Linz - Fünf Jahre lang hat der britische Choreograf Robert Poole das Tanzgeschehen am Linzer Landestheater geprägt, hat ein zeitgemäßes Repertoire aufgebaut, für Abendfüller wie Richard III oder Hamlet Buzz The Rest Is Silence gesorgt, Gastchoreografen eingeladen und hat insgesamt dem seit 1998 als "Ballett Linz" agierenden Ensemble zu überregionaler Bedeutung verholfen.

Die viel versprechenden Anfänge konnten leider nicht gehalten werden: Aus drei Premieren pro Spielzeit wurden zwei; von zwölf Tänzern blieben acht. Zwölf Vorstellungen pro Saison waren für den international erprobten Robert Poole (43) letztlich nicht mehr tragbar. Poole war unter anderem als Tänzer in Kanada, den Niederlanden und bei William Forsythe in Frankfurt engagiert. Seinen auf weitere fünf Jahre anberaumten Vertrag als Ballettchef hat er nicht verlängert.

Die Folgen sind gravierend, denn Pooles Posten wird vorerst nicht nachbesetzt; das Ensemble steht vor der Auflösung. Die fehlende Sparte Tanz sollen 2003/04 Gastspiele der abcdancecompany (St. Pölten/Festspielhaus) füllen. Ein Hauch der Wehmut umhüllte die am vergangenen Donnerstag vollzogene Abschiedspremiere TraumWolkeJohn im gut besuchten Großen Haus. Zu sehen gab es drei Varianten zu Traumwelten, die man im Stil des modernen Balletts, barfuß und in fließendem Bewegungsduktus, mehr oder weniger spannend auszudrücken vermochte.


Lennons letzte Lieder

Die animierende wie verwirrend-störende Kraft des Vollmondes verpackt Laura Marini in Mond Sturm (Musik: Franz Flieger Stoegner) zu dahingleitenden, sich überlappenden Szenen, hinter denen sich Selbsthass, Begierde und Angstzustände verbergen mögen. Konkreter geht Charlotta Öfverholm Schrei auf einer Wolke an. Mehr dem Tanztheater nahe, brilliert die schwedische Schauspielerin und Tänzerin als vermeintlich Tote, die da im Zuge ihrer "Beerdigung" ihr verkorkstes, unerfülltes Leben Revue passieren lässt.

Schonungslos wirft sich Öfverholm in Szene, gibt sich voll dem harten physischen Agieren hin. Eine bemerkenswerte Künstlerin, die auch in Pooles John auffällig in Erscheinung tritt. In eigenwillig gestalteten Gruppenkonstellationen und schnellen Pas de deux illustriert Poole Lieder aus John Lennons letzten Lebensjahren. Zum melancholischen Finale erklingt dann noch recht treffend The dream is over. Bevor sich Poole nach Spanien zurückzieht, bringt er im Rahmen von "Österreich Tanzt 2003" in St. Pölten als Auftragswerk des Festspielhauses mit seiner Moving Words Company am 15. Mai Steelwork zur Uraufführung. (DER STANDARD, Printausgabe vom 14.4.2003)