Madrid - Griechenland hat im vergangenen Jahr offenbar ein noch höheres Defizit verzeichnet als bisher bekannt. Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sagte am Samstag nach dem Treffen der EU-Finanzminister in Madrid, das Defizit gehe wahrscheinlich noch einige Zehntel Prozent über die bisher ermittelten 12,7 Prozent der Wirtschaftsleistung hinaus. Das europäische Statistikamt Eurostat wird in der kommenden Woche die endgültigen Zahlen bekanntgeben. Die griechische Regierung werde dennoch an ihrem Konsolidierungsziel von vier Prozentpunkten des BIP in diesem Jahr festhalten.

Der Notfallplan der Euro-Länder und des Internationalen Währungsfonds für Griechenland könne rasch in Gang gesetzt werden, wenn es notwendig sei, sagte er weiter. Die Euro-Länder, die Kredite im Parlament beschließen müssten, bräuchten ein bis zwei Wochen Zeit. Bisher habe niemand angekündigt, zusätzliche Sparmaßnahmen von Griechenland zu fordern, wenn es auf die Hilfe zurückgreifen sollte. Das Bankensystem des Landes leide unter der Krise, sei aber stabil.

Reformprogramm

Ab Montag will eine Delegation des Internationalen Währungsfonds (IWF), der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank mit der griechischen Regierung zwei Wochen lang über ein Reformprogramm verhandeln, das im Fall einer Hilfsaktion beschlossen würde.

An den Finanzmärkten wird zunehmend damit gerechnet, dass Griechenland die in Aussicht gestellten Milliardenkredite in Anspruch nehmen wird. Denn auch die Einigung der Euro-Länder über Konditionen des Pakets, das allein für dieses Jahr Kredite bis zu 45 Milliarden Euro umfassen kann, vermochte den Risikoaufschlag auf griechische Staatsanleihen kaum zu senken. Der Zins auf zehnjährige Papiere lag zum Handelsschluss am Freitag bei 7,4 Prozent - drei Prozentpunkte über dem Niveau von vor Beginn der Schuldenkrise und 4,26 Prozentpunkte über der marktbestimmten deutschen Bundesanleihe. Der Risikoaufschlag hatte vergangene Woche ein Rekordhoch von 4,63 Prozentpunkten erreicht.

Die Euro-Länder hatten erstmals in der elfjährigen Geschichte der Währungsunion ein Rettungspaket beschlossen, um den hoch verschuldete Mittelmeerstaat vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. (Reuters)