in das heiße Triebwerk geriet.

Der Beamte machte keine genaueren Angaben darüber, wann und wo der Jet flog. Er wollte auch nicht bestätigen, dass es sich um eine US-Maschine handelte: "Jemand flog den Jet und er hatte Glas im Triebwerk." Der Beamte sagte weiter: "Man kann fliegen, aber es ist gefährlich." Die Ansammlung von Glas im Triebwerk sei "eine sehr, sehr ernste Sache, die in der nicht allzu entfernten Zukunft wirkliche Folgen für unsere militärischen Fähigkeiten haben kann".

Zuvor hatten bereits Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich durch Messungen bestätigt: Die isländische Aschewolke über Europa enthält tatsächlich die für Flugzeuge gefährlichen Vulkanaerosole. Betroffen sind Turbinenflugzeuge, da die Aerosole durch die Hitze in den Triebwerken schmelzen und zu Glasablagerungen führen können. Dadurch kann es zu Fehlfunktionen kommen. Weiterhin fliegen dürfen Flugzeuge, die auf Sicht fliegen. Zum einen haben sie in der Regel einen Kolbenmotor, bei dem die Luft vor dem Eintritt in den Motor gefiltert wird, und zum anderen kann der Pilot in Notfällen sicherer landen als ein großes mehrstrahliges Passagierflugzeug.

Erneute Kritik von Lauda an Luftraumsperre

Niki Lauda gint am Montag mit den Luftraumsperren in Europa erneut hart ins Gericht. "Das ist der größte Fehler in der Luftfahrtgeschichte", kritisierte der Airline-Chef bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Sperre sei eine "völlig überzogene Maßnahme ohne jeglicher Daten" gewesen. Lauda forderte, dass sich die europäischen Länder Österreich zum Vorbild nehmen und die Verantwortung über einen etwaigen Start einer Maschine in die Hände der Luftfahrtgesellschaften geben.

Lauda bekräftigte, dass die Vulkanwolke inzwischen von derart geringer Intensität sei, dass von ihr keinerlei Gefahr mehr für die Flugzeuge ausgehe. Um dies zu untermauern, ist er auch am Sonntag zwischen Wien und Salzburg "zwei Stunden lang mitten durch die Wolke" geflogen. "Es gab, wie zu erwarten, keinerlei Schäden, die Sperre ist vollkommen unnötig", sagte der Luftfahrtunternehmer.

Die Entscheidung, den Luftraum zu sperren, ist Lauda zufolge ohne jeglicher Daten passiert. "Es war eine reine Bauchentscheidung", so der Airline-Chef. Dass von einer Vulkanwolke nicht unbedingt eine Gefahr ausgehen muss, zeigt Lauda zufolge der Ätna. Der Flughafen Catania würde ohne Probleme angeflogen werden, obwohl der Vulkan sehr aktiv ist.

Lauda - der durch die Sperre mit seiner Fluglinie bisher zwischen acht und zehn Millionen Euro an Einbußen hat - fordert nun, dass im europäischen Luftraum eine ähnliche Regelung zum Zug kommen sollte, wie in Österreich. Demnach müssen die Piloten und Fluglinien darüber entscheiden, ob sie fliegen oder nicht. Die Anwälte der Fluglinien überprüften am Montag auch rechtliche Schritte gegen die europäische Luftsicherheitsbehörde Eurocontrol.

Laut hatte die Sperre bereits am Samstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Austrian Airlines scharf kritisiert. Am Sonntag hatten sowohl die AUA als auf Flyniki Testflüge durchgeführt, die ohne Probleme verliefen.

Testflüge in mehreren Ländern

Auch British Airways hatten am Sonntagabend erfolgreich einen rund dreistündigen Testflug absolivert, bei dem Messdaten über die Aschekonzentration über dem britischen Luftraum gesammelt werden sollten. Die Boeing 747 mit BA-Chef Willie Walsh an Bord landete nach einem Flug von Heathrow über Irland und dem Atlantic kurz vor 22.00 Uhr (MESZ) in Cardiff, wo das Flugzeug einer genauen Untersuchung unterzogen werden sollte. Nach Angaben eines BA-Sprechers erreichte die Maschine eine Flughöhe von über 9000 Metern. Die Messdaten sollen laut dem Sprecher am Montag ausgewertet werden, danach werde die Fluglinie weitere Entscheidungen treffen. Zuvor hatte British Airways für Montag alle Flüge von und nach London gestrichen.

Die niederländische Fluggesellschaft KLM erklärte den europäischen Luftraum nach einer Serie von Testflügen zwischen Amsterdam und Düsseldorf für "sicher" und startete noch am Sonntagabend mit Erlaubnis der Behörden zwei Transportflüge nach Asien. Air France absolvierte ebenfalls erfolgreich einen Testflug von Paris und Toulouse.

Nicht nur Europa betroffen

Das Verkehrschaos in Europa wirkt sich indessen auch massiv auf Länder außerhalb des Kontinents aus. So mussten chinesische Fluglinien 150 Flüge nach Europa streichen, wie eine Sprecherin der Zivilluftfahrt sagte.

Die Aschewolke aus Island könnte noch am Montag Nordamerika erreichen. Laut Vorhersagen werde die Asche gegen 14.00 Uhr (MESZ) im Osten Kanadas ankommen, sagte Bob Syvret vom britischen Wetterdienst. Die Wolke werde wahrscheinlich eine geringe Aschekonzentration haben, so dass Flüge weiter möglich seien.

Vulkan weiter aktiv

Der isländische Vulkan sorgt nach Angaben von Meteorologen immer noch für starke Erschütterungen in der umliegenden Region. Die Aschewolke habe sich jedoch von ursprünglich etwa elf auf ungefähr zwei Kilometer Höhe abgesenkt, sagte ein Mitarbeiter der schwedischen Wetterbehörde am Montag. (APA/red)