Bild nicht mehr verfügbar.

Flieger bleiben am Boden: Hier am Flughafen in München.

Foto: EPA/TOBIAS HASE

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Wurzel des Übels: Der Vulkan Eyjafjallajokull am Samstag.

Foto: AP Photo/Jon Gustafson

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Vulkan zwingt Europa zum Stillstand.

Foto: AP Photo/Jon Gustafson

Die braune Aschewolke ist hier auf einem Satellitenbild der NASA zu erkennen - Im linken oberen Eck befindet sich Island

Foto: NASA

Paris/London/Brüssel/Reykjavik/Wien -Österreichs Flughäfen blieben wie die meisten in Europa auch am Sonntag gesperrt. Der unter Flugraum bleibe - so die Austro Control - bis mindestens bis Montag, 2.00 Uhr früh, gesperrt. Das hat die Austro Control am Sonntagvormittag beschlossen. "Die vorliegenden Daten des für ganz Europa zuständigen Volcanic Ash Advisory Centers (VAAC) lassen keine andere Maßnahme zu", meinte Austro Control-Sprecher Markus Pohanka. Ab einer Reisehöhe von zwölf Kilometer bleibe der Luftraum aber grundsätzlich offen, was Überflüg zumindest ermöglich. Wie lange der Luftraum gesperrt bleibt, ist derzeit nicht absehbar. "Neben den uns übermittelten Daten beobachten wir auch ständig unsere eigenen Wetterdaten und werten diese aus", erläuterte der Austro Control-Sprecher.

Kritik und Tests

Kritik kam am Wochenende jedoch von nationalen und internationalen Fluggesellschaften. Sie forderten Testflüge und Untersuchungen, wie hoch die Partikeldichte in der Wolke tatsächlich ist. Bislang wurden die Schließung lediglich auf der Basis einer Computerberechnung durchgeführt. Mit speziellen Messflugzeugen sollen ab Montag die Konzentration der Vulkanasche über dem europäischen Luftraum analysiert werden. In Österreich gibt es jedoch keine solche Maschine. 

Die Austrian Airlines und Niki Laude (Flyniki) haben in einer gemeinsamen Pressekonferenz am Samstag die Sperre des Luftraums kritisiert und bezweifelt,  dass die Vulkanasche noch eine Gefahr darstelle. "Die Partikel sind nach Rücksprache mit meinem Triebwerkserzeuger mittlerweile kein Problem mehr. Meiner Meinung nach könnte man schon lange fliegen", sagte Lauda. Am Sonntag haben sowohl die AUA als auf Flyniki Testflüge durchgeführt. Austrian Airlines sind mit einem A320 und drei Cockpit-Crews von Wien nach Graz geflogen, um aus der steirischen Landeshauptstadt in der Folge auch zwei Boeing 737 nach Schwechat zu überstellen. 

Lauda: Sperrung "ein Skandal"

Niki Lauda persönlich navigierte einen A-320 von Wien nach Salzburg und retour."Es war für mich der schönste Flug, blauer Himmel, ich verstehe das alles nicht." Das sagte Lauda am Sonntag unmittelbar nach der Landung des Airbus A 320 in Salzburg: "Es passiert nichts", stellte er zu den Auswirkungen des Vulkanstaubs fest. Der Test sei völlig ohne Probleme verlaufen. Heftige Kritik übte Lauda an der Sperre des Luftraums. Weil ein Vulkan in Island ausbreche, werde ohne Fakten der gesamte Luftraum gesperrt. "Das ist ein Skandal", meinte Lauda. Er hoffe, dass nach den Testflügen die Verantwortlichen über das Flugverbot anfingen zu denken, erklärte der Airlinechef: "Sie sollen messen gehen oder den Airlines glauben und ihnen die Verantwortung überlassen", forderte Lauda. Beide Fluglinien wollte die Flugzeuge im Anschluss an die Testflüge auf Schäden untersuchen.

AUA bietet Busse nach Frankfurt und Zürich an

Die Austrian Airlines haben auf den Stillstand am Flughafen Wien in Schwechat reagiert und ihren "gestrandeten" Passagieren Busse nach Frankfurt und Zürich angeboten. AUA-Sprecher Martin Hehemann erklärte, es könnten bei Bedarf auch weitere Destinationen angefahren werden. Die ersten beiden Busse fuhren am Sonntag um 11.00 und 12.00 Uhr aus Schwechat ab. "Wir habe uns dazu entschlossen, weil einfach nicht absehbar ist, wann die Luftraumsperre aufgehoben wird", so Hehemann.

Tests auch in Deutschland

Die von dem tagelangen Flugverbot gebeutelten Airlines machen ihrem Unmut Luft: Der Himmel über weiten Teilen Europas sei nur aufgrund theoretischer Annahmen gesperrt worden, kritisieren Deutsche Lufthansa und Air Berlin. "Durch das Flugverbot, das ausschließlich auf Computerberechnungen beruht, entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden in Milliardenhöhe", sagte Lufthansa-Konzernsprecher Klaus Walther der "Bild am Sonntag".

Die Testmaschinen der Airline seien am Samstag bis auf acht Kilometer Höhe aufgestiegen. Es habe bei anschließenden Untersuchungen nicht "auch nur den kleinsten Kratzer" gegeben. "Darum fordern wir für die Zukunft, dass vor einem Flugverbot verlässliche Messungen vorliegen müssen." Auch Air-Berlin-Chef Joachim Hunold kritisierte in dem Blatt, dass der Luftraum nur aufgrund von Computersimulationen dichtgemacht worden sei.

Niederlande kündigen weitere Testflüge an

Die Niederlande haben am Sonntag in der Früh weitere Testflüge angekündigt, um die Gefahr durch die aus Island kommende Vulkan-Aschewolke zu prüfen. Ein KLM-Flug am Vortrag sei erfolgreich verlaufen, teilte das Transportministerium mit. Auch im Ausland seien Flugzeuge ohne Probleme gestartet.

Bei Testflügen am Samstag hatte auch die deutsche Lufthansa keine Beschädigungen festgestellt. Der Konzern flog zehn Flugzeuge ohne Passagiere von München nach Frankfurt und testete Höhen bis 8.000 Meter. Dabei wurden dem Konzern zufolge weder die Cockpit-Fenster noch der Rumpf oder die Triebwerke beschädigt.

269 Flüge am Samstag gestrichen

Am Samstag wurden alleine in Wien 269 Abflüge gestrichen. Erstmals in der Geschichte des Airports sei damit ein ganzer Betriebstag ausgefallen, sagte Vorstandsdirektor Gerhard Schmid. Der Flughafen verliere damit knapp eine Mio. Euro, merkte Sprecher Peter Kleemann an

Einen Ausfall von 24 Stunden durchgehend habe es noch nie gegeben, betonte Schmid. Bisherige Unterbrechungen seien stets von kürzerer Dauer gewesen. Der Vorstandsdirektor erinnerte daran, dass der Flughafen auch im Anschluss an 9/11 "bei erhöhten Sicherheitsvorkehrungen operativ geblieben" sei. (APA/red)