Paris/London/Berlin - Nach den Plünderungen im irakischen Nationalmuseum in Bagdad hat die UNESCO auch einen Schutz der staatlichen Archive und Bibliotheken im Irak gefordert. "Fast zwanzig Jahrhunderte geschriebener Menschheitsgeschichte sind in Gefahr", sagte UNESCO-Generaldirektor Koichiro Matsuura am Dienstag in Paris. Der Generalsekretär des Europarates, Walter Schwimmer, hat in einer Erklärung seine Erschütterung über die Plünderungen und Zerstörungen irakischer Kulturgüter nach der Eroberung Bagdads ausgedrückt. Nordamerikanische Museumsdirektoren haben an Sammler und Museen appelliert, den Kauf von Diebesgut abzulehnen und entsprechende Angebote sofort zu melden.

"Wir dürfen nicht zulassen, dass die Wiege der Menschheit, wie das Zweistromland wegen seiner unschätzbaren kulturellen Bedeutung genannt wird, auf immer verloren geht", sagte Walter Hirche, Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission. Auch wenn Deutschland die 1970 von der UNESCO verabschiedete Konvention zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut noch nicht ratifiziert habe, sollte die Bundesregierung Sammler, Händler und Auktionshäuser davor warnen, sich am Ausverkauf des irakischen Kulturerbes zu beteiligen.

Schutz

Es sei unabdingbar, dass "alles zum Schutz und zur Wiedererlangung des geraubten Kunstschatzes" unternommen werde, betonte die kulturpolitische Sprecherin der deutschen Grünen, Claudia Roth. Das Nationalmuseum wie auch die geplünderte Nationalbibliothek enthielten unersetzbare Sammlungen aus dem alten Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Die Vorgänge seien umso empörender, als viele Fachleute ausdrücklich vor dem gewarnt hätten, was nun eingetreten sei.

Die UNESCO hat für diesen Donnerstag in Paris eine Konferenz mit internationalen Experten über den Schutz der irakischen Kulturgüter angesetzt.(APA/dpa)