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Langsam wird es finster für die Exmanager der Kärntner Hypo.

Foto: Reuters/Prammer

In der Kärntner Hypo tauchte 2005 bei Geschäften mit Vladimir Zagorec Geldwäscheverdacht auf. Dem Rat der Revision, Juristen einzuschalten, folgte man nicht. Nun zeigt die Bank Exchef Kulterer und Zagorec an.

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Wien - Die Hypo Alpe Adria hat am Freitag Exvorstandschef Wolfgang Kulterer angezeigt. In einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Klagenfurt erhebt sie den Verdacht der Geldwäsche (unter anderem) gegen Kulterer, seine Exvorstandskollegen Günter Striedinger und Josef Kircher sowie Vladimir Zagorec, den kroatischen Exgeneral und Kunden der Bank. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. Der Anwalt der staatlichen Bank, Guido Held, bestätigt entsprechende Recherchen des Standard.

Diese nehmen in Liechtenstein ihren Anfang, wo die Hypo-Tochter Alpe Adria Privatbank eine Drehscheibe für fragwürdige Deals war - Held bestätigt übrigens auch, dass die freiwillig ausgeschiedenen Exchefs der in Abwicklung befindlichen Alpe Adria Privatbank mit Abfertigungen und Konsulentenverträgen ausgestattet wurden. Er erklärt das so: "Die Liquidatoren benötigen deren Kenntnisse über Geschäftsfälle."

Revisoren nicht gehört

Die Geldwäschevorwürfe drehen sich um Finanzierungen, die die Hypo International 2006 für die Zagorec-Gesellschaft Sambuca durchführte - obwohl die interne Revision Geldwäscheverdacht geäußert und die Einschaltung der Behörde empfohlen hatte.

In einem Fall geht es um die Finanzierung eines von Zagorec mitgeplanten Tourismusprojekts auf der Insel Hvar. 2005 beantragte die kroatische Gesellschaft Hvar Gradenje elf Mio. Euro Kredit, um Immobilien zuzukaufen. Weil aber der internen Revision der Bank Eigentumsverhältnisse der Gesellschaft, Herkunft ihres Eigenkapitals und Geldes für die ersten Anschaffungen unklar blieb, forderte die Revision Finanzierungsunterlagen und Dokumente.

Tatsächlich gehörte die Immo-Gesellschaft Hvar der Vaduzer Sambuca Establishment und diese der Diagono Stiftung. Diagono verkaufte Sambuca an die (von der Hypo finanzierte) Espada Anstalt. Sambuca wurde laut Hypo-Kontrollbericht der Grünen von Striedinger und dessen Schwager, dem Ex-Hypo-Banker und Steuerberater, Hermann Gabriel, gegründet.

Sambuca-Direktor war Gerold Hoop: liechteinsteinischer Anwalt und Treuhänder, gegen den die Justiz in Vaduz ermittelt. Gabriel und Hoop wurden nun auch von der Kärntner Hypo angezeigt.

Interne Revision alarmiert

Um alles zu erhellen, trafen einander im September 2005 Hypobanker Striedinger, Bankmitarbeiter und Zagorec. Der wollte die erbetenen Unterlagen aber nicht herausrücken, erklärte sich nur bereit, Bestätigungen beizubringen.

Inhalt der daraufhin herbeigeschafften knappen Erklärung von Sambuca-Chef Hoop: Es werde alles über Sambuca gesetzesgemäß abgewickelt, die Gesellschaft habe keine Verbindlichkeiten gegenüber Fremden, stehe im Eigentum der Espada (Direktor: G. Hoop; Anm.). Das Geld für erste Anschaffungen stamme aus dem Eigenkapital. Hypo-Banker Striedinger war dem Vernehmen nach mit der Erklärung Hoops zufrieden, kritisch hinterfragt hat sie niemand. Im März 2006 stand die Kreditsache Sambuca/Hvar zur Entscheidung an. Aber: Die interne Revision hielt ihren Geldwäsche-Verdacht wegen der "Komplexität der Geldflüsse" aufrecht, forderte in einem an die Bankchefs weitergeleiteten Aktenvermerk die Einschaltung der Juristen und Geldwäsche-Beauftragten.

Einzige Folge: keine. Eine Woche später erteilte der Kreditausschuss seine Zustimmung, das Geld konnte fließen.

Zagorec (seit 2009 in Kroatien wegen Veruntreuung in Haft; das Urteil ist nicht rechtskräftig) war laut eigenen Aufzeichnungen ein Großkunde der Kärntner Bank. 2008 begann er, Käufer für sein Immo-Reich zu suchen. Laut Zagreber Magazin Nacional bewertete er seine Projekte damals mit 215 Mio. Euro, vom Käufer wollte er 154 Mio. in Cash - und die Übernahme von 61 Mio. für Hypo-Kredite. Für das Sambuca-Projekt in Hvar allein wollte er 59 Mio. Euro plus Übernahme von Hypo-Krediten: in Summe 18 Mio. Euro. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.4.2010)